21. März 2024, 7:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Bei den Öko-Testern punkten vor allem Gute-Gewissen-Eier. Wer beim Tierwohl nicht alles gibt, wird abgestraft.
Wer von einem Eier-Test erwartet, dass es dabei nur darum geht, was in einem Ei drinsteckt und ob es schmeckt, hat die Rechnung ohne die Zeitschrift „Ökotest“ gemacht. Für die Ausgabe 4/2024 untersuchten die Tester nicht nur Eier auf Schadstoffe, sondern hatten vor allem das Tierwohl der legenden Hennen im Blick und wie es ihren Brüder-Küken ergeht.
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Übersicht
Keine bedenklichen Mengen an Schadstoffen
Die gute Nachricht zuerst: Die Ökotester konnten in den 20 getesteten Eier-Marken, darunter zwölfmal Bio-Eier und achtmal Freilandeier, keine bedenklichen Mengen von kritischen Substanzen wie giftiges Dioxin oder Salmonellen nachweisen. Und nur selten fanden sich Auffälligkeiten wie Risse und Beschädigungen der Eierschalen, Einblutungen im Inneren oder Kot an den Schalen.
In einem Fall war die Hälfte der untersuchten Eier allerdings leichter als die deklarierte Gewichtsklasse M. In drei Fällen wurden Noten abgezogen, weil der Erzeugerstempel unleserlich war.
Tierwohl und Transparenz: Wofür es Punktabzüge gab
Doch richtig Punktabzüge hagelte es für fehlendes Tierwohl – vor allem, wenn es um die männlichen Küken geht. So seien Auslobungen auf den Packungen wie „ohne Kükentöten“ keine Garantie für ein artgerechtes Leben der männlichen Küken. Auch wenn sie nun nicht mehr geschreddert würden, sei eine Methode, die Eier mit unerwünschten männlichen Hühnerembryos nach der sogenannten In-Ovo-Geschlechterbestimmung schon früh auszusortieren. Sie würden dann einfach nicht weiter ausgebrütet.
Dürfen männliche Küken das Licht der Welt erblicken, wachsen sie teilweise auch im Bio-Segment anders auf als Eier legende Hennen – nämlich unter Bedingungen wie konventionell aufgezogene Tiere. Die Ökotester honorierten dagegen, wenn bei sogenannten Zweinutzungsrassen beide Geschlechter gleichwertig aufwachsen können.
Auch wer den Lebensweg der Tiere von der Brüterei bis zum gekauften Ei nicht lückenlos dokumentieren konnte (oder wollte), musste wegen fehlender Transparenz Punktabzüge hinnehmen.
Die fünf Testsieger
Folgende fünf Eier-Marken erfüllten die „Ökotest“-Kriterien am besten und erreichten das Prädikat „sehr gut“:
- „’Ne runde Sache“, 6 Bio-Eier von Naturland (0,62 Euro pro Stück)
- Alnatura 10 Bio-Eier Bioland (0,50 Euro pro Stück)
- K-Bio 6 frische Eier Bioland von Kaufland (0,50 Euro pro Stück)
- Königshofer Bio-Eier 6 Stück, Naturland von Dennree (0,50 Euro pro Stück)
- Lindengut 6 frische Bio-Eier aus dem Hühnermobil, Demeter (0,72 Euro pro Stück).
So schnitten die restlichen 15 Eier-Marken im „Ökotest“ ab
Neunmal vergaben die Tester die Not „gut“, viermal „befriedigend“, je einmal „ausreichend“ und „mangelhaft“.
Warum man nicht nur das Eiweiß essen sollte
Eier sind ein umstrittenes Ernährungsthema. Einerseits sind sie gesund, andererseits war das Ei lange Zeit wegen seines Cholesteringehalts verschrien. Da dieses vor allem im Eigelb enthalten ist, setzten viele Ernährungsbewusste darauf, nur das Eiweiß zu essen, um dennoch die gesunden Nährstoffe des Lebensmittels aufnehmen zu können.
Doch Ernährungsexperte Sven-David Müller gab in einem früheren Gespräch mit FITBOOK diesbezüglich Entwarnung: „Die Fettsäurenkombination im Eigelb ist hervorragend – fast so gut wie in Diätmargarine, die zur Senkung des Cholesterins eingesetzt wird. Und im Eigelb steckt Lecithin, das den Cholesterinspiegel – insbesondere das gefährliche LDL-Cholesterin – hervorragend senkt.“ Weiterhin betonte er, dass sich während der Brutzeit das Küken ja von dem Eidotter ernähre, weshalb im Eigelb „auch Mineralien wie Kalzium, Eisen, Chlorid, Natrium, Phosphor und Kalium in einer vielfach höheren Konzentration als im Eiklar“ vorkämen.
Auch Diabetologe Matthias Riedl stellte die Vorteile von Eiern als Bestandteil einer bewussten Ernährung heraus. Doch wies auch darauf hin, dass tierische Proteine und Fette schlechter seien als pflanzliche und Eier eben auch in die erste Kategorie fielen: „Je höher hier der Konsum, desto geringer das kardiovaskuläre Risiko. Deshalb sollte der Eierkonsum auch in Maßen gehalten werden.“
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Neue Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Die DGE empfahl bisher, nicht mehr als zwei bis drei Eier pro Woche zu verzehren, um hohe Blutfettwerte und daraus folgende Herzkrankheiten vorzubeugen. Diese Empfehlung wurde nun im Rahmen genereller neuer Ernährungsempfehlungen angepasst. Diese berücksichtigten neben Nährstoffgehalt und Auswirkung auf die Gesundheit auch Effekte auf die Umwelt.
In Bezug auf den Eierkonsum heißt es nun: „Die neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen beinhalten ein Ei pro Woche z. B. als Frühstücksei. Lebensmittel, die verarbeitete Eier enthalten, z. B. Nudeln oder Kuchen, kommen zusätzlich dazu. Die Portionsangabe von einem Ei pro Woche beruht nicht auf einer Begrenzung aus gesundheitlichen Gründen (z.B. Cholesterol). Die Ableitung berücksichtigt Aspekte zu Gesundheit sowie Umwelt und spiegelt die Verzehrgewohnheiten der deutschen Bevölkerung wider.“ Betont wird aber auch, dass es sich bei den DGE-Empfehlungen zu den einzelnen Lebensmitteln nicht um „starre Grenzen“ handele, sondern es gelte „das Mengenverhältnis der Gruppen zueinander zu berücksichtigen“.1