1. Januar 2025, 8:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Immer mehr Deutsche arbeiten inzwischen hybrid oder dauerhaft im Homeoffice. Dabei greifen viele gerne zur bequemen Jogginghose. Doch Hand aufs Herz: Wer kleidet sich zu Hause genauso formell wie im Büro? Eine Studie regt jedoch zum Nachdenken an: Zu lässige Kleidung könnte möglicherweise einen weniger gesunden Lebensstil fördern.
Unsere Kleidung scheint überraschend großen Einfluss auf unsere Entscheidungen in Bezug auf Ernährung zu haben – das legt eine Studie von Wissenschaftlern aus China, Australien und den USA nahe. Wer im Business-Look unterwegs ist, greift tendenziell häufiger zu gesünderen Lebensmitteln, während ein legerer Stil eher zu ungesünderen Optionen verführt. Vielleicht lohnt es sich also, vor der nächsten Mahlzeit kurz über das Outfit nachzudenken.
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Übersicht
So wurde die Studie durchgeführt
Für ihre Untersuchung führten die Wissenschaftler zwei Experimente sowie eine Befragung an einer Universität in Südchina durch. Dabei wurden 288 Personen gefragt, welche Lebensmittel sie je nach ihrer Kleidung wählen würden. Das Ergebnis: Ein formeller Look stärkt das Selbstbewusstsein und führt häufiger zu einer gesünderen Essensauswahl.1
Die experimentellen Studien bestätigten diese Erkenntnisse. Im ersten Experiment wurden 79 Studierende in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe trug Business-Kleidung, die andere Jeans und T-Shirt. Beide Gruppen bekamen die gleichen Snacks angeboten: Chips und Cherrytomaten. Fast die Hälfte der Business-Gruppe lehnte beide Optionen ab, und nur zwei Prozent griffen zu den Chips. In der Gruppe der leger gekleideten Teilnehmer zeigte sich ein anderes Bild: Rund ein Viertel entschied sich für die Chips, und fast 40 Prozent nahmen sogar beide Snacks.
Gesündere Ernährung mit formellerer Kleidung
Auch die zweite Versuchsreihe verdeutlicht den Einfluss von Kleidung auf die Ernährungswahl. 277 Teilnehmer wurden erneut nach ihrem Outfit in Gruppen aufgeteilt. An der Supermarktkasse standen Mandeln und Chips als Snacks zur Auswahl. Zwei Drittel der formell gekleideten Probanden entschieden sich für die nahrhaften Mandeln, während bei den Jeans-Trägern nur etwa die Hälfte zu dieser Option griff.
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Die Ergebnisse der Studie zeigen laut den Forschern, dass verschiedene Kleidungsstile unterschiedliche Assoziationen auslösen. „Konsumenten neigen dazu, Lebensmittel auszuwählen, die dem Image ihrer Kleidung entsprechen – sei es gesund oder ungesund“, schreiben sie. Diesen Effekt bezeichnen die Wissenschaftler als „Kleidungs-Essens-Kongruenz“.
Das Forschungsteam erklärt diesen Zusammenhang damit, dass formelle Kleidung oft mit Selbstkontrolle und Organisationstalent assoziiert wird. Daher passe der Business-Look besser zu einer bewussten und gesunden Ernährungsweise. Legere Kleidung hingegen vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit und Entspannung, wodurch Menschen eher zu Genussmitteln greifen – was häufig ungesunde Lebensmittel sind.

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Psychologische Wirkung von Kleidung
Die Theorie der „Enclothed Cognition“ besagt, dass die Wahl der Kleidung das Denken und Verhalten beeinflussen kann. Bestimmte Kleidungsstile wirken sich demnach auf das Selbstbild und die damit verbundenen Entscheidungen, einschließlich der Ernährungsgewohnheiten, aus.
Die Forscher Hajo Adam und Adam D. Galinsky führten 2012 Experimente durch, um zu untersuchen, wie das Tragen bestimmter Kleidungsstücke die kognitiven Prozesse der Träger beeinflusst. In einem ihrer Experimente trugen die Teilnehmer weiße Laborkittel, die entweder als Arztkittel oder als Malerkittel beschrieben wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmer, die glaubten, einen Arztkittel zu tragen, eine höhere Aufmerksamkeit und bessere Leistungen bei Aufgaben erzielten, die Konzentration erforderten, im Vergleich zu denen, die dachten, sie trügen einen Malerkittel oder keinen Kittel.2
Dieses Phänomen, bei dem die symbolische Bedeutung von Kleidung sowie das tatsächliche Tragen derselben die kognitive Leistung beeinflussen, wird als „Enclothed Cognition“ bezeichnet. Die Studie legt nahe, dass nicht nur die Kleidung an sich, sondern auch die damit verbundenen Bedeutungen und Überzeugungen unsere geistigen Prozesse beeinflussen können.