18. Februar 2020, 7:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Mehr als 90 Prozent der Deutschen schmieren sich täglich Stullen, Schrippen oder Weckle. Nur: Brot besteht vor allem aus Kohlenhydraten. Wer sich also nach dem Low-Carb-Prinzip ernährt, müsste eigentlich darauf verzichten. Wie praktisch, dass man beim Bäcker immer häufiger auf sogenanntes Eiweißbrot stößt. Das wirbt damit, fast ohne die oft als Dickmacher deklarierten Carbs auszukommen. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein? FITBOOK hat mit Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung über die Vor- und Nachteile des Fitnessbrotes gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Eiweißbrot und wie schmeckt es?
Ein herkömmliches Brot besteht in der Regel aus Mehl, Hefe, Wasser und Salz. Bei der Herstellung von Eiweißbrot wird das Mehl dagegen durch andere Zutaten wie Weizen-, Soja- oder Lupineneiweiß, Sojaschrot oder Leinsamen ersetzt und zusätzlich noch durch Körner, Quark und Eier ergänzt. Das fertige Brot ist im Vergleich deutlich kompakter und schwerer und lässt sich geschmacklich als herzhaft und kernig beschreiben. Die Konsistenz ist saftig bis etwas klebrig. Preislich liegt die Brotalternative bei etwa 6 Euro pro Kilogramm, ist also vergleichsweise teurer als normales Brot (ca. 2 bis 4 Euro/kg)
Mehr Fett und mehr Kalorien
Als großer Vorteil von Eiweißbrot werden vor allem die vermeintlich besseren Nährwerte im Vergleich zu normalem Brot angepriesen. Aber ist es nun auch wirklich gesünder? Dazu hat FITBOOK Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) zu Rate gezogen. Ihre Antwort: „Nein, es hat einfach eine andere Nährstoffzusammensetzung.“
Richtig sei, dass Eiweißbrot mit einem Anteil von nur 4,5 bis 7 Prozent deutlich kohlenhydratärmer ist als „traditionelles“. Auch ist der Eiweißgehalt mit 26 Gramm pro 100 Gramm etwa drei bis viermal so hoch wie bei normalen Brotsorten (ca. 7 Gramm pro 100 Gramm). Ebenfalls gut für die Verdauung: der hohe Ballaststoffgehalt. Zu bedenken sei laut der Diplom-Ökotrophologin Gahl allerdings der deutlich höhere Fettgehalt. Um Geschmack und Struktur des Brotes zu erhalten, wird dieser ordentlich nach oben geschraubt. Ein normales Brot hat auf 100 Gramm nur etwa 1 bis 2 Gramm Fett, die Low-Carb-Alternative hingegen schlägt mit ganzen 16 Gramm ordentlich zu Buche. Das spiegelt sich natürlich auch im Kaloriengehalt wider. Ein Eiweißbrot hat auf 100 Gramm bis zu 100 kcal mehr als gewöhnliches Brot.
Abnehmen mit Eiweißbrot – funktioniert das?
Besonders das Prinzip der beliebten Low-Carb-Diät beruht auf der Reduzierung von Kohlenhydraten und einer Erhöhung des Eiweißgehaltes in der täglichen Ernährung. Dadurch muss der Körper, um Energie zu gewinnen, verstärkt die Fettdepots angreifen. Besonders abends soll der Verzicht auf kohlenhydrathaltige Lebensmittel förderlich sein, um den Fettabbau anzukurbeln. Kann das Low-Carb-Brot also trotz höherem Fettgehalt unter Umständen dennoch beim Abnehmen helfen? Die Antwort unserer befragten Ernährungsexpertin Antje Gahl lautet jein.
Generell sorge das Brot im Vergleich zu herkömmlichen Backwaren durch den höheren Eiweiß- und Ballaststoffgehalt für ein längeres Sättigungsgefühl. Frau Gahl verweist dabei auf verschiedene Untersuchungen, wonach dies im Rahmen einer Diät kurzfristig (ca. 3 bis 6 Monate) zu einer höheren Gewichtsreduktion beitragen könne. Bei dauerhafter proteinreicher Ernährung sei der genannte Effekt jedoch kleiner bzw. nicht mehr vorhanden. „Allein durch den Verzehr von Eiweißbrot am Abend wird also niemand langfristig abnehmen“, so die Expertin. Weiter erklärt sie: „Letztendlich ist die Gesamtkalorienmenge des Tages entscheidend. Gewichtsverlust ist immer eine Frage der Energiebilanz und weniger eine Frage des Anteils der Hauptnährstoffe und wann ich welche Nährstoffe aufnehme.“
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Eiweißbrot kann gegen Heißhungerattacken helfen
Eiweißbrot kann jedoch unter Umständen in anderer Hinsicht beim Abnehmen helfen: Wir können damit unsere Psyche austricksen! Viele Diäten scheitern daran, dass sich nach einer gewissen Zeit des Verzichts ein enormer Heißhunger auf die Lebensmittel einschleicht, die wir uns „verbieten“. Bei der Low-Carb-Diät kann es also passieren, dass wir plötzlich eine unheimliche Lust auf kohlenhydratreiche Lebensmittel verspüren. Ab und an eine Scheibe Eiweißbrot zu essen kann dabei helfen, das Verlangen nach richtigem Brot, was ja gerade tabu ist, zu stillen und länger konsequent zu bleiben.
Brot essen – ja oder nein?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eiweißbrot auf keinen Fall ungesund ist, man es aber auch nicht als Wundermittel zum Abnehmen betiteln kann. „An sich spricht nichts dagegen. Wem es schmeckt und wer es gut verträgt, der kann es sich gerne kaufen“, so Frau Gahl. Sagt einem normales Brot aber geschmacklich einfach mehr zu, dann kann man das ebenso ruhigen Gewissens essen.
Letztlich ist es wie immer eine Frage des richtigen Maßes. Man kann sowohl zu viel Weizen-, Vollkorn-, Dinkel- oder Roggenbrot als auch zu viel Eiweißbrot essen. Zudem sind Kohlenhydrate ein wichtiger Baustein für eine ausgewogene Ernährung, liefern uns Energie und, ja, schmecken auch einfach gut. Das findet auch die Ernährungswissenschaftlerin. Wer nicht streng nach dem Low-Carb-Prinzip lebt, sich aber dennoch proteinreich ernähren möchte, könne ihrer Meinung nach genauso gut zu einem herkömmlichen Brot mit eiweißreichem Belag, wie beispielsweise Quark, Käse, körnigem Frischkäse oder einem gekochten Ei greifen. Ihr Fazit: „Ein völliger Verzicht auf herkömmliches Brot ist nicht nötig, vor allem da es meist preiswerter ist als das oft teurer angebotene Eiweißbrot. Diese Investition lohnt sich nicht.“
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Eiweißbrot selbst machen – so geht’s!
Wer nun doch neugierig auf die Brotalternative geworden ist, kann das Ganze allerdings deutlich günstiger einfach selbst machen. Damit hat man zudem auch die einzelnen Inhaltsstoffe besser im Blick. Dass das noch dazu kinderleicht ist, zeigt uns Bloggerin Janine Fischer auf ihrem Instagram-Account mit diesem tollen Rezept:
Zutaten für Janines Eiweißbrot
- 250 Gramm Haferflocken (geschrotet)
- 20 Gramm Leinsamen (gescheitet)
- 50 Gramm Chiasamen
- 4 Eier
- 3 Möhren
- 500 Gramm Magerquark
- 1 Packung Backpulver
- Salz
- nach Belieben: Körner zum Bestreuen
Zubereitung
- Backofen auf 200 Grad (Umluft) vorheizen.
- Möhren schälen und klein raspeln.
- Quark und Eier in einer Schüssel verquirlen.
- Die trockenen Zutaten ebenfalls vermengen und dann gemeinsam mit den geraspelten Möhren unter die Ei-Quark-Masse mischen.
- Kastenform mit Backpapier auslegen und den Teig hinein geben. Nach Belieben mit Körnern bestreuen (z.B. Sonnenblumen- oder Kürbiskerne).
- Für ca. 60 Minuten in den Backofen geben. Fertig!
- Lagern können Sie das Brot im Kühlschrank oder dem Brotkasten, es sollte allerdings innerhalb von etwa drei Tagen gegessen werden.