26. September 2024, 12:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie sich Ihre Ernährungsgewohnheiten gewandelt haben? Und was essen eigentlich Ihre Nachbarn und der Rest von Deutschland? Der neueste Ernährungsreport vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verrät, was auf deutschen Tellern landet und was Verbrauchern wichtig ist. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke berichtet.
Kürzlich präsentierte Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, den Ernährungsreport 2024.1 In dieser beim Forschungsinstitut Forsa in Auftrag gegebenen Studie befragt das BMEL seit 2015 jährlich Verbraucherinnen und Verbraucher nach ihren Wünschen, Vorlieben und Gewohnheiten rund um das Thema Ernährung. So lassen sich spannende Entwicklungen abbilden: Wie viele Menschen ernähren sich vegetarisch? Achten Verbraucher wirklich auf Siegel wie den Nutri-Score? Und spielt Gesundheit bei der Lebensmittelauswahl eine Rolle – oder doch nur der Geschmack?
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Übersicht
Fleischersatz wird beliebter, Fleischkonsum bleibt konstant
Die Forsa-Umfrage zeigt: Vegetarische und vegane Alternativprodukte werden häufiger gekauft als in den Jahren zuvor. Gaben 2020 noch 29 Prozent der Befragten an, „öfter“ Ersatzprodukte zu kaufen, kletterte dieser Wert um zehn Prozent nach oben im Jahr 2024 (39 Prozent). Dabei greifen Personen zwischen 14 und 44 Jahren wesentlich öfter zu als solche über 44 Jahre. Unangefochtener Grund Nummer eins für den Kauf ist Neugierde (69 Prozent), dicht gefolgt von Geschmack (64 Prozent). Dabei griffen die Käufer vor allem zu pflanzlichen Wurst- und Fleischwaren sowie Alternativen zu Kuhmilch – seltener landeten pflanzliche Alternativen zu Käse oder Fisch im Einkaufskorb.
Spannenderweise hat trotz der wachsenden Beliebtheit pflanzlicher Alternativen der Anteil der Menschen, die auf Fleisch verzichten (vegan und vegetarisch) oder ihren Fleischkonsum einschränken (flexitarisch), leicht abgenommen. So blieb die Anzahl der Veganer (zwei Prozent) und Vegetarier (acht Prozent) im Vergleich zum Vorjahr konstant, während die Anzahl der Flexitarier von 46 auf 41 Prozent sank. Ebenso stieg der tägliche Konsum von Fleisch und Wurst um drei Prozentpunkte wieder auf 23 Prozent an. Im Vergleich zur ersten Befragung in 2015 sind dies jedoch immer noch elf Prozent weniger (2015: 34 Prozent).
Weder vegan noch omnivor ist automatisch gesund!
„Viele Menschen entscheiden sich aus ökologischen, ethischen oder auch religiösen Gründen dazu, auf Fleisch oder gar alle tierischen Produkte zu verzichten. Häufig wird mit einer pflanzlich betonten Kost auch ein besserer Gesundheitsstatus verbunden. Dies kann zutreffend sein – je nachdem, was tatsächlich verzehrt wird. Denn bei den eingangs erwähnten Ersatzprodukten ist zu beachten, dass sowohl herkömmliche als auch pflanzliche Wurst- und Fleischwaren hoch verarbeitete Lebensmittel sind. Beide enthalten häufig viel Salz, Fett und Zusatzstoffe. Teilweise liefern pflanzliche Produkte zumindest günstigere Fettsäuren. Trotzdem sollten beide Produktkategorien in Maßen gegessen werden.“
Frauen achten stärker auf gesunde Ernährung als Männer
Eine konstante Vorliebe beim Essen ist seit Jahren unverändert: Der Geschmack steht für die meisten Menschen klar an erster Stelle. Seit 2015 geben 98 bis 99 Prozent der Befragten an, dass „guter Geschmack“ für sie entscheidend sei (2024: 99 Prozent). Doch auch die gesundheitlichen Aspekte spielen eine bedeutende Rolle. Mit einem konstant hohen Wert von 89 bis 92 Prozent nimmt das Kriterium „gesund“ traditionell den zweiten Platz ein. Im Jahr 2024 liegt dieser Wert bei 91 Prozent. Besonders auffällig ist, dass Frauen mit 97 Prozent deutlich mehr Wert auf eine gesunde Ernährung legen als Männer, von denen nur 85 Prozent dieses Kriterium als wichtig erachten.
Wunsch nach weniger Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln
Vor diesem Hintergrund wächst auch der Verbraucherwunsch nach weniger Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln. Beim Kauf solcher Produkte prüfen 61 Prozent vorab den Zuckergehalt. 2020 waren es noch 56 Prozent. Mehr als vier Fünftel der Befragten (85 Prozent) befürworten es außerdem, wenn Fertiglebensmitteln weniger Zucker zugesetzt wird – auch, wenn diese infolge weniger süß schmecken. Für sieben Prozent sollte die fehlende Süße durch Süßungsmittel ausgeglichen werden. Sechs Prozent wünschen keine Veränderungen.
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Tierwohl und Bio-Qualität werden wichtige Kaufentscheidungen
Der Ernährungsreport 2024 zeigt außerdem eine wachsende Relevanz von Siegeln auf Lebensmitteln. Insbesondere das Tierwohllabel gewinnt an Bedeutung: Mittlerweile achten fast doppelt so viele Menschen wie noch im Jahr 2015 auf dieses Label. Der Anteil stieg von 36 Prozent im Jahr 2015 auf beeindruckende 65 Prozent. Auch das EU-Biosiegel verzeichnet eine steigende Relevanz: Hier erhöhte sich der Anteil von 47 auf 59 Prozent. Ebenfalls der 2020 eingeführte Nutri-Score findet mehr Beachtung. Inwieweit er zur Kaufentscheidung beiträgt, wurde nicht erhoben. Jedoch zeigt sich, dass ihn inzwischen doppelt so viele Verbraucher wahrnehmen (2021: 44 Prozent; 2024: 88 Prozent). Diese Entwicklung zeigt ein wachsendes Bewusstsein der Verbraucher für Nachhaltigkeit, Gesundheit und ethische Aspekte beim Lebensmitteleinkauf.