8. Dezember 2024, 8:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Gesundheitsbewusste setzen aus Überzeugung auf Goji-Beeren in frischer bzw. getrockneter Form oder als Nahrungsergänzungsmittel. Die kleine rote Beere soll reich an Antioxidantien sein, Alterungsprozesse verlangsamen und sogar vor Krebs schützen können. Allerdings sollte man auch einige Dinge beachten, vor allem wenn man Medikamente nimmt oder schwanger ist.
Goji-Beeren – in China auch „Beere des Glücks“ genannt – sind die Früchte des gemeinen Bocksdorns, die mit ihrem Aussehen und ihrer knalligen roten Farbe an Hagebutten erinnern.1 Aufgrund ihrer reichhaltigen Inhaltsstoffe gelten die Goji-Beeren als Superfood und können in verschiedenen Varianten verzehrt werden: Etwa als frische bzw. getrocknete Frucht, als Saft oder in Pulverform. Doch was sagen medizinische Studien zu den kleinen Vitaminbomben und welche Vor- beziehungsweise Nachteile gibt es? FITBOOK klärt auf.
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Übersicht
Woher stammt die Goji-Beere?
Der Goji-Busch bzw. Bocksdorn ist ein Nachtschattengewächs, welcher in China, der Mongolei sowie Tibet und im Himalaya beheimatet ist. In der traditionellen chinesischen Medizin werden seine Beeren seit vielen Jahrtausenden bei verschiedensten Beschwerden eingesetzt. Dazu zählen bspw. chronische Entzündungen, Asthma oder Allergien.
Was steckt drin?
Goji-Beeren haben ihren Ruf als Superfood einer Reihe wertvoller Inhaltsstoffe zu verdanken. Sie enthalten Vitamine – besonders Vitamin C –, sekundäre Pflanzenstoffe, Mineralstoffe sowie Spurenelemente und sogar Fettsäuren.2 Des Weiteren sind die kleinen Früchte reich an Ballaststoffen. Ansonsten punkten Goji-Beeren mit ihrem (für Früchte erstaunlichen) Eiweißanteil von rund 15,6 Prozent. Auch die Beauty-Industrie hat das exotische „Superfood“ bereits für sich entdeckt. Dank ihrer Antioxidantien sollen Goji-Beeren nicht nur das Immunsystem stärken und vor krankhaften Zellveränderungen schützen, sondern dadurch auch (Haut-)Alterungsprozesse verlangsamen. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) hat festgestellt, dass kein ursächlicher Zusammenhang zwischen verschiedenen behaupteten Gesundheitswirkungen und der Einnahme von Gojibeeren besteht. Deshalb sind solche gesundheitsbezogenen Aussagen dazu nicht erlaubt.
Viel Vitamin C, aber auch viel Zucker
Besonders bei getrockneten Goji-Beeren sollte man jedoch Vorsicht walten lassen. Denn dadurch sei der Zuckeranteil hoch, er liege laut Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern bei 46 Prozent. Somit sind Gojibeeren deutlich kalorienreicher als andere Vitamin-C-Lieferanten wie etwa Paprika oder Schwarze Johannisbeeren.
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Wirkung der Goji-Beere auf die Gesundheit
Laut einer Studie der University of California aus dem Jahr 2021 sollen Goji-Beeren gut für die Augen sein. An der Studie nahmen 27 Menschen teil, die zwischen 45 und 65 Jahren alt waren. 90 Tage lang aßen 13 Probanden fünfmal pro Woche 28 Gramm Goji-Beeren und 14 Teilnehmende bekamen ein Nahrungsergänzungsmittel mit Lutein und Zeaxanthin.3
Die Ergebnisse waren dabei durchaus vielversprechend. Denn der regelmäßige Verzehr kleiner Portionen des Superfoods soll dazu beitragen, die Entwicklung von altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) zu verzögern oder gar zu verhindern. Bei AMD handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die vor allem bei Stoffwechselstörungen auftritt. Sehbeeinträchtigungen sind dann meist die Folge. Die Forschenden kamen zu der Erkenntnis, dass die optische Dichte des Makularpigments (engl. macular pigment optical density, MPOD) durch den Verzehr zunahm. Vereinfacht gesagt dient das Makularpigment als Schutzschild der Sehzellen und absorbiert unter anderem Blaulicht, das schädlich für die Augen ist. Auch bietet es antioxidativen Schutz vor schädlichem UV-Licht.
13 Teilnehmer bekamen im Zeitraum der Studie Goji-Beeren, 14 Probanden hingegen das Nahrungsergänzungsmittel. Dabei kamen die Forschenden zum Ergebnis, dass bei der Goji-Beeren-Gruppe die Schutzpigmente signifikant zunahmen, bei der anderen Gruppe hingegen wurden keine Veränderungen festgestellt.
Wer Goji-Beeren besser nicht konsumieren sollte
Aber es gibt auch Nachteile der Goji-Beere. Wissenschaftler sprechen von einem potenziell blutzuckersenkenden Effekt und somit eine Warnung für Diabetiker aus. Der Konsum von Goji-Beeren könne dazu führen, „dass der Blutzucker zu stark sinkt, wenn Sie gleichzeitig Medikamente gegen Diabetes einnehmen“.4
Weiter heißt es, dass werdende sowie stillende Mütter besser keine Goji-Beeren essen sollten. Über etwaige Auswirkungen auf die Schwangerschaft bzw. die Gesundheit des Kindes sei noch zu wenig bekannt. Es gäbe Bedenken, dass die Inhaltsstoffe der Früchte ein Zusammenziehen der Gebärmutter herbeiführen können – mit der möglichen Folge einer Frühgeburt.
Vorsicht bei Einnahme von Blutverdünnern
Eine fundiertere Warnung richtet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) an Hypertoniker, also Bluthochdruckpatienten.5 Denn die gleichzeitige Aufnahme von Goji-Beeren und Vitamin-K-Antagonisten (gerinnungshemmende Medikamente, z. B. das gängige Präparat Marcumar) kann zu „schweren Blutungsereignissen“ und eine gefährliche Wirkstoffanreicherung im Körper führen.
Belastete Beeren
FITBOOK hat mit Ernährungswissenschaftler Uwe Knop gesprochen. Neben den Gefahren für Risikogruppen sieht er auch Nachteile der Goji-Beere, die nicht-vorbelasteten Menschen übel aufstoßen könnten. Knop nennt „eine potenzielle Gesundheitsgefahr, wenn man nicht genau weiß, woher die Beeren kommen, wie sie verarbeitet und behandelt wurden“. Häufig seien sie mit Schadstoffen und Keimen belastet.
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Ökologischer Fußabdruck
Dass man häufig nicht wisse, wo (genau) das angebliche Superfood herkommt, hinterlässt natürlich ein gewisses „Geschmäckle“ bzw. einen negativen ökologischen Fußabdruck. Auch Knop rät zum Kauf und Verzehr heimischer Früchte – „am besten aus der Region vom Bauer und Händler Ihres Vertrauens, da wissen Sie, was Sie haben.“
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Heimische Alternative: Schwarze Johannisbeere
Wem es um die antioxidativen Eigenschaften der Goji-Beere geht, der soll mit der Schwarzen Johannisbeere gut beraten sein. Hier ist es der enthaltene Pflanzenstoff Anthocyane, der vor Krebs zu schützen vermag. Zudem liefert die Schwarze Johannisbeere viele Vitamine, vor allem Ascorbinsäure, und davon profitiert unter anderem unsere Knochensubstanz.
*Mit Material der dpa