17. Juni 2019, 7:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Rind-, Schweine- und Lammfleisch werden mit diversen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht. Auf Basis einer aktuellen Untersuchung empfehlen US-Forscher, rotes Fleisch durch andere Proteinquellen zu ersetzen, um so die Lebenserwartung zu erhöhen. Die unbedenkliche Alternative ist helles Fleisch, also Geflügel – dachten wir zumindest. Dem ist aber wohl gar nicht so!
Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health im amerikanischen Boston haben herausgefunden, dass eine fleischreiche Ernährung krank machen und die Lebenserwartung entsprechend verkürzen kann. Die Untersuchung wurde kürzlich im Fachblatt „TheBMJ“ veröffentlicht. Darin erklären die Wissenschaftler um Professor Yan Zheng, dass bereits eine halbe Portion Fleisch oder Wurst pro Tag die Wahrscheinlichkeit auf einen frühzeitigen Tod um 10 Prozent erhöhen könne. Als Portion wurden nur 85 Gramm definiert (eine halbe entspricht also kaum 42,5 Gramm).
Studie mit über 80 000 Daten
Grundlage der Untersuchung waren Gesundheitsdaten von rund 53 600 Frauen aus der „Nurses‘ Health Study“ und rund 27 900 Männerdaten aus der „Health Professionals Follow-Up Study“ – beides Längsschnittstudien zu Ernährungskunde und Krebsrisiko der amerikanischen Bevölkerung. In den Unterlagen war dokumentiert, wie (fleischreich) sich die Probandinnen und Probanden zwischen den Jahren 1986 und 2010 ernährt hatten. Keine(r) hatte zu Studienbeginn an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Krebs gelitten.
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Nach gründlicher Analyse der Daten stellten die Forscher fest: Wer weniger rotes Fleisch und dafür mehr Vollkornprodukte und Gemüse aß, hatte ein geringeres Sterberisiko als diejenigen, die pro Tag auf die halbe Portion Fleisch gekommen waren. Dabei soll stark Verarbeitetes, wie beispielsweise Wurstwaren, besonders schlechte Auswirkungen gehabt haben. Der Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und einer höheren Sterblichkeitsrate wurde bei allen Personen gleichermaßen – unabhängig von Alter und Lebensstil, in den u.a. Fitnesszustand, Alkohol- und Tabakkonsum eingeflossen waren.
Ist Hähnchenfleisch die gesündere Wahl?
Studienautor Frank Hu rät daher expliziert zu alternativen Proteinquellen, um das Risiko eines frühzeitigen Todes zu verringern. Genauer gesagt zu Nüssen, Hülsenfrüchten, Fisch und Geflügel. Aber Geflügel, also helles Fleisch, ist doch auch Fleisch – und dennoch unbedenklich?
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Ganz und gar nicht! So jedenfalls das Ergebnis einer weiteren aktuellen Studie. Forscher der University of California in San Francisco wollen herausgefunden haben, dass sich der Konsum von hellem Fleisch – hauptsächlich wurde Hähnchen beleuchtet – genauso ungünstig auf den Cholesterinspiegel auswirken soll wie rotes! Ihre Ergebnisse haben sie im „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlicht.
So lief die Studie ab
Etwas mehr als 100 gesunde weibliche und männliche Probanden nahmen an der einmonatigen Untersuchung teil, alle im Alter zwischen 21 und 65 und mit einem Body-Mass-Index (BMI) von durchschnittlich 20 bis 35. Manche von ihnen lagen rein rechnerisch betrachtet also bereits im adipösen Bereich.
Die Frauen und Männer wurden in drei Gruppen gelost, für die jeweils für den Untersuchungszeitraum eine bestimmte Art der Ernährung vorgegeben war. Gruppe eins sollte viel rotes Fleisch essen (hauptsächlich Rind und Schwein), Gruppe zwei viel Geflügel. Gruppe drei sollte auf Fleisch verzichten.
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Bei der Auswertung stellten die Uni-Forscher fest: Bei den fleischessenden Gruppen eins und zwei hatte sich der Spiegel des „schlechten“ LDL-Cholesterins deutlich erhöht. Dabei konnten „keine signifikanten Unterschiede zwischen rotem und weißem Fleisch“ festgestellt werden, wie es in der Zusammenfassung heißt. Entsprechend empfehlen die Studienautoren, den Ernährungsfokus auf pflanzliche Lebensmittel zu legen.
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Experte stimmt zu
Dr. med. Matthias Riedl ist Internist in der Ernährungsmedizin und Diabetologie – und von den Ergebnissen kaum überrascht: „Das ideale Protein für Menschen ist Pflanzenprotein“, sagt er im Gespräch mit FITBOOK, „das wissen wir schon länger“.
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Der Arzt erklärt, dass „insbesondere ein hoher“ Fleischkonsum bewiesenermaßen Arterienverkalkung, Übergewicht und eine Entstehung von Diabetes fördert. Dies würde vor allem durch innere Entzündungen gefördert, „aber auch, wie in dieser Studie gezeigt, durch zu hohes LDL-Cholesterin“. Aus diesem Grund rät Dr. Riedl schon längst und dringend zu einer artgerechten Ernährung, bestehend aus Gemüse und möglichst viel pflanzlichem Protein. Außerdem: „Gutes Fett nach Belieben und weniger als 50 Gramm Zucker am Tag. So einfach geht es, sich gesund zu ernähren. Studien belegen den Langzeiteffekt.“