18. März 2021, 5:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die einen können gar nicht genug von Pilzen bekommen, die anderen picken sie mühevoll aus jedem Essen heraus. Wer Wert auf eine nährstoff- und vitaminreiche Ernährung legt, kommt an Pilzen allerdings kaum vorbei. Das bestätigt eine Studie, die untersucht hat, wie sich der Konsum von Pilzen auf die Gesundheit auswirkt. Besonders für Trainierende ist das Ergebnis relevant.
Wer viel trainiert, sollte in seine Ernährung auch Pilze mit einbeziehen. Denn diese entpuppten sich in einer Studie als ideales Superfood für Sportler*innen. Sie verfügen über zahlreiche Nährstoffe, die für eine ausgewogene Ernährung und ein leistungsstarkes Training wichtig sind. Zudem enthalten sie kaum Kalorien, Sodium oder Fett.
Modellrechnung anhand von US-Umfrage
Die Daten für die Studie stammen aus der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES). Dabei handelt es sich um eine repräsentative nationale Umfrage unter US-Bürger*innen, die die Ernährung und Gesundheit der Bevölkerung dokumentieren soll. Sie wird alle zwei Jahre mit einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Kindern und Erwachsenen durchgeführt. Sie enthält neben ausführlichen Interviews zu Ernährung, Gesundheit und Lebensstil auch eine medizinische Untersuchung. Das Forscherteam verwendete für seine Studie die Daten der NHANES aus den Jahren 2011 bis 2016.
Die Wissenschaftler*innen haben bereits in der Vergangenheit die Daten der NHANES zwischen 2001 und 2010 untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass der Konsum von Pilzen zu einer höheren Aufnahme vieler wichtiger Nährstoffe führt. Allerdings war der Pilz-Konsum mit durchschnittlich 2,3 Gramm pro Tag pro Kopf (bzw. 20,6 Gramm pro Tag pro Pilz-Konsument*in) sehr gering. Für ihre aktuelle Studie nahm das Team um Dr. Victor L. Fulgoni III und Dr. Sanjiv Agarwal die Umfragedaten aus den Jahren 2011 bis 2016 als Basis, um vorzurechnen, wie sich eine zusätzliche Portion Pilze auf die Gesundheit auswirken könnte.
Dafür wählten sie drei Pilz-Gemische aus:
- die häufig konsumierten weißen und braunen Champignons und Portobello Pilze in einem 1:1:1 Verhältnis
- diese Kombination mit zusätzlicher UV-Licht-Bestrahlung, um den Vitamin-D-Gehalt zu erhöhen
- Austernpilze
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Deutlicher Anstieg von Nährstoffen durch Pilze
In ihrer Beispielrechnung aufgrund der NHANES-Daten schaute das Forscherteam, inwieweit sich die Nährstoffaufnahme verbesserte, wenn sie der Ernährung der Kinder (neun bis 18 Jahre) und Erwachsenen (19 Jahre und älter) 84 Gramm der drei oben genannten Kombinationen hinzufügten. Dabei zeigte sich, dass das Pilz-Gemisch und die Austernpilze die Menschen unter anderem mit mehr Ballaststoffen (Anstieg von fünf bis sechs Prozent) und Kalium (12 bis 14 Prozent) versorgten.
Da bei körperlicher Belastung Mineralstoffe aus dem Körper ausgeschwitzt werden, ist es besonders für Sportler*innen empfehlenswert, auf diese Arten von Pilzen zurückzugreifen, um ihren Bedarf an Kalium, das unter anderem für das Elektrolytgleichgewicht der Zellen verantwortlich ist, zu decken.
Außerdem versorgten die 84 Gramm Pilze die Erwachsenen und Kinder mit
- Zink (Anstieg von fünf bis sechs Prozent)
- Cholin (fünf bis sechs Prozent)
- Phosphor (sechs Prozent)
- Selen (13 bis 14 Prozent)
- Niacin (13 bis 14 Prozent)
- Riboflavin (13 bis 15 Prozent) und
- Kupfer (24 bis 32 Prozent).
Ein zusätzlich positiver Effekt für Sportler*innen: Die Pilze hatten in den getesteten Mengen keinen Einfluss auf den Kalorien-, Fett- oder Sodiumspiegel im Körper.
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Pilze sollen Vitamin-D-Mangel ausgleichen können
Das Forscherteam überprüfte auch den Einfluss des mit UV-Licht bestrahlten Pilz-Gemisches auf den Körper. Durch die Bestrahlung enthielten die 84 Gramm Pilze fünf Mikrogramm Vitamin D. Ihre Rechnung ergab, dass diese Menge ausreichte, um den täglichen Vitamin-D-Bedarf zu 98 bis 104 Prozent zu decken. Dieser Effekt zeigte sich sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den 9- bis 18-Jährigen. Laut der Berechnung könnte der Vitamin-D-Mangel in der Gesellschaft so von 95,3 auf 52,8 Prozent (Kinder) und von 94,9 auf 63,6 Prozent (Erwachsene) gesenkt werden.
„Diese Forschung zeigt uns, dass die Ergänzung von Pilzen auf dem Teller ein effektiver Weg ist, um die Ernährungsziele zu erreichen, die die DGA empfiehlt“, kommentiert die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Mary Jo Feeney die Ergebnisse. DGA steht für „Dietary Guidelines for Americans“. Dabei handelt es sich um ein Papier der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde, in der sie Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung gibt.
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Kritik an der Studie: Bislang nur eine Berechnung
Pilze sind äußerst gesund, das haben bereits mehrere Studien gezeigt. So können Sportler und Sportlerinnen Pilze als Eiweiß- und Kalium-Lieferanten verwenden. Zudem sollen sie kognitive Fähigkeiten verbessern und bei regelmäßigem Konsum das Risiko für Demenz um bis zu 57 Prozent verringern. Es ist also durchaus ratsam, regelmäßig Pilze zu essen.
Kritisch betrachtet werden muss, dass die vorliegende Studie durch den „Mushroom Council“, einer Interessenvertretung der US-Pilzindustrie, finanziert wurde. Außerdem handelt es sich bislang nur um eine Berechnung. Sie ist zwar anhand von wissenschaftlichen Mechanismen und auf der Basis von Datensätzen realer Proband*innen entstanden – und somit vermutlich sehr realitätsnah. Dennoch handelt es sich nur um eine mathematische Vermutung, die mit Experimenten überprüft werden muss. Dementsprechend sollte das Ergebnis der Studie bis zu einer unabhängigen Forschungsreihe noch mit Vorsicht genossen werden.