2. Juli 2021, 5:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es ist nicht immer leicht, jüngere Kinder dazu zu bringen, ihr Gemüse zu essen. US-Forschende der Penn State University haben jetzt eine Methode entwickelt, mit der Kleinkinder deutlich beherzter zugreifen.
Bei der Ernährung eines Kindes zählt jedes Gramm, besonders wenn es sich um gesunde Lebensmittel wie Gemüse und Obst handelt. Sie enthalten Inhaltsstoffe, die für die kindliche Entwicklung unabdinglich sind. Was in frühen Jahren diesbezüglich verpasst wurde, lässt sich später oft nicht mehr aufholen. Wie Eltern wissen, kommt man mit Diskussionen bei Kindern meist nicht weit. Daher wollten Forschende der Penn State University (Pennsylvania) herausfinden, welche Strategie Kinder dazu bwegen könnte, Gemüse zu essen – und zwar ohne, dass sie es mitbekommen.
Überblick
- So viel Gemüse sollten kleine Kinder täglich essen
- Doppelte Gemüseportion verleitet zum Zugreifen
- Mehr Erfolg, wenn man Gemüse mit Lebensmitteln serviert, die schmecken
- Kinder aßen nicht mehr Gemüse, wenn es gesalzen wurde
- Jetzt müssen die Forscher noch das Problem Lebensmittelverschwendung lösen
- Quellen
So viel Gemüse sollten kleine Kinder täglich essen
Kleinkinder bis zum Alter von fünf Jahren sollten laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung täglich rund 200 Gramm Gemüse zu sich nehmen.2 Das schafft gerade mal eines von zehn Kindern, wird weiter vermutet. Hinzu kommen noch zwei Portionen Obst, die irgendwie eingebaut werden müssen. Ein Problem besteht laut Forschenden darin, dass Brokkoli und Co. es oft mit ungesunden Lieblingsspeisen, wie Chicken Nuggets, aufnehmen müssen – kein Wunder, dass Grünzeug dann verschmäht wird. Wichtig sei es daher, darauf zu achten, womit das Gemüse zusammen auf einen Teller kommt. Und in welcher Menge.
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Doppelte Gemüseportion verleitet zum Zugreifen
Der erste „Trick“ besteht darin, den angebotenen Gemüseanteil zu verdoppeln. Servierten die Forschenden den Kindern (drei bis fünf Jahre alt) statt 60 Gramm 120 Gramm Brokkoli und Mais, aßen diese im Schnitt 68 Prozent mehr Gemüse. Das sind im Schnitt 21 Gramm mehr Gemüse pro Mahlzeit – ein guter Fortschritt, schreiben die Forschenden in ihrem Studienbericht, der im Fachblatt „Appetite“ veröffentlicht wurde.2 „Die von uns beobachtete Zunahme entspricht etwa einem Drittel einer Portion oder 12 Prozent der empfohlenen Tagesdosis für Kleinkinder“, erklärt Studienautor Hanim Diktas in der Universitätsmitteilung.3 „Diese Strategie kann für Eltern, die versuchen, Kinder zu ermutigen, die empfohlene Menge an Gemüse zu essen, nützlich sein.“
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Mehr Erfolg, wenn man Gemüse mit Lebensmitteln serviert, die schmecken
Die Konkurrenz müsse lecker, aber nicht immens sein. Wie gesagt: Neben einem Chicken Nugget hat ein Brokkoli-Röschen keine Chance. Neben Fischstäbchen, Reis oder Apfelmus hingegen schon. Genau das bekamen 67 Kindern zwischen drei und fünf Jahren über die Dauer von vier Wochen zusammen mit Brokkoli beziehungsweise Mais vorgesetzt. Mit Erfolg. „Wir haben uns für Lebensmittel entschieden, die im Allgemeinen gut geschmeckt haben, aber auch nicht die Lieblingsspeisen der Kinder“, erklärt Barbara Rolls, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt war. „Sie müssen sicherstellen, dass Ihr Gemüse im Vergleich zu den anderen Lebensmitteln ziemlich gut schmeckt.“
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Kinder aßen nicht mehr Gemüse, wenn es gesalzen wurde
Überraschenderweise machte das Hinzufügen von Butter und Salz das Gemüse für die Kinder nicht attraktiver. Ob gewürzt oder nicht, trug nicht dazu bei, dass mehr gegessen wurde. Insgesamt stuften 76 Prozent der Kinder ihr Gemüse von „lecker“ bis „einfach ok“ ein. „Wir waren überrascht, dass Butter und Salz nicht benötigt wurden, um die Aufnahme zu verbessern. Aber das Gemüse, das wir servierten, waren Mais und Brokkoli, was Kinder ohnehin kennen“, sagt Diktas. Anders verhält es sich bei noch fremden Gemüsesorten. Da könne ein Flöckchen Butter helfen, die neue Bekanntschaft etwas einfacher zu gestalten.
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Jetzt müssen die Forscher noch das Problem Lebensmittelverschwendung lösen
Die Strategie, Kinder mit noch mehr Gemüse zum Gemüse essen verleiten zu wollen, von dem nur ein Bruchteil konsumiert werden, hat leider einen hohen Preis. Finanziell, aber auch was die Nachhaltigkeit betrifft. Das ist auch Studienautor Diktas bewusst: „Wir arbeiten an zusätzlichen Forschungen. In Zukunft können wir möglicherweise Empfehlungen zur Portionsgröße und zum Ersatz anderer Lebensmittel durch Gemüse geben, damit wir sowohl den Abfall begrenzen als auch den Verzehr von Gemüse bei Kindern fördern können.“
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Quellen
- Ernährungsumschau Kinderernährung. Die Ernährung gesunder Kinder und Jugendlicher nach dem Konzept der Optimierten Mischkost. (2008)
- Diktas, H.E et al. (2021): Promoting vegetable intake in preschool children: Independent and combined effects of portion size and flavor enhancement. (2021)
- Penn State University. Serving larger portions of veggies may increase young kids‘ veggie consumption. (2021)