4. März 2024, 19:37 Uhr | Read time: 4 minutes
In vielen Regalen eines Supermarkts lassen sich Lebensmittel finden, deren eher ungünstiger Effekt auf die Gesundheit bekannt ist. Von Tiefkühlpizzen über Würstchen bis zu Keksen ist die Liste dieser Nahrungsmittel lang. So wundert es kaum, dass diese Produkte auch in fast jedem Haushalt anzutreffen sind – obwohl sie einige schwerwiegende Gesundheitsrisiken mit sich bringen, wie eine neue Studie herausgearbeitet hat.
Unter hochverarbeiteten Lebensmitteln versteht man alle Nahrungsmittel, die in einem aufwendigen bzw. umfangreichen industriellen Verarbeitungsprozess entstehen. Oftmals enthalten diese hohe Mengen an Zucker, Salz, ungünstigen Fetten und eine Reihe an Zusatzstoffen. Dagegen mangelt es allerdings an Ballaststoffen und Vitaminen.1 Daher liegt es nahe, dass der Verzehr von derartigen Nahrungsmitteln nicht die gesündeste Ernährungsform ist. Eine Studie deckte nun auf, dass hochverarbeitete Lebensmittel 32 verschiedene ernstzunehmende Gesundheitsprobleme begünstigen können.
Übersicht
Analyse der bisherigen Studienlage
Ein Team aus Forschern beschäftigte sich damit, verschiedene Studien herauszusuchen und zusammenzuführen, um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel und Gesundheitsproblemen herstellen zu können.2 Deshalb durchsuchten sie verschiedene ausgewählte Datenbanken nach vordefinierten Schlagwörtern und konzentrierten sich dabei auf epidemiologische Beobachtungsstudien zwischen 2009 und 2023. So nahm man alle Untersuchungen mit auf, die sich auf den Verzehr von derartigen Nahrungsmitteln gemäß der Nova-Lebensmittelklassifikation mit gesundheitlichen Schäden konzentrierte. Keine der Studien wurde von Unternehmen finanziert, die an der Herstellung hochverarbeiteter Lebensmittel beteiligt sind.
Anschließend extrahierte man die Daten von insgesamt 45 Metaanalysen aus 14 Artikeln, welche Angaben zur Sterblichkeitsrate, Krebs sowie psychischen, respiratorischen, kardiovaskulären, gastrointestinalen und metabolischen Gesundheitsergebnissen von fast zehn Millionen Teilnehmern erhoben. Die Schätzungen der Exposition gegenüber ultraverarbeiteten Lebensmitteln wurden aus einer Kombination von Fragebögen zur Häufigkeit der Nahrungsaufnahme, 24-Stunden-Erinnerungen und der bisherigen Ernährung gewonnen. Zudem sah man sich die Dosierung genauer an: Wurden jeden Tag hochverarbeitete Lebensmittel gegessen oder nur häufig bzw. gar nicht konsumiert? Anhand von Reanalysen sowie unter Einbezug von Signifikanzverzerrungen ordnete man die gesundheitsschädlichen Ergebnisse in extrem suggestiv (suggestiv=überzeugend), sehr suggestiv, suggestiv, schwach oder in keine Evidenz ein.
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Erhöhtes Risiko für 32 Gesundheitsprobleme
Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass der Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel mit einem erhöhten Risiko für 32 Gesundheitsprobleme verbunden ist. So stellten die Forscher folgende signifikanten Steigerungen, also extrem suggestiv bzw. sehr suggestiv, durch den Verzehr derartiger Nahrungsmittel fest:3
- Kardiovaskulär bedingte Todesfälle: 50 Prozent
- Angstzustände und psychische Störungen: 48 bis 53 Prozent
- Typ-2-Diabetes: 12 Prozent
- Tod jeglicher Ursachen: 21 Prozent
- Tod durch Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Schlafstörungen: 40 bis 66 Prozent
- Depressionen: 22 Prozent
Aber auch für andere Krankheiten konnten die Wissenschaftler ein erhöhtes Risiko durch die Aufnahme von hochverarbeiteten Lebensmitteln beobachten – wenn auch nicht so signifikant wie bei den eben erwähnten Krankheiten. Dazu zählen unter anderem:
- Brust-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Schlafstörungen
- Angstzustände
- Asthma
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Morbus Crohn (Chronisch entzündliche Darmerkrankung)
- Colitis ulcerosa (Chronisch entzündliche Darmerkrankung)
- Fettleibigkeit
- Nicht durch Alkohol bedingte Fettlebererkrankung
- Hyperglykämie (Erhöhter Blutzuckerspiegel)
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Einordnung der Studie
Die Untersuchungen machen deutlich, dass der Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln Gesundheitsprobleme mit sich bringen kann. „In Verbindung mit bestehenden bevölkerungsbezogenen Strategien empfehlen wir dringend mechanistische Forschung sowie die Entwicklung und Bewertung umfassender bevölkerungsbezogener und öffentlicher Gesundheitsstrategien, einschließlich staatlich geführter politischer Rahmenbedingungen und Ernährungsrichtlinien, die darauf abzielen, die ernährungsbedingte Exposition gegenüber ultraverarbeiteten Lebensmitteln gezielt zu reduzieren, um die menschliche Gesundheit zu verbessern“, definieren die Forscher den Nutzen ihrer Erkenntnisse.
Allerdings weisen die Wissenschaftler selbst darauf hin, dass die Ergebnisse nur einen groben Überblick lieferten und es noch weiterer Studien bedürfe. So befürchten sie, dass nicht gemessene Faktoren und die unterschiedlichen Bewertungen der einzelnen Untersuchungen ihre Ergebnisse beeinflusst haben könnten. Demnach könne man nicht ausschließen, dass neben dem Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln noch andere Risikofaktoren zu den Zahlen beigetragen hätten.
Auch die Glaubwürdigkeit der Daten ist nicht eindeutig gegeben. So basieren manche Angaben auf Selbsteinschätzungen sowie Erinnerungen der Teilnehmer, was nicht immer der Wahrheit entsprechen muss.