22. März 2021, 17:05 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Schon jetzt leben rund 7,7 Milliarden Menschen gleichzeitig auf der Erde. Bis 2050 sollen es sogar 10 Milliarden sein. Woher sollen die Ressourcen kommen, um sie alle zu versorgen? Von Grillen, wenn es nach Lara Schuhwerk geht. In der heutigen Auftaktfolge der neuen „Die Höhle der Löwen“-Staffel (20:15 Uhr auf VOX) stellt sie ihr Start-up Beneto Foods vor, das Pasta aus Grillen produziert. FITBOOK hat bei einer Ernährungsexpertin nachgefragt, ob das wirklich eine Alternative ist.
VOX zeigt ab dem 22. März neue Folgen von „Die Höhle der Löwen“ – auch dabei Lara Schuhwerk (28) mit ihrem Food-Startup Beneto. Gleich als erste Gründerin der neuen Staffel geht sie einen „sehr abenteuerlichen, steinigen Gründerweg, auf der Mission – ganz pathetisch gesagt – der Weltrettung“, wie sie Moderator Amiaz Habtu erzählt. FITBOOK hat zusammengefasst, worum es bei Beneto Foods geht und bei Ernährungswissenschaftlerin Beke Enderstein nachgefragt, wie gesund das Produkt tatsächlich ist.
Übersicht
Was ist die Idee hinter Beneto Foods?
Bei Beneto Foods handelt es sich um ein Start-up, das es sich zum Ziel gesetzt hat, alternative Lebensmittelressourcen zu finden – schon jetzt, aber besonders für die Zukunft, in der zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern könnten. „Wie soll man diese ganzen Menschen nachhaltig ernähren und mit lebensnotwendigen Proteinen versorgen, ohne die eigene Lebensgrundlage zu zerstören?”, fragt Gründerin Lara Schuhwerk (28) die Löwen.
„Mir war schon während meines Studiums klar, dass ich nicht länger Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung sein möchte“, erzählt Schuhwerk FITBOOK. „Deshalb habe ich mich gefragt, wo denn Klimaschutz überhaupt anfängt: bei der Steckdose, bei der Wahl des Fortbewegungsmittels oder viel essentieller direkt auf dem Teller?“ Nach einem einjährigen Aufenthalt in China habe sie ihren Wirkungsgrad in Lebensmitteln gefunden. Ihr Ziel sei es gewesen, eine alternative und nachhaltige Proteinquelle zu finden – und die glaubt sie in einer bestimmten Heuschreckenart gefunden zu haben.
„Grillen enthalten 50 Prozent mehr Protein als Hühner- oder Rinderfleisch. 15 Prozent mehr Eisen als Spinat und genauso viel Vitamin B12 wie beispielsweise Fisch“, erklärt Schuhwerk. Außerdem erzeugten sie 100 Mal weniger CO2-Emissionen und verbrauchten 2.000 Mal weniger Wasser als Rinder – um die doppelte Menge an Protein zu erzeugen. Nicht nur für die Umwelt und das zusätzliche Eiweiß eignen sich Grillen. 2018 fand eine Studie heraus, dass Grillenmehl – wie es auch in Beneto Foods verwendet wird – förderlich für die Darmgesundheit ist.
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Was steckt drin?
„Damit der Einstieg in den Benetarismus leichtfällt, haben wir eine Insektennudel aus Grillenmehl entwickelt, die 40 Prozent Protein (auf 100 Gramm) enthält. Damit kann man von den ernährungsphysiologischen Vorteilen des Superfoods „Grille“ profitieren, ohne sich an der vermeintlich befremdlichen Optik des Insekts zu stören“, erzählt Lara Schuhwerk. Den Begriff „Benetarismus“ hat Beneto übrigens selbst geprägt.
Ziel des Start-ups ist es, verschiedene Lebensmittel aus Grillen herzustellen. Bislang beschränkt sich das Sortiment von Beneto Foods auf Pasta, die auch die Löwen einmal kosten dürfen. Die Nudeln in vier Geschmacksrichtungen (Tomate, Curry, Steinpilz und Schoko-Zimt) bestehen aus Dinkelgrieß, Erbsen und 15 Prozent Grille. Durch den – laut Aussage der Gründerin – höchsten Grillen-Anteil eines Anbieters auf dem deutschen Markt, soll die Pasta viermal so viel Protein enthalten wie herkömmliche. Insekten-Food-Mitbewerber hätten zum Teil nur einen Grillen-Anteil von drei Prozent in ihren Produkten.
Aber schmeckt das auch? Die Löwen sind sich uneins. „Super lecker, echt klasse“, urteilt der ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg, der seit der achten Staffel dabei ist. Auch Ralf Dümmel findet die Pasta geschmacklich gut. Anders sehen es hingegen Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl, die die Konsistenz als „trocken“ bezeichnen und bemängeln, dass die Nudeln im Mund „zerbröseln“. Noch härter urteilt Georg Kofler: „Im Vergleich zu einer normalen Pasta ist das deutlich schlechter.“
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Wer ist die Zielgruppe von Beneto?
„Sportliche, ernährungsbewusste, flexitarische und nachhaltigkeitsorientierte 20- bis 40-Jährige auf der Suche nach alternativen ökologischen Proteinquellen sind die Mehrheit unserer Kunden“, heißt es auf der Seite einer Crowdfunding-Kampagne von Beneto Foods, die im Herbst 2019 ins Leben gerufen wurde und über 16.000 Euro von 416 Unterstützer*innen gesammelt hat.
Bislang ist die Pasta jedoch auch ein Produkt, das eher auf Besserverdiener abzielt. Denn ein Paket Pasta kostet derzeit 8,50 Euro – dem hohen Preis von Grillenmehl im vergangenen Jahr geschuldet. Irgendwann soll der Preis auf 3,95 Euro pro Paket sinken – auch mit der Hilfe der Löwen. Aber wird einer von ihnen bei Beneto zuschlagen?
Was hält eine unabhängige Expertin von der Insektenpasta?
Diplom-Oecotrophologin und Journalistin Beke Enderstein rät, die Protein-Pasta differenziert zu betrachten: „Als alternative Protein-Quelle zu Fleisch finde ich die Nudeln definitiv überzeugend – aus nachhaltiger und tierfreundlicher Sicht. Auch der Anteil an essentiellen Aminosäuren und Mikronährstoffen wie Eisen scheint mir stimmig zu sein.“
Sie selbst könne sich allerdings nicht überwinden, Pasta aus Insektenmehl zu essen. „Nicht nur, weil ich Vegetarier bin, sondern ich finde die Vorstellung von gemahlenen Grillen mit Tomaten-Sugo und Parmesan sehr gewöhnungsbedürftig. Ich glaube, dass zahlreiche Verbraucher – zumindest die Mehrheit der westlichen Bevölkerung – diese Skepsis nachempfinden können.“ Enderstein schätzt, dass der Anteil an Vegetariern weiter zunehmen wird. Und Produkte aus Grillenmehl sind nun einmal weder vegetarisch, noch vegan.
Der sensorische Aspekt und das steigende Interesse an einer pflanzlichen Ernährung stehen einem durchschlagenden Erfolg der Eiweiß-Nudeln aus ihrer Sicht im Weg. „Während ich die Idee von Insekten-Pasta als nachhaltiges Pendant zu Steak, Hähnchen und Co. zwar durchaus gut finde, glaube ich nicht, dass sich Spirelli aus Grillen gegenüber proteinreicher Pasta aus Hülsenfrüchten wie roten Linsennudeln durchsetzen werden.“
Bekommt Beneto einen Deal mit einem Löwen?
Nico Rosberg und Ralf Dümmel, die die Grillen-Pasta beide lecker fanden, boten Schuhwerk genau den Deal an, den sie sich erhofft hatte: 80.000 Euro für 15 Prozent ihrer Firmenanteile. Aber anstelle sie nun zwischen den identischen Angeboten entscheiden zu lassen, entbrannte ein Kampf zwischen den beiden Löwen. Rosberg versuchte seinen Konkurrenten auszustechen und garantierte dasselbe Netzwerk von 10.000 Filialen, das Dümmel bieten könne. „Das ist doch ein Messwert“, schätzte Dümmel. Man werde später messen können, ob dieses Versprechen auch gehalten wurde. „Das ist leicht gesagt, aber nicht so einfach.“
Rosberg konterte mit einem Angebot, das nicht nur Schuhwerk, sondern auch die anderen Löwen überraschte: Er wolle nur 7,5 Prozent der Firmenanteile für seine 80.000 Euro haben. Nur, wenn er es schaffen sollte, Beneto Foods innerhalb von 18 Monaten in 10.000 Filialen zu bringen, würde er die restlichen 7,5 Prozent Firmenanteile nehmen. „Das hatten wir noch nie“, kommentierte Carsten Maschmeyer. Dümmel zog sofort nach und bot denselben Deal – allerdings innerhalb von nur sechs statt 18 Monaten.
Letztendlich entschied sich Lara Schuhwerk für das Angebot von Nico Rosberg und konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hätte niemals zu hoffen gewagt, auch nur ein einziges Angebot zu bekommen, erzählt sie FITBOOK. „Als im Verlauf der Show dann gleich zwei Löwen um mich gekämpft haben, und ich einen noch viel besseren Deal mit meinem Wunschlöwen abräumen konnte, kam das einem Traum gleich. Das war pure Freude und Begeisterung!“
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Wo steht Beneto Foods nach „Höhle der Löwen“?
Lara Schuhwerk berichtet, dass sie nach der Aufzeichnung die rechtliche Grundlage geschaffen hätten, um das Einzelunternehmen in die Beneto Foods GmbH umzuwandeln. „Gleichzeitig haben wir unser Produktsortiment strategisch überarbeitet, weshalb wir zum Ausstrahlungstermin zwei anstatt der präsentierten vier Pastasorten anbieten.“ Zudem hätten sie ein neues Verpackungskonzept erarbeitet und die Produktionsmenge um 1.200 Prozent skaliert. „Die Rezepturen der Sorte “Natur” und “Tomate” wurden optimiert und alle Lieferanten gewechselt, weshalb wir nun auch stolz sind, Grillenmehl aus Baden-Württemberg zu beziehen.“