
24. April 2025, 8:29 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Dass „Ökotest“ keine einzige gute Note herausgeben kann, ist selten. Doch bei Energydrinks ist das nun der Fall. Kein einziges Produkt können die Tester empfehlen. Mehr noch: viele Produkte enthalten sogar einen verbotenen Schadstoff.
Besonders Jugendliche greifen gerne zu den süßen Dosen mit Koffein-Kick, wenn sie sich schlapp oder müde fühlen. Doch die versprochene Leistungssteigerung und Wachheit hat ihre Tücken. Die Zeitschrift „Ökotest“ (Heft 5/25) untersuchte 22 Energydrinks – bevorzugt Sorten wie „classic“ oder „original“ –und fällt ein vernichtendes Urteil: Zehn Marken sind „ungenügend“, acht „mangelhaft“ und nur vier wenigstens noch „ausreichend“. Und das liegt nicht nur an problematischen Inhaltsstoffen, sondern auch an einem verbotenem Schadstoff in der Verpackung.
Übersicht
Hersteller reizen Obergrenze für Koffein aus
Welchen Inhaltsstoff erwarten Käufer von Energydrinks? Richtig: Koffein. Und das ist in geraumen Mengen vorhanden. In der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung ist ein Höchstgehalt von 320 Milligramm pro Liter Koffein in koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken festgelegt. Und diesen reizen die Hersteller aller getesteten Produkte aus.1
Eine 250-Milliliter-Dose enthält umgerechnet 80 Milligramm Koffein, was einer Tasse Kaffee entspricht. Und einige Dosen kommen sogar mit einer Menge von 500 Millilitern daher. „Ökotest“ verweist auf Untersuchungen, in denen Jugendliche in Einzelfällen in kurzer Zeit einen Liter Energydrinks getrunken hatten. Die Folgen: Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Muskelzittern und Veränderungen in der Herzstromkurve.
Die von der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) als sicher festgelegte Koffeindosis wird überschritten, sobald ein junger Mensch drei Energydrinkdosen à 250 Milliliter am Tag trinkt. Ab Dose Nummer drei wird es also spätestens kritisch.
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Wer vollständig auf Energydrinks verzichten sollte
Wenn bei gesunden Personen, die nicht in einer besonderen Lebenssituation sind, schon kritische Symptome auftreten können, liegt es nahe, dass einige Personen lieber gänzlich verzichten sollten:
- Kinder
- Schwangere
- Stillende
- koffeinempfindliche Personen, beispielsweise mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine Dose enthält mehr Zucker, als man am Tag essen sollte
Über die Hälfte der Energydrinks im „Ökotest“ lieferten mehr als zehn Gramm Zucker pro 100 Milliliter. In einer 250-Milliliter-Dose stecken entsprechend rund acht Stück Würfelzucker. Das bedeutet, dass bereits eine Dose täglich ausreicht, um die von der WHO (World Health Organization) empfohlene maximale tägliche Aufnahme von Zucker überschritten. Diese empfiehlt, dass freie Zucker maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr ausmachen sollten. Besser seien fünf Prozent. Zur Veranschaulichung: Das sind etwa sechs Teelöffel Zucker am Tag.2
Bei einigen wenigen Drinks wird der Zucker durch Süßstoffe ersetzt – was die Tester jedoch nicht unbedingt besser finden. „Wir werten Süßstoffe ab, weil sie die Geschmacksnerven an Süßes gewöhnen und Appetit auf mehr machen können. Die WHO sieht bei regelmäßigem Süßstoffverzehr sogar Hinweise für eine erhöhte Sterblichkeit“, schreibt „Ökotest“.

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Industriechemikalie in fast allen Produkten
20 der 22 Energydrinks bekommen Punktabzug, da sie die Chemikalie Bisphenol-A enthalten. Es stammt laut den Testern vermutlich aus den Epoxidharzen der Dosenlackierungen und kann in die Energydrinks übergehen. Dieses Problem sei bereits von anderen Lebensmitteln aus Dosen bekannt.
„Ökotest“ weist darauf hin, dass die Industriechemikalie eine hormonelle Wirkung für Mensch und Umwelt haben soll. Er sei zudem als reproduktionstoxisch eingestuft und werde unter anderem in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern diskutiert. Um diese Kontaminationen zu vermeiden, sei bereits ein Bisphenol-A-Verbot für Innen- und Außenlackierungen verabschiedet worden – allerdings mit langen Übergangsfristen, wie „Ökotest“ bemängelt.
mit Material von dpa