5. Dezember 2024, 19:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hochverarbeitete Lebensmittel bergen viele gesundheitliche Risiken. Sie begünstigen nicht nur Übergewicht, sondern auch Krankheiten wie Diabetes, Fettleber und Co. Manch einer denkt, den Folgen derartiger Lebensmitteln mit Sport vorbeugen zu können – eine neue Studie deckte nun aber auf, dass hochverarbeitete Produkte auch Auswirkungen auf Muskeln haben können.
Unter hochverarbeiteten Lebensmitteln (UPS) versteht man Produkte, die industriell hergestellt wurden und oftmals viel Salz und Zucker, gesättigte Fette sowie Zusatzstoffe enthalten. Dazu zählen bspw. Wurst, Fertiggerichte, Snacks und Eiscreme. Daher überrascht es kaum, dass ein hoher Verzehr derartiger Lebensmittel zu Krankheiten wie Diabetes und Demenz führen kann. Auch viel Bewegung und regelmäßige Sporteinheiten können dagegen nichts ausrichten. Eine neue Studie zeigt sogar, dass hochverarbeitete Lebensmittel einen negativen Einfluss auf die Oberschenkelmuskeln haben können.
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Übersicht
Fokus der Studie lag auf der Oberschenkelmuskulatur
Im Rahmen der Jahrestagung der Radiological Society of North America (RSNA) stellten Wissenschaftler ihre Studie zu den Auswirkungen des Verzehrs der hochverarbeiteten Lebensmittel auf die Muskulatur vor.1 Dabei sah sich das Team aber nicht den gesamten Körper an, sondern beschränkte sich rein auf die Oberschenkelmuskulatur. „Forschungen von unserer und anderen Gruppen haben bereits gezeigt, dass der quantitative und funktionelle Abbau der Oberschenkelmuskulatur möglicherweise mit dem Beginn und Fortschreiten von Kniearthrose in Zusammenhang steht“, erklärt Autorin Zehra Akkaya, Forscherin in der Abteilung für Radiologie und biomedizinische Bildgebung an der University of California, den Grund, warum sie genau auf diesen Muskel eingingen.
Zusammenhang zwischen Oberschenkelmuskulatur und Essgewohnheit
Für ihre Analysen bezogen die Forscher Daten von insgesamt 666 Personen mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren, die an einer landesweiten Studie zur Arthrose – eine Erkrankung mit chronisch-degenerativen Gelenkveränderungen – teilgenommen hatten.2 Ein wichtiges Einschlusskriterium bestand darin, dass die Probanden selbst noch nicht von Arthrose betroffen waren. Außerdem waren alle Teilnehmer übergewichtig, was man anhand eines BMI ab 27 ausmachte. Mithilfe eines Fragebogens holte man sich Informationen über das Essverhalten des vergangenen Jahres ein. Das Ergebnis: Etwa 40 Prozent der Lebensmittel der Teilnehmer waren hochverarbeitete Lebensmittel.
Um bewerten zu können, wie viel intramuskuläres Fett die Probanden durch ihre Ernährung im Oberschenkelmuskel aufwiesen, unterzogen sich alle MRT-Scans. „Dies ist die erste Bildgebungsstudie, die die Beziehung zwischen der durch MRT ermittelten Skelettmuskelqualität und der Qualität der Ernährung untersucht“, weist Akkaya auf die Besonderheit ihrer Vorgehensweise hin.
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Hoher Gehalt an intramuskulären Fett durch hochverarbeitete Lebensmittel
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Personen mit mehr intramuskulärem Fett in den Oberschenkeln auch mehr hochverarbeitete Lebensmittel konsumierten. „Auf MRT-Bildern ist dieser Abbau als Fettdegeneration des Muskels zu erkennen, bei der Fettstreifen die Muskelfasern ersetzen“, erklärt Akkaya. Das habe allerdings nichts mit der täglichen Kalorienaufnahme zu tun, sondern basiere lediglich auf der Wahl der Lebensmittel. Auch ausreichend körperliche Aktivität habe keinen Einfluss auf dieses Ergebnis, bedeutet: Selbst wer Sport macht, kann durch hochverarbeitete Lebensmittel die Fettablagerung in den Oberschenkelmuskeln nicht verhindern.
Die Anlagerung von Fett in den Oberschenkelmuskeln und der Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln ist demnach auch ein Anzeichen für Arthrose. „Da diese Erkrankung eng mit Fettleibigkeit und ungesunder Lebensführung verbunden ist, gibt es potenzielle Möglichkeiten zur Änderung des Lebensstils und zur Behandlung der Krankheit.“
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Einordnung der Studie
„Das Verständnis dieses Zusammenhangs könnte wichtige klinische Auswirkungen haben, da es eine neue Perspektive darauf bietet, wie sich die Qualität der Ernährung auf die Gesundheit des Bewegungsapparats auswirkt“, so Dr. Akkaya.
Um allerdings darauf aufbauend Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln, bedarf es weiterer Studien. Denn die vorliegende Untersuchung beschränkte sich lediglich auf eine geringe Anzahl an Probanden, die allesamt übergewichtig waren. Demnach ist nicht klar, ob die Ergebnisse auch auf die breite Masse und auf Personen, die zwar viel hochverarbeitete Lebensmittel konsumieren, jedoch laut ihres BMI nicht als übergewichtig eingestuft werden, zutreffen würden. Zusätzlich wäre es sinnvoll, zu untersuchen, ob auch andere Muskeln von dem identifizierten Effekt betroffen wären.
Des Weiteren fragte man die Essgewohnheiten der Teilnehmer des vergangegen Jahres ab. Dadurch können die Antworten möglicherweise nicht ganz auf ihren tatsächlichen Konsum aufgrund von Erinnerungslücken oder Ungenauigkeiten zugetroffen haben.