7. Dezember 2023, 16:26 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es dampft heiß aus der mit einer Schneelandschaft bedruckten Tasse: Glühwein, das zeitlose Wintergetränk, findet man auf jedem Weihnachtsmarkt. Bereits nach der ersten Runde wird dem einen schon schummerig im Kopf, der andere wird dagegen erstaunlich fröhlich. Doch woran liegt es, dass man – zumindest augenscheinlich – von Glühwein so schnell betrunken wird? FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt auf, ob das heiße Getränk wirklich diesen Effekt hat.
Hierzulande sind Weihnachtsmärkte kulturell verankert: 58 Prozent der Bevölkerung geben an, dass sie in Deutschland einfach dazu gehören. Das sind 17 Prozent mehr als beim Nachbarn Frankreich und deutlich über den 13 Prozent in den USA, wo die winterlichen Märkte eine untergeordnete Rolle spielen.1 Und was darf dabei nicht fehlen? Richtig, Glühwein! Er schmeckt fruchtig, süß und hält warm. Allerdings merkt man das Heißgetränk auch nach kurzer Zeit im Kopf. Macht Glühwein schneller betrunken als kalter Wein?
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Schneller betrunken durch Glühwein – das ist dran
Dass Glühwein für einen schnellen Schwips sorgt, liegt an mehreren Faktoren, die in Kombination jeden in Rekordzeit betrunken werden lassen. Zum einen enthält Glühwein viel Zucker. In einer Tasse Glühwein (ca. 250 Milliliter) stecken bereits stolze 37 Gramm!2 Die süßende Zutat greift nicht nur den Zahnschmelz an, sie sorgt auch dafür, dass der Alkohol schneller ins Blut gelangt.
Und noch eine Eigenschaft des Glühweins lässt den Alkoholgehalt im Blut rasch steigen: die Wärme. Sobald er im Magen angelangt ist, sorgt seine über der Körpertemperatur liegende Hitze für eine Weitung der Blutgefäße im Magen-Darm-Trakt. Das hat zur Folge, dass eine größere Menge Blut zirkuliert, welche schneller den Alkohol aufnehmen und zum Gehirn transportieren kann. Auch lässt der Magen den warmen Glühwein schneller in den Dünndarm übergehen, da er ihn nicht erst auf Körpertemperatur erhitzen muss. Dort findet der Großteil der Resorption statt.
Die Wärme ist jedoch nicht der Hauptfaktor, warum Glühwein so schnell betrunken macht. Es ist viel mehr schlichtweg die Tatsache, dass Glühwein flüssig daherkommt, genauso wie andere alkoholische Getränke. Das heißt, wer ihn auf leeren Magen trinkt, etwa mit Kollegen nach Feierabend und vor dem Abendessen, riskiert einen stärkeren Rausch, als vielleicht gewünscht.
Und noch eine letzte Geheimwaffe unterstützt den Glühwein: Er schmeckt uns am besten warm, doch in der klirrenden Kälte an der Glühweinbude kühlt er schnell ab. Ergo; man ist dazu verleitet, ihn schneller zu trinken als ein gewöhnliches Glas Wein.
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Wieso ist der Kater von Glühwein häufig stärker als von Wein?
Nach der ausgelassenen Runde auf dem Weihnachtsmarkt folgt das böse Erwachen: Der Schädel brummt am nächsten Tag. Wie ausgeprägt ein Kater ist, liegt nicht nur an der Menge an Alkohol, die getrunken wurde. Wer Glühwein „mit Schuss“ bestellt hat, hat ohnehin schon die Alkoholmenge an sich erhöht. Zusätzlich steigt die Menge an unliebsamen Begleitstoffen, die einen Kater verschlimmern können: die Fuselöle. Sie entstehen als Nebenprodukte in der Herstellung von Wein und Schnaps. Werden sie im Körper verstoffwechselt, entstehen giftige Verbindungen, die für Übelkeit und Kopfschmerzen sorgen können. Und zuletzt sei auch wieder der Zucker genannt: Dieser hemmt in der Leber den Abbau von Acetaldehyd, das Kater-verursachende Abbauprodukt des Alkohols.3
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Glühwein selbst machen und dem Kater vorbeugen
Mit diesem Wissen liegen die Verbesserungstipps auf der Hand: Wer eine eigene Glühwein-Kreation kredenzen möchte, spart an Fruchtsaft und Kristallzucker. Für einen kräftigen Geschmack greifen Sie lieber beherzt zu mehr Gewürzen, z. B. Ceylon-Zimtstangen und Nelken. Ebenso bietet es sich an, nur eine alkoholische Komponente, den Wein, hinzuzufügen. Auf den „Schuss“ mit Schnaps sollte besser verzichtet werden, wenn man keine allzu starken Kopfschmerzen am nächsten Tag riskieren möchte.
Ansonsten gelten natürlich die bekannten Tipps: Zum Glühwein ausreichend Wasser trinken und Mineralstoffe aufnehmen, etwa durch Salzstangen.
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Darum sollte der Glühwein nicht kochen
Aufgepasst am Herd, denn Glühwein sollte niemals kochen! Das hat zwei wichtige Gründe: Zum einen verflüchtigt sich Ethanol, der Trinkalkohol, bereits bei etwa 78 Grad Celsius.4 Soll heißen: Sobald der Glühwein kocht, verdampft mehr Alkohol als Wasser und je länger das winterliche Getränk vor sich hin köchelt, desto geringer ist der Alkoholanteil. Ärgerlich für jeden Genuss-Trinker.
Weitaus ernster ist der zweite Grund: Beim Erhitzen von zuckerhaltigen Lebensmitteln entsteht der Stoff 5-Hydroxymethylfurfural (5-HMF). In Tier- sowie In-vitro-Versuchen zeigte dieser Stoff gentoxisches und krebserregendes Potenzial. Eine Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung lässt vorerst aber aufatmen: Die Ergebnisse seien bisher nicht sicher auf den Menschen übertragbar und die gesundheitliche Gefahr wird vom BfR als sehr gering eingeschätzt.5 Trotzdem sollte das Risiko in der eigenen Küche vermieden werden.
Quellen