Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Umstrittene Stoffwechselkur

Phasen, Regeln und Gefahren der HCG-Diät

HCG Diät
Die HCG-Diät ist weder ausgewogen noch alltagstauglich. Dennoch klingen ihre Ziele verführerisch für viele, die abnehmen wollen Foto: Getty Images

9. März 2023, 10:22 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

Das Ziel der HCG-Diät lockt viele Abnehmwillige an: rasanter Gewichtsverlust. Tatsächlich darf die Stoffwechseldiät aufgrund der gesundheitlichen Risiken, die sie birgt, in ihrer klassischen Form gar nicht mehr angewendet werden. Doch es haben sich Schlupflöcher aufgetan. Im Internet bieten unseriöse Quellen HCG-Tabletten an – und auch Globuli sollen zum gewünschten Ergebnis führen. Eine Ernährungsexpertin hat für FITBOOK alle Aspekte dieser umstrittenen Diät beleuchtet.

Artikel teilen

Die aus England stammende HCG-Diät ist zwar kein Newcomer unter den Diäten, mischt aber nach wie in der Welt der beliebten Diäten mit – wenn auch in adaptierter Form. Die Kombination aus verschiedenen Diätphasen samt Hormon-Therapie soll die überflüssigen Pfunde effektiv zum Schmelzen bringen.

Was ist die HCG-Diät?

Bei der britischen HCG-Diät handelt es sich um eine Reduktionskost, bei der die Energieaufnahme stark – ungefähr auf ein Viertel der gewöhnlichen Kalorienaufnahme – gedrosselt wird. Während eine erwachsene Person einen durchschnittlichen, täglichen Energiebedarf von ca. 2000 Kilokalorien hat, setzt die HCG-Ernährung auf eine sehr niedrige Energiezufuhr von nur 500 Kilokalorien pro Tag.

Während andere Diäten auch auf ein teils deutliches Kaloriendefizit setzen, ist die HCG-Diät durch eine Besonderheit charakterisiert: Übergewichtige Frauen erhalten geringe Dosen des Schwangerschaftshormons HCG (Humanes Choriongonadotropin) – was auch den Namen erklärt. Die Plazenta produziert HCG während der Schwangerschaft, um den Gelbkörper zu erhalten.

Achtung: Mittlerweile darf das Hormon HCG nicht mehr zur Gewichtsabnahme injiziert und auch in sonstiger Darreichungsform verabreicht werden! Allerdings ist es illegal möglich, HCG-Tabletten und Co. über unseriöse Quellen im Internet zu beziehen!

Wer hat die Diät erfunden?

Die HCG-Diät geht auf den britischen Mediziner Dr. Albert T.W. Simeons zurück, der die Kostform mit streng limitierter Kalorienzufuhr und Hormongabe 1954 entwickelt hat. Simeons Theorie geht auf Beobachtungen an schwangeren, indischen Frauen zurück, die trotz extrem niedriger Kalorienaufnahme mehr Fettmasse als Muskulatur verloren.

Zusätzlich fiel Dr. Albert T.W. Simeons bei seiner Recherche auf, dass die werdenden Mütter leistungsfähig waren, obwohl sie sich in einem Kaloriendefizit befanden. Simeons folgerte daraus, dass die aufgrund der Schwangerschaft erhöhten HCG-Konzentrationen für die positive Wirkung verantwortlich sein müssen.

Aufgrund seiner Beobachtungen verabreichte Dr. Albert T.W. Simeons seinen übergewichtigen Patienten – zusätzlich zur stark limitierten Kalorienrestriktion – geringe Dosen an HCG-Injektionen, die laut Simeons zu einer größeren Gewichtsabnahme führten.

Auch interessant: Wie ausgewogen und sinnvoll ist die Zone-Diät nach Sears?

Was verspricht die HCG-Diät?

Wer sich an die strikte Kalorienreduktion und die Einnahme von HCG hält, soll in den ersten drei Wochen 10 Prozent seines Körpergewichts verlieren können. Laut Simeons Theorie basiert die Gewichtsabnahme insbesondere auf einem Verlust von Depotfett an Beinen und Hüften, sodass vor allem Frauen mit den typischen Problemzonen profitieren können. Zudem sollen die Hormongaben den Appetit und das Hungergefühl trotz starker Energierestriktion drosseln sowie negative Stimmungsschwankungen während der Diät verhindern.

Die 3 Phasen der HCG-Diät

Indem Frauen das Peptidhormon HCG verabreicht wird, soll dem Körper signalisiert werden, dass er ein heranwachsendes Kind zu versorgen hat. Entsprechend zielt die Hormontherapie darauf ab, Depotfett von Hüften, Oberschenkeln und Co. abzubauen, um den Fötus zu versorgen.

  • Startphase (2 Tage): Die HCG-Diät startet zunächst mit zwei Schlemmertagen, die den Stoffwechsel ankurbeln sollen. Im Gegensatz zu anderen Diäten erfolgt die Aktivierung nicht über spezielle Lebensmittel, sondern die kulinarischen Zügel werden extrem locker gehalten: In dieser Startphase dürfen Abnehmwillige alles essen, worauf sie Appetit haben. Bis zu 4000 Kilokalorien sind erlaubt.
  • Diätphase (3 Wochen): Im Anschluss an die beiden Schlemmertage folgt die eigentliche Diätphase, in der 3 Wochen lang strikte Diätregeln zu befolgen und nur 500 Kilokalorien pro Tag erlaubt sind (siehe „ Regeln der HCG-Diät“).
  • Stabilisierungsphase (3 Wochen): In dieser Phase soll das erreichte Gewicht gehalten werden. Dafür wird der Kaloriengehalt wieder langsam angehoben, indem kleine Mengen der zuvor verbotenen Lebensmittel wieder erlaubt sind.

Die Regeln der HCG-Diät

Um innerhalb kürzester Zeit abzunehmen, müssen die Grundregeln explizit eingehalten werden. Sowohl die Lebensmittel als auch die Mengen dürfen nicht vom Ernährungskonzept abweichen. Zusätzlich muss die tägliche Hormoneinnahme (bei neueren Methoden die Globuli-Zufuhr) berücksichtigt werden. Die Regeln in der Übersicht:

  • max. 500 kcal pro Tag*
  • kein Zucker
  • nahezu keine Kohlenhydrate
  • kein Fett
  • reichlich Quell- oder Mineralwasser
  • kein Alkohol
  • Aufnahme von HCG

*moderne Varianten erlauben teilweise bis zu 800 kcal pro Tag

Auch interessant: Atkins – wie gesund ist der Diät-Klassiker?

Welche Lebensmittel sind bei der HCG-Diät erlaubt?

Die Lebensmittelauswahl der HCG-Diät ist stark limitiert. Der Ernährungsplan setzt sich aus folgenden Lebensmitteln zusammen:

  • Mineralwasser
  • Quellwasser
  • Kaffee & Tee (pur, also auch ungesüßt)
  • Fleisch (kein Schweinefleisch)
  • Fisch
  • geringe Mengen kohlenhydratarmes Gemüse
  • geringe Mengen zuckerarmes Obst

Welche Lebensmittel sind bei der HCG-Diät tabu?

Alle Lebensmittel, die Kohlenhydrate und Fett enthalten sowie alkoholische Getränke sind bei HCG eigentlich verboten. Ungeeignet sind:

  • Süßigkeiten
  • Milchprodukte
  • pflanzliche Öle & Fette
  • Nudeln, Reis, Brot & Kartoffeln
  • kohlenhydrathaltige Lebensmittel
  • fetthaltige Lebensmittel
  • Schweinefleisch

Info: Einige moderne HCG-Varianten erlauben fettarme Milchprodukte, Eier und Sojaprodukte wie Tofu für Vegetarier und Veganer.

Wie sieht eine typische Mahlzeit während der HCG-Diät aus?

Der HCG-Ernährungsplan ist sehr übersichtlich: Während zum Frühstück ungesüßter Kaffee oder Tee serviert wird, könnte es mittags ein Steak mit Spinat und ein paar Blaubeeren geben. Der Diättag könnte abends wiederum mit einem Seelachsfilet mit Fenchel oder Tomaten und ein paar Himbeeren abschließen – mehr ist aufgrund der niedrigen Kalorienaufnahme nicht möglich!

Auch interessant: Wie sinnvoll ist eine Low-Fat-Diät zum Abnehmen?

Ist die HCG-Diät alltagstauglich?

Definitiv nein: Aufgrund der unzureichenden Energieaufnahme, dem weitestgehenden Verzicht auf essentielle Makro- und Mikronährstoffe und der gesundheitlichen Risiken durch die Hormongabe ist ein herkömmlicher Alltag à la Büro, Mittagspause, Sport und privaten Treffen unrealistisch.

Die moderne HCG-Diät in homöopathischer Interpretation liefert ebenfalls zu wenig Kalorien, Vitamine und Co., um energiegeladen und gut gelaunt durch den Tag zu kommen.

Ist die HCG-Diät ausgewogen?

Definitiv nein: Während neben kalorienfreier Flüssigkeit Protein in Form von Fleisch und Fisch im Fokus des HCG-Speiseplans steht, sind nur Mini-Portionen an Obst und Gemüse erlaubt. Hinzu kommt, dass eine strikt auf 500 Kilokalorien limitierte Diät nicht ausgewogen sein kann.

Je niedriger die tägliche Energieaufnahme, desto größer muss die Nährstoffdichte sein. Da Fett und Kohlenhydrate allerdings nahezu verboten sind, wäre es selbst bei umfangreichem Ernährungswissen nicht möglich, sich ausgewogen zu ernähren.

Achtung: Vor allem essenzielle Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Antioxidantien (sekundäre Pflanzenstoffe) sowie Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffe fehlen.

Wie funktioniert die HCG-Gabe?

Die tägliche HCG-Injektion steht neben dem deutlichen Energiedefizit im Mittelpunkt der Diät. Während das Hormon HCG in der Ursprungsform per Injektion appliziert wurde, wurde die Spritze später durch Tabletten, Tropfen oder Nasensprays ersetzt.

Achtung: Mittlerweile ist die HCG-Einnahme nur noch über die Stoffwechselkur in Form von Globuli oder sonstigen homöopathischen Darreichungsformen erlaubt.

Alternative Diät-Varianten: Stoffwechselkur, HCG-Leptin-Diät und Co.

Da die klassische HCG-Diät nicht mehr angewendet werden darf, gibt es verschiedene Abwandlungen. Während die grundsätzlichen Ernährungsregeln ähnlich interpretiert werden, wird HCG nicht mehr als Hormon, sondern nur noch in Form von Homöopathie aufgenommen. Typischerweise wird die moderne HCG-Diät mittlerweile als Stoffwechselkur samt Globuli und verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln im großen Stil vermarktet. Zusätzlich steigt das Angebot an Supplementen, die die Eigensynthese von HCG ankurbeln sollen.

HCG-Leptin-Diät: Bei dieser alternativmedizinischen Methode der HCG-Diät wird während der ebenfalls drei Wochen dauernden Diätphase das Schwangerschaftshormon in Form von radionischem HCG eingenommen. Auch bei dieser Variante lautet das Ziel, den Gewichtsverlust nach der 21-tägigen strengen Reduktionsphase zu halten, indem die Stabilisierung des Körpergewichts angestrebt wird.

Im Anschluss wird dem Körper während der Stabilisierungsphase radionisches Leptin zugeführt, welches zu einem intensiven Sättigungsgefühl führen soll. Im Gegensatz zur Orignalvariante werden hormonfreies HCG und Leptin verabreicht, welche rein energetisch wirken sollen.

Info: Das Wort „Radionik” geht auf eine alternative Heilmethode zurück, deren Ursprung sich auf die sogenannte Bioresonanz bzw. Energiefelder bezieht. Wichtig in diesem Zusammenhang: Die Theorien der Radionik sind – genau wie die Stoffwechselkur bzw. die homöopathische Einnahme von HCG – wissenschaftlich nicht belegt!

Auch interessant: Wie funktioniert die Militärdiät und was bringt der kulinarische Drill?

Für wen ist die HCG-Diät geeignet und für wen nicht?

Aufgrund der gesundheitlichen Risiken, der extrem niedrigen Kalorienzufuhr und der nicht belegten Wirkung ist die ursprüngliche HCG-Diät gesundheitlich riskant. Da die modernen Variationen ohne Hormongabe zwar weniger gesundheitlich riskant, aber ebenfalls nicht wissenschaftlich belegt sind, sollte darauf verzichtet werden.

Bietet die HCG-Diät auch Vorteile?

Die Vorteile der Diät sind sehr übersichtlich. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist es zu befürworten, dass Zucker und Alkohol tabu sind. Ebenfalls sinnvoll ist es, dass der Flüssigkeitsbedarf über zwei Liter Wasser gedeckt werden soll. Die Vorteile im Überblick:

  • Verzicht auf Zucker
  • kein Alkohol
  • 2 Liter Wasser pro Tag

Nachteile der HCG-Diät

Sowohl die ernährungsphysiologischen als auch die ernährungspsychologischen Kritikpunkte überwiegen, da die Kost weder gesund, ausgewogen, noch leicht durchzuhalten und alltagstauglich ist. Die HCG-Diät ist zudem mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden. Studien deuten darauf hin, dass die Wirkung der Pille durch die HCG-Gabe aufgehoben und das Thrombose-Risiko erhöht wird.1,2 Die Nachteile der HCG-Diät im Überblick:

  • Crashdiät
  • Mögliche gesundheitliche Risiken*
  • fragliches Konzept (Theorie nicht belegt)
  • strikter Diätplan
  • nicht ausgewogen
  • Risiko Nährstoffmangel
  • keine gesunde Ernährungsumstellung
  • Risiko Jo-Jo-Effekt

*Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Reizbarkeit und Unruhe, Störungen der Regelblutung, Depressionen, Ödembildung, Thrombose-Risiko, Ovarialzysten

Kritik an der HCG-Diät

Meine Hauptkritik an der klassischen HCG-Diät: Aufgrund der genannten gesundheitlichen Risiken, die auch in Studien belegt wurden, rate ich dringend von der ursprünglichen HCG-Diät ab. Selbst, wenn es in Einzelfällen zu keinen Nebenwirkungen durch die fragliche Hormongabe kommen würde, hält das Diät-Konzept ernährungswissenschaftlichen Anforderungen – u.a. aufgrund des Risikos eines Nährstoffmangels und eines drohenden Jo-Jo-Effektes – nicht stand.

Gleiches gilt für ernährungspsychologische Faktoren, da Verbote und ein fehlender Genussfaktor die größten Feinde einer sinnvollen Gewichtsabnahme sind. Noch dazu ist die Theorie hinter der HCG-Diät nicht wissenschaftlich belegt.

Gewichtsverlust: Wer nur 500 Kilokalorien aufnimmt, wird zwangsläufig abnehmen. Eine 70 Kilogramm schwere Person würde in Anlehnung an den versprochenen Gewichtsverlust ca. 7 Kilogramm innerhalb von 21 Tagen verlieren. Zum Vergleich: Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt, im Rahmen einer nachhaltigen Gewichtsreduktion ca. 500 Gramm pro Woche, entsprechend 3 Kilogramm innerhalb von 3 Wochen – abzunehmen. Allein an dieser Stelle wird klar, dass die HCG-Diät – auch in den abgewandelten, meist kostspieligen Formen mit Globuli und Co. – nicht empfehlenswert ist.

Da das Grundprinzip durchfällt, macht es wenig Sinn, auf die wenigen positiven Diätregeln wie Alkohol- und Zuckerverzicht einzugehen.

Fazit

Fazit: Finger weg von HCG in Form illegaler Injektionen, Tabletten und Co., da HCG nicht mehr zur Gewichtsreduktion zugelassen ist! Studien, die die Wirkung von HCG auf das Gewicht untersuchen, sind mittlerweile aufgrund ethischer Bedenken ebenfalls verboten.

Quellen

Mehr zum Thema

Weitere Quellen

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.