25. April 2023, 17:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Forscher der Tufts University schätzen, dass 7 von 10 Typ-2-Diabetes-Fälle auf eine einzige und vor allem vermeidbare Ursache zurückzuführen sind.
Im Jahr 2018 gab es weltweit ca. 422 Millionen Menschen mit Diabetes Typ 2. Die Fälle nehmen seit 40 Jahren rasant zu und werden sich noch weiter vermehren – auf schätzungsweise 642 Millionen im Jahr 2040.1 Mittlerweile zählen die Folgen von Diabetes zu den weltweit häufigsten Todesursachen. Warum erkranken so viele Menschen daran? Forscher der Tufts University (Boston) gingen dieser Frage auf den Grund, indem sie Daten aus 184 Ländern analysierten. Dabei wollten sie vor allem wissen: Welche Rolle spielen bestimmte Faktoren der Ernährung bei der Entstehung von Diabetes?
Übersicht
Diese Ernährungs-Faktoren tragen zur Entstehung von Diabetes bei
Die Untersuchung, die sich mit globalen Daten aus den Jahren 1990 und 2018 befasste, liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, welche Ernährungsfaktoren die Typ-2-Diabetes-Belastung nach Weltregion antreiben. Die in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlichte Studie nahm elf davon unter die Lupe und stellte vor allem fest:2
- Zu wenig Volkornprodukte,
- übermäßiger Verzehr von raffiniertem Reis, Kartoffeln und Weizen sowie
- übermäßiger Verzehr von verarbeitetem Fleisch
tragen zu der rasant steigenden Inzidenz von Typ-2-Diabetes bei. Einen weitaus geringeren Einfluss (aber trotzdem vorhanden) haben außerdem:
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„Schlechte“ Kohlenhydrate machen krank
„Unsere Studie legt nahe, dass eine schlechte Kohlenhydrat-Qualität weltweit ein Hauptgrund für Typ-2-Diabetes ist, der aufgrund einer falschen Ernährung entstanden ist“, erklärt Studienleiter Prof. Dariush Mozaffarian in einer Universitätsmitteilung.3 Typ-2-Diabetes ist durch die Insulinresistenz der Körperzellen gekennzeichnet und stellt weltweit eine wachsende Belastung für Einzelpersonen, Familien und Gesundheitssysteme dar, betont er weiter. Und: Betroffene benötigen eine gute medizinische Betreuung. Das ist leider nicht immer der Fall.
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Große regionale Unterschiede
Die Forscher entdeckten einige interessante Unterschiede: Stadtbewohner und Männer ernähren sich in der Regel ungesünder und entwickeln daher häufiger Diabetes. Auch sind jüngere Menschen häufiger von Neudiagnosen betroffen als ältere. Die meisten Fälle treten aktuell in Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien auf. Ganz vorne liegen Polen und Russland, wo die Ernährung reich an rotem und verarbeitetem Fleisch sowie Kartoffeln ist. Die Inzidenz war auch in Lateinamerika und der Karibik hoch, insbesondere in Kolumbien und Mexiko, was dem hohen Konsum von zuckerhaltigen Getränken, verarbeitetem Fleisch und der geringen Aufnahme von Vollkorn zugeschrieben wurde. In Südasien, Indien und Afrika (südlich der Sahara) dagegen, ist der Einfluss der Ernährung auf neue Diabetes-Fälle weniger gravierend.
70 Prozent aller Diabetes-Fälle auf schlechte Ernährung zurückzuführen
Während frühere Studien schätzen, dass etwa 40 Prozent der weltweiten Fälle von Typ-2-Diabetes auf eine suboptimale Ernährung zurückzuführen sind, geht die neue Überprüfung von 70 Prozent aus. Dies bedeutet, dass der größte Teil der Neuerkrankungen mit einer simplen Ernährungsumstellung vermeidbar gewesen wäre. Aber auch, dass Millionen zukünftige Erkrankungen noch rechtzeitig abgewendet werden können.
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Quellen
- 1. Kulzer, B., Kröger, J. Digitale Prävention des Typ-2-Diabetes. D.U.T. (aufgerufen am 25.4.2023)
- 2. O’Hearn, M., Lara-Castor, L., Cudhea, F. et al. (2023). Incident type 2 diabetes attributable to suboptimal diet in 184 countries. Nature
- 3. Tufts University. Study links poor diet to 14 million cases of type 2 diabetes globally (aufgerufen am 25.4.2023)