16. April 2021, 20:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ob als Fleisch- oder Milchersatzprodukt, Soja polarisiert. Die einen konsumieren die Bohne in Massen, die anderen sehen deren Anbau als ökologisches Vergehen an.
Gerade Kraftsportler beäugen Soja kritisch, denn die Bohne soll Auswirkungen auf den Testosteronspiegel haben. Zumal die Phyoöstrogene in der Bohne meist ausschlaggebend für hormonelle Veränderungen sind. Ist Soja also genauso schlecht wie sein vermeidlicher Ruf? Dieser Frage geht FITBOOK auf den Grund.
Was ist Soja eigentlich?
Zwar gehört Soja, genauso wie Linsen und Erbsen, zu den Hülsenfrüchten, weist jedoch im Gegensatz zu seinen nahen Verwandten einen höheren Proteinanteil auf. Zum Vergleich: 35 Prozent einer Sojabohne gehen auf das Eiweiß zurück. Eine Linse kommt hingegen lediglich auf einen Proteinanteil von zehn Prozent. Zusätzlich zum hohen Eiweißanteil hat die Sojabohne eine komplexe Aminosäurestruktur. Diese besteht aus Histidin, Leucin, Isoleucin, Lysin, Methionin, Valin, Cystein, Tyrosin und Threonin sowie Tryptophan. Folglich ist Soja im Kraftsport eine sinnvolle Alternative zum tierischen Protein – wären da nicht die Phytoöstrogene, die sich auf den Testosteronspiegel auswirken sollen.
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Was sind Phytoöstrogene eigentlich?
Phytoöstrogene haben trotz ihrer Bezeichnung nichts mit dem weiblichen Sexualhormon zu tun. Vielmehr zählen sie zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe. Allerdings weisen Pythoöstrogene einen ähnlichen chemischen Aufbau wie Östrogene auf. Deren wesentliche Vertreter sind das Genistein und Daidzein. Beim Abbau des Genisteins entsteht Equol, welches eine starke östrogenähnliche Wirkung hat. Dementsprechend liegt die Vermutung nahe, dass diese sekundären Pflanzenstoffe Auswirkungen auf den Hormonhaushalt haben. Gerade bei Männern könnte Soja also den Testosteronspiegel beeinflussen und den Muskelaufbau beeinträchtigen.
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Wie wirkt sich Soja auf den Testosteronspiegel aus?
Obwohl die Phytoöstrogene sekundäre Pflanzenstoffe sind, befähigt deren chemische Ähnlichkeit zum Östrogen, diese an Östrogenrezeptoren im Körper anzudocken und zu aktivieren. Dadurch werden den Zellen östrogenähnliche Signale übermittelt. Dieser Prozess gibt für viele Kraftsportler den Ausschlag, zu denken, dass Soja den Testosteronspiegel drastisch senkt oder den Östrogenspiegel soweit erhöht, dass Männerbrüste wachsen könnten. Schon 2005 wurde in einer Studie an Ratten belegt, dass Phytoöstrogene (Genistein) lediglich eine starke Wirkung auf den Hormonspiegel haben können, wenn Vorerkrankungen vorliegen.1 In einer späteren Studie aus dem Jahr 2007 ging hervor, dass Phytoöstrogene keine Auswirkungen auf das Testosteron haben, sobald zusätzlich Kraftsport absolviert wird.2 Demnach schränkt der Verzehr von Soja den Trainingserfolg nicht ein.
Der Hormonspezialist Dr. Jens Keisinger empfiehlt dennoch: „Von einem übermäßigen phytoöstrogenhaltiger Lebensmittel rate ich ab. Besser ist eine abwechslungsreiche Ernährung, die neben Phytoöstrogenen auch viele weitere Pflanzenstoffe enthält.“
Quellen:
1. Trisomboon H, Malaivijitnond S, Watanabe G, Taya K. Ovulation block by Pueraria mirifica: a study of its endocrinological effect in female monkeys. Endocrine. (2005 Feb)
2. Kalman D, Feldman S, Martinez M, Krieger DR, Tallon MJ. Effect of protein source and resistance training on body composition and sex hormones. J Int Soc Sports Nutr. (2007)