27. November 2020, 12:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer abnehmen will, sollte seine Hauptmahlzeiten möglichst früh am Tag einnehmen – so heißt es. Die Theorie dahinter dürfte sein, dass auf diese Weise mehr Stunden verbleiben, in denen Kalorien verbrannt werden. Forscher haben nun untersucht, welchen Einfluss Essenszeiten wirklich auf das Gewicht haben. Das Ergebnis sorgt für eine Überraschung.
Nach 18 Uhr nichts mehr essen und die Hauptmahlzeit eher in der ersten Tageshälfte einnehmen – das gilt bei vielen Menschen als effektive Methode, um Gewicht zu verlieren. Forscher der Johns Hopkins University haben sich im Rahmen einer Studie mit dieser Art der regulierten Nahrungsaufnahme – quasi einer Form von Intervallfasten – genauer auseinandergesetzt. Wie sich dabei zeigte, spielen Essenszeiten für das Gewicht keine Rolle.
Studie mit Adipösen zu Essenszeiten
41 adipöse Frauen und Männer hatten an der Untersuchung teilgenommen. Sie alle litten entweder an Diabetes oder zumindest einer Vorstufe der Stoffwechselserkrankung. Per Zufallsprinzip wurden die Probanden in eine von zwei Gruppen gewählt: diejenigen, die 80 Prozent ihrer Tageskalorien vor 13 Uhr zu sich nehmen sollten und Gruppe zwei, bei denen nach 17 Uhr rund die Hälfte der Gesamt-Tageskalorien auf den Tisch kam.
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Die Studienleitung versorgte alle Probanden mit gesunden, auf die Untersuchungszwecke zugeschnittenen, Mahlzeiten. Die Kalorienmenge wurde auf den täglichen Energiebedarf jeder einzelnen Person ausgerichtet, mit dem Ziel, das aktuelle Gewicht zu halten. Dieses, wie auch der Blutdruck, wurde vor Aufnahme der dreimonatigen Untersuchung dokumentiert.
Gewichtsverlust bei den Früh- und Spätessern
Bei der Auswertung zeigte sich: Beide Gruppen hatten gleichermaßen an Gewicht verloren. Die Forscher erklären dies damit, dass die Probanden regelmäßig aßen die Mahlzeiten salzärmer waren als das, was sie gewöhnlich zu sich nahmen. Nach drei Monaten hatte sich bei allen Probanden auch der Blutdruck verbessert. Zwischen Gruppe eins und Gruppe zwei habe es keinen Unterschied gegeben.
Studienautorin: „Wann wir essen, hat auf unser Gewicht keinen Einfluss“
Beim Wissenschaftsportal „Science Daily“ sind die Ergebnisse übersichtlich zusammengefasst. Erstmals vorgestellt hatten sie die Forscher kürzlich auf einer Sitzung der American Heart Association. „Die Quintessenz ist, dass die Anzahl der aufgenommenen Kalorien wirklich viel wichtiger ist“, erklärte Dr. Nisa Maruthur, eine der StudienautorInnen. „Wann wir essen, hat auf unser Gewicht offenbar gar keinen Einfluss.“
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Essenszeiten nur von Bedeutung, wenn sie die Essensmenge beeinflussen
Alexis Wood, Ernährungsmediziner am Baylor College of Medicine in Houston (Texas) und ebenfalls Teilnehmer der Veranstaltung, überraschen die Studienergebnisse nicht. Er erklärte, dass die Fachliteratur voll sei von Belegen dafür, dass Essenszeiten keinen Einfluss auf einen etwaigen Gewichtsverlust oder sonstige Parameter der Herz-Kreislauf-Gesundheit haben. „Es sei denn“, so Wood, „das Einhalten von Essenszeiten hat einen Einfluss auf die Menge oder die Art der Lebensmittel, die Sie essen“.