11. September 2023, 20:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Lebergesundheit wird meist mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Dabei tritt eine nicht-alkoholische Fettleber weitaus häufiger auf. Das Gefährliche: Eine Fettleber verursacht keine Schmerzen oder andere klar definierbare Symptome. Jedoch kann eine Verfettung der Leber zu einer Leberzirrhose führen. Jetzt konnten Forscher offenbar belegen, dass ein einfacher Ernährungstrick gegen eine Fettleber helfen kann. Was hinter der neuen Studie steckt, erklärt Ihnen FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke.
Obwohl derzeit etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung an einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) leiden, welche epidemische Ausmaße annimmt, sind bislang keine medikamentösen Therapien zugelassen.1 Umso wichtiger ist die Entwicklung von Interventionsstrategien, die die Umstellung des Lebensstils, etwa der Ernährung, in den Fokus rücken: Ein internationales Forschungsteam, gebildet aus Wissenschaftlern aus Deutschland und China, hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, deren Ergebnisse ein wichtiger Meilenstein in der Therapie einer NAFL sein werden. Im Fokus: resistente Stärke.
Übersicht
So ging das Forschungsteam vor
Resistente Stärke soll die Darmflora stärken
Eine nicht-alkoholische Fettleber entwickeln insbesondere Personen, die sich zu wenig bewegen und eine ungesunde Ernährung aufweisen. In der Vergangenheit hat sich der Verdacht erhärtet, dass eine Fettleber im Zusammenhang mit der Darmflora steht. Damit ist gemeint, dass eine ungünstige Zusammensetzung der Bakterien der Darmflora die Entstehung einer NAFL begünstigt.2
Demzufolge sahen die Autoren der Studie im Mikrobiom eine mögliche Schlüsselfunktion in der Behandlung einer Fettleber. Jedes Lebensmittel nimmt Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms, und einige haben einen besonders positiven Effekt, etwa fermentierte Lebensmittel. Im Mittelpunkt der Studie zur Behandlung der Fettleber stand resistente Stärke. Diese zählt zu den Ballaststoffen. Die Forschenden erhofften sich durch den Einbau resistenter Stärke in die Ernährung eine Verringerung des Fettgehalts in der Leber.3
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Ablauf der Studie
An der Studie nahmen 200 Probanden teil, welche an einer NAFL litten. Diese wurden in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe eingeteilt, wobei ihnen nicht bekannt war, zu welcher Gruppe sie gehörten. Die Interventionsgruppe nahm täglich 40 Gramm resistente Stärke aus Mais zu sich, die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo.
Die Studie wurde über einen Zeitraum von vier Monaten durchgeführt. Dabei wurden Serum- und Stuhlproben der Teilnehmenden gesammelt und untersucht.
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Die Ernährungsumstellung zeigte Erfolg
Im Vergleich zur Kontrollgruppe verringerte sich der Fettgehalt in der Leber in der Interventionsgruppe um neun Prozent. Neben dieser Linderung der Fettleber wies die Interventionsgruppe auch ein verringertes Körpergewicht und niedrigeren BMI auf.
Die Untersuchung der Stuhlproben zeigte, dass einige Darmbakterienarten, insbesondere Bacteroides stercoris, signifikant mit einer Verfettung der Leber assoziiert waren. Je schwerwiegender die Erkrankung, desto höher war der Gehalt an Bacteroides stercoris. Die Menge dieser Bakterien konnte jedoch durch die Ernährungsintervention reduziert werden.
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Maus-Modell bestätigt den kausalen Zusammenhang
Um resistente Stärke als Nahrungsergänzung zur Behandlung von NAFL in Zukunft einsetzen zu können, war es wichtig, festzustellen, ob die Studienergebnisse kausal, also ursächlich, waren.
Dafür wurde zwei Gruppen von Mäusen jeweils ein unterschiedlicher Mix an Darmbakterien transplantiert. Einmal ein Mix, der demjenigen der Darmflora der Interventionsgruppe entsprach, und einmal eine Monokultur von Bacteroides stercoris. Es zeigte sich eine Verbesserung der klinischen Parameter, die auf eine Fettleber hinweisen, bei den Mäusen, welche eine Darmflora wie die Interventionsgruppe aufwiesen. Andersherum verschlechterten sich die Parameter bei den Mäusen mit Bacteroides stercoris.
Sollte ich resistente Stärke in meine Ernährung einbauen?
Die Wissenschaftler leiten aus diesen Ergebnissen ab, dass es für Fettleber-Patienten ratsam sei, zu jeder Mahlzeit eine Portion gesunder Kohlenhydrate, welche resistente Stärke enthalten, zu sich zu nehmen. Enthalten ist diese natürlicherweise in Vollkornbrot und -nudeln, Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchten sowie grünen Bananen.
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„Zucker ist genauso gefährlich wie Fett“
„Zunächst braucht die Leber vor allem Pausen zwischen den Mahlzeiten. Der Grund ist, dass sich bei Patienten mit Fettleber der Insulinspiegel nach dem Essen stark erhöht. Die Pause hilft, diesen zu regulieren.
Und das bringt mich zum nächsten Punkt: Zucker. Ob weißer Haushaltszucker oder der augenscheinlich gesündere Fruchtzucker, der Körper wandelt jeden Überschuss an Zucker in Fett um. Deshalb ist bei Süßigkeiten, Fertigprodukten und Soft Drinks, aber auch Fruchtsäften Vorsicht geboten.
Bei Fetten sollte darauf geachtet werden, wenige gesättigte und mehr ungesättigte Fette zu essen. Erstere finden sich insbesondere in fetten tierischen Produkten, zweitere in Ölen, Nüssen und Samen.
Auch wenn eine NAFL nicht durch Alkoholkonsum verursacht wird, sollten Sie besser auf diesen verzichten. Denn Alkohol fördert Entzündungsprozesse im Körper und beeinträchtigt den Fettstoffwechsel.
Ein Lichtblick bei der Getränkeauswahl: Zwei bis drei Tassen koffeinhaltigen Filterkaffee dürfen Sie durchaus jeden Tag genießen. Denn dieser senkt das Risiko für eine Fettleber.“4
Sophie Brünke, FITBOOK-Ernährungsexpertin
Durchbruch in der Forschung Kommt bald ein Medikament gegen Fettleber? Studie macht Hoffnung
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Studie Die Auswirkung einer Fettleber auf das Gehirn
Quellen
- 1. Le, M. H., Le, D. M., Baez, T. C. et al. (2023). Global incidence of non-alcoholic fatty liver disease: A systematic review and meta-analysis of 63 studies and 1,201,807 persons. Journal of Hepatology.
- 2. Leung, C., Rivera, L., Furness, J. et al. (2016). The role of the gut microbiota in NAFLD. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology.
- 3. Ni, Y., Qian, L., Leal Siliceo, S. et al. (2023). Resistant starch decreases intrahepatic triglycerides in patients with NAFLD via gut microbiome alterations. Cell Metabolism.
- 4. Molloy, J.W., Calcagno, C. J., Williams, C. D. et al. (2012) Association of coffee and caffeine consumption with fatty liver disease, nonalcoholic steatohepatitis, and degree of hepatic fibrosis. Hepatology.