29. September 2024, 8:14 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Es gilt als erwiesen, dass naturbelassener Honig zahlreiche wertvolle Nährstoffe enthält und deshalb industriellen Süßungsmitteln zu bevorzugen ist. Offenbar größer als lange angenommen sind die gesundheitlichen Effekte durch seinen regelmäßigen Verzehr, wie kanadische Forscher zeigen.
Naturbelassener Honig kann mit einer Reihe von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen aufwarten – besteht aber auch zu rund 80 Prozent aus Zucker (Fruktose und Glukose), der Rest ist Wasser. Unter ständigem Zuckerkonsum steigen bekanntermaßen der Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung an – nicht besonders gesund. Doch trotz seines hohen Zuckergehalts vermag es Honig jedoch offenbar, ausgerechnet den Blutzuckerspiegel derjenigen zu senken, die ihn regelmäßig verzehren. Das wollen Forscher aus Kanada in einer Studie aus dem Jahr 2022 herausgefunden haben. Außerdem soll Honig das Cholesterin günstig beeinflussen. FITBOOK hat sich die Untersuchung genauer angesehen.
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Übersicht
- Probanden aßen täglich etwa zwei Esslöffel Honig – Ergebnisse der Studie
- Diese Merkmale machen einen „gesunden“ Honig aus
- Warum man Honig nicht in heißen Tee rühren sollte
- Einordnung der Studienergebnisse
- Fazit: Honig ein sinnvoller Ersatz – kein Zusatz zur Ernährung
- Charité-Arzt verriet FITBOOK weitere medizinische Nutzen von Honig
- Quellen
Probanden aßen täglich etwa zwei Esslöffel Honig – Ergebnisse der Studie
Forscher der Universität von Toronto haben Daten aus früheren Studien, in denen die möglichen gesundheitlichen Effekte von Honig untersucht wurden, mit dem Fokus auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel erneut ausgewertet.1
Demnach sollen diejenigen Probanden, die den Daten zufolge regelmäßig Honig (etwa zwei Esslöffel täglich) zu sich nahmen, einen niedrigeren Blutzuckerwert im nüchternen Zustand gehabt haben. Dies gilt als vorteilhaft – ein tendenziell hoher Nüchternblutzucker dagegen kann auf eine Diabeteserkrankung oder deren Vorstufe hinweisen. 2023 kam eine Untersuchung von insgesamt 18 Studien mit über 1100 Teilnehmern ebenfalls zu dem Ergebnis, dass sich insbesondere Robinien-, Klee- und unverarbeiteter Rohhonig positiv auf den Blutzuckespiegel auswirkt.2
Schlechtes Cholesterin runter, gutes rauf
In der kanadischen Studie zeigte sich überdies, dass der Verzehr von Honig dabei helfen könnte, die „schlechten“ Cholesterinwerte zu senken. Die Rede ist etwa von LDL (Low Density Lipoprotein). Es transportiert das Cholesterin aus der Leber in verschiedene Gewebe. Enthält das Blut zu viel LDL, wird damit ein erhöhtes Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert.
Gleichzeitig soll regelmäßiges Konsumieren von Honig das „gute“ Cholesterin erhöhen, so die Forscher. Gemeint ist hier HDL (High Density Lipoprotein). Es bringt überschüssiges Cholesterin vom Gewebe und den Arterienwänden zurück in die Leber, sodass es ausgeschieden werden kann. Als „gut“ wird das HDL-Cholesterin bezeichnet, da es mit einem reduziertem Risiko an Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Arterien-Erkrankungen in Verbindung gebracht wird.
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»Zucker ist also nicht gleich Zucker
„Unter Gesundheits- und Ernährungsexperten hat sich die Annahme etabliert, dass Zucker gleich Zucker ist“, erläutert John Sievenpiper, der federführend an der Studie beteiligt war, in einer Pressemitteilung der Universität Toronto zitiert.3 Die aktuellen Ergebnisse würden jedoch zeigen, dass dies nicht der Fall sei. Sie sollten daher laut Sievenpiper zum Anlass genommen werden, einen Kurswechsel in der Ernährungsmedizin einzuläuten: Es solle nicht mehr per se von Zucker enthaltenden Ernährungsweisen abgeraten werden.
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Diese Merkmale machen einen „gesunden“ Honig aus
Die gewöhnlichen Produkte im Handel bestehen zumeist aus Anteilen verschiedener Blüten sowie „Honigtau“: eine zuckerhaltige Ausscheidungen verschiedener Insekten. Besonders zu empfehlen sind den Studienautoren zufolge aber reine Honigsorten, also solche, die aus dem Nektar einer einzigen Pflanzenart gewonnen werden: etwa Akazien-, Robinien-, Lavendel- oder Lindenhonig (es gibt natürlich noch weitere). Als besonders gesund gilt Manuka-Honig, der aus dem Nektar der Blüten des in Neuseeland beheimateten Manuka-Strauchs gewonnen wird. Manuka-Honig ist im Vergleich zu heimischen Honigsorten jedoch sehr teuer, 250 Gramm kosten bis zu 80 Euro.
Weiterhin sollte es naturbelassener Honig sein. Denn dagegen enthielten pasteurisierte Sorten – diese werden stark erhitzt, um etwaige Mikroorganismen und Enzyme im Honig abzutöten – nur noch geringe Mengen der wertvollen natürlichen Inhaltsstoffe.
Warum man Honig nicht in heißen Tee rühren sollte
Somit empfiehlt Ernährungswissenschaftler und Studienautor Tauseef Khan, auch bei der heimischen Zubereitung von Speisen und Getränken mit Honig auf dessen Erhitzung zu verzichten. Rühre man ihn etwa in einen heißen Tee, zerstöre man demnach nahezu all seine positiven Eigenschaften. Besser sei daher etwa Joghurt oder (kaltes) Salatdressing mit Honig.
Einordnung der Studienergebnisse
Die Forscher räumen ein, dass es sich bei den Studienteilnehmern um Personen gehandelt habe, die einen insgesamt gesundheitsbewussten Lebensstil pflegten. Im Nachhinein ist daher nicht mit Gewissheit zu sagen, wie wesentlich der Honig – dessen Konsum soll etwa zehn Prozent der täglichen Kalorienzufuhr ausgemacht haben – für das Cholesterin dieser Probanden sowie ihre allgemeine kardiometabolische Verfassung war.
Zuletzt ist auch anzumerken, dass die Forscher ihre optimistisch stimmenden Beobachtungen in einem zweiten Studienteil nicht vollumfänglichen bestätigen konnten. Bei einigen Probandengruppen hatte das Honigessen demnach keinen auffällig positiven (aber zumindest auch keinen schädlichen) Effekt gezeigt.
Fazit: Honig ein sinnvoller Ersatz – kein Zusatz zur Ernährung
Generell sei das Lebensmittel kein Allheilmittel, und dies ohnehin nicht die Botschaft der Studie, resümieren die Autoren. Wer also etwa aufgrund gesundheitlicher Vorbelastungen Zucker im Allgemeinen meide, solle nun nicht anfangen, zusätzlichen Honig zu sich zu nehmen. Menschen jedoch, deren Ernährung reich an Haushaltszucker, Sirup oder ähnlichem sei, sollten gern darüber nachdenken, alternativ Honig als Süßungsmittel zu verwenden. Wie gesund (roher) Honig tatsächlich sei, müsse in getrennten Untersuchungen genauer beleuchtet werden.
Studienlage Die wissenschaftlich belegten Gesundheitseffekte von Honig
Einblicke Naturheilkunde und Honig – so war der „Health, Wellness & Honey Brunch“ von FITBOOK
Bei Event von FITBOOK und STYLEBOOK Charité-Arzt über Honig: „Große Einsatzgebiete sind Infektabwehr und Wunden“
Charité-Arzt verriet FITBOOK weitere medizinische Nutzen von Honig
In Honig versteckt sich womöglich noch verstecktes Potenzial für medizinische Einsatzgebiete. „Wenn man eine Forschungsinitiative lostritt, wird man viel Spannendes finden“, erklärte Dr. Rainer Stange, Experte für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin am Immanuel Krankenhaus Berlin, als Speaker den 80 versammelten Gästen beim „Health, Wellness & Honey Brunch“ von FITBOOK und STYLEBOOK. Allerdings flössen Gelder stärker in die Erforschung von Stoffen für Medikamente als in Naturheilmittel wie Honig.
Was Dr. Stange über die Wirkung von Honig bestätigen konnte: „Die beiden großen Einsatzgebiete sind Infektabwehr und Wunden.“ Vorbeugend sei Honig – und speziell auch der aufgrund seines hohen Gehalts an Methylglyoxal als besonders gesund geltende Manuka-Honig – durchaus sinnvoll. „Schlecht heilende Wunden von Diabetikern bekommt man mit Honig eventuell zu“, verriet Stange außerdem.