23. September 2020, 18:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bislang ging man davon aus, dass ein hoher Body-Mass-Index (BMI) mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Krankheiten und somit einer kürzeren Lebenserwartung einhergeht. Tatsächlich scheint es für die Gesundheit jedoch entscheidender zu sein, was genau wir zu uns nehmen. Zumindest zeigt eine Untersuchung aus Schweden, dass sich durch die Ernährung unerwünschte Folgen von Übergewicht zu einem gewissen Grad ausgleichen lassen.
Gesundes Körpergewicht oder gesunde Ernährung – was zählt am Ende mehr? Dieser Frage sind Forscher der Universität von Uppsala auf den Grund gegangen. Unter der Leitung von Karl Michaëlsson analysierten sie die gesundheitliche Entwicklung von 79.000 Probanden über einen Zeitraum von 20 Jahren. Dabei zeigte sich, dass man nicht automatisch häufiger erkrankt oder früher stirbt, nur weil man einen hohen BMI hat. Einen größeren Einfluss als (vermeintliches) Übergewicht scheint die Ernährung zu haben.
Ernährung kompensiert Gefahren durch Übergewicht
Konkret stellte sich bei der Untersuchung heraus, dass diejenigen Probanden, die gemäß ihrem BMI Übergewicht hatten und dabei jedoch auf eine mediterrane Ernährung setzten, das geringste Sterberisiko zeigten.
Alle Details zur Studie sind im Fachjournal „PLOS Medicine“ nachzulesen. Wie Michaëlsson darin erklärt, habe ihn das Ausmaß des kompensatorischen Effekts überrascht. Er will schon vorher vermutet haben, dass eine gesundheitsbewusste Ernährung gegenüber dem Einfluss von Übergewicht überwiegt, aber eben nicht in diesem Ausmaß.
Wie funktioniert mediterrane Ernährung?
FITBOOK hat schon häufiger über die Vorteile einer mediterranen Ernährung bzw. Mittelmeer-Diät berichtet. Es handelt sich dabei um regional bedingte Ernährungsgewohnheiten in Ländern wie Spanien, Italien, Portugal und Griechenland. Dort isst man typischerweise viel Obst, Gemüse und Nüsse sowie hochwertiges Eiweiß aus fettem Seefisch und Olivenöl. Sparsamer geht man hingegen mit verarbeiteten Lebensmitteln um, aber auch mit rotem Fleisch und Margarine oder Butter.
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Mittelmeer-Diät womöglich antioxidativ
Was genau die mediterrane Ernährung so gesundheitsförderlich macht? Darüber kann auch der Studienleiter nur spekulieren. Er gehe davon aus, dass die zugeführten Nährstoffe und Antioxidantien niedrigere Entzündungswerte begünstigen können. Für derartige krankmachenden Entzündungsprozesse sind Menschen mit starkem Übergewicht, insbesondere mit innerem Bauchfett, bekanntlich besonders gefährdet.
Womöglich ist die mediterrane Ernährung aber nicht mal das Nonplusultra. „Die Zukunft wird zeigen, ob andere Arten gesunder Ernährung vergleichbare Auswirkungen haben werden“, so Michaëlsson.
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Grundsätzlich ist der BMI nur bedingt aussagekräftig
Der BMI errechnet sich aus Gewicht und Körpergröße und soll eine Orientierung dafür liefern, ob jemand unter-, normal- oder übergewichtig ist. Für lange Zeit hat man anhand des Wertes das Risiko auf verschiedene Krankheiten abzuschätzen versucht.
Experten sehen die Aussagekraft des BMI zunehmend skeptisch, vor allem im Hinblick auf Einzelpersonen. Schließlich stellt er lediglich die Körpermasse dar, die sich aus Wasser, Muskeln, Bindegewebe, Knochen und Fett zusammensetzt. Hat jemand verhältnismäßig mehr Fett als Muskeln, ist er nicht gesünder als eine durchtrainierte, muskulöse Person. Denn: Beide können rechnerisch auf den gleichen BMI kommen.