30. März 2024, 9:20 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Wort Direktsaft klingt gleich viel gesünder und nährstoffreicher als Saft aus Konzentrat, oder? Dabei schmecken eigentlich beide (fast) gleich. Wo der wesentliche Unterschied liegt und in welcher Hinsicht sich die Säfte nichts nehmen, erklärt Ernährungsexpertin Daniela Krehl.
Die Auswahl an Säften ist groß: nebst den exotischsten Fruchtkombinationen stehen Verbraucher auch vor der Frage, ob sie lieber zu einem Direktsaft oder Konzentrat greifen. Gibt es Unterschiede im Nährstoffgehalt? Verbirgt sich in einer Variante womöglich eine Zuckerfalle? Oder liegt der Unterschied ganz woanders? Ernährungsexpertin Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern hat zu dieser Thematik mit der dpa gesprochen.
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Übersicht
Die Herstellungsverfahren unterscheiden sich deutlich
Auch wenn sich der Geschmack nicht groß unterscheidet, sind Saft aus Konzentrat und Direktsaft zwei verschiedene Sachen. „Allerdings sind die Herstellungsverfahren völlig verschieden“, erklärt Ernährungsexpertin Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern der dpa.
Direktsaft wird gepresst und abgefüllt
Beim Direktsaft verrät bereits der Name, dass er im Erzeugerland frisch gepresst, gefiltert und durch kurzes Erhitzen haltbar gemacht. Diese Pasteurisierung erfolgt bei Temperaturen zwischen 80 und 85 Grad Celsius. Danach wird der Saft entweder in Flaschen gefüllt oder in gekühlten Tanks in das Abfüllland geliefert. Direktsaft kann auch Fruchtfleisch enthalten. Obwohl Direktsaft etwas mehr kostet als Saft aus Konzentrat, ist er bei Verbrauchern beliebter, so der Verband der Fruchtsaftindustrie.1 Rechtlich ist die Verkehrsbezeichnung übrigens lediglich „Fruchtsaft“. Die zusätzliche Kennzeichnung als „Direktsaft“ können Hersteller freiwillig ergänzen. Laut Krehl entscheiden sich viele Hersteller für diesen Zusatz auf dem Etikett.
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Saft aus Konzentrat macht einen kleinen Umweg
Beim Konzentrat wird hingegen ein Verfahren angewendet, das dem Saft nach dem Pressen unter Vakuum bei niedrigen Temperaturen Wasser und Aroma entzieht. Aroma und Konzentrat werden getrennt voneinander gelagert und zum Abfüllort transportiert. Hier wird das Konzentrat erneut mit dem Aroma versetzt, mit Trinkwasser wieder auf das ursprüngliche Volumen verdünnt (Rekonstituieren), pasteurisiert und in Kartons oder Flaschen abgefüllt. Da das Konzentrat weniger Gewicht bei Lagerung und Transport aufweist, ist dieses Verfahren kostengünstiger und schont die Umwelt. Für die Angabe auf dem Etikett ist die Bezeichnung „Fruchtsaft aus Fruchtsaftkonzentrat“ vorgeschrieben. Oft sei diese Angabe aber nicht gerade prominent auf der Verpackung platziert, sondern nur klein an der Seite oder Rückseite der Packung zu finden.
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Welches Herstellungsverfahren schont die Nährstoffe besser?
Wie sich zeigt, unterscheiden sich die Herstellungsverfahren zwar wesentlich, doch da die Säfte zu gleichen Temperaturen schonend pasteurisiert werden, fehlt es keinem wesentlich an Vitaminen. Laut Krehl gleicht der Saft aus Konzentrat dem Ursprungsprodukt in Bezug auf Inhaltsstoffe, Fruchtgehalt und Aroma. Er habe nicht mal Geschmackseinbußen.
Zuckerfallen im Saftregal
Was für beide Säfte zutrifft: Zuckerzusatz ist weder bei Direktsaft noch bei Saft aus Konzentrat erlaubt. Vorsicht ist jedoch bei anderen Fruchtgetränken geboten. Hier tummeln sich Zuckerfallen. Bei Nektar handelt es sich um einen mit Wasser gestreckten Fruchtsaft, dem zusätzlich bis zu zwanzig Prozent des Eigengewichts an Zucker hinzugefügt werden darf. Fruchtsaftgetränke müssen lediglich einen Saftanteil von mindestens sechs Prozent enthalten. Auch hier werden Wasser und Zucker ergänzt.2
Ist es gesund, täglich ein Glas Saft zu trinken?
Bevor jemand gänzlich auf die täglichen zwei Portionen Obst verzichtet, sollte er lieber ein Glas Saft trinken. Denn auch hier stecken die Vitamine drin, die beim Verzehr der ganzen Frucht enthalten sind. Da das Fruchtfleisch fehlt, fehlen jedoch wertvolle Ballaststoffe und ein Teil der sekundären Pflanzenstoffe bleibt auch auf der Strecke. Zudem tritt bei dem flüssigen Obst natürlich nicht der gleiche Sättigungseffekt wie bei einem Stück Obst ein. Obendrein liefert ein Glas Saft ähnlich viel Zucker wie ein Glas Cola – zu viel Saft sollte also nicht getrunken werden. Ich befürworte es deshalb, lieber die ganze Frucht zu essen, anstatt ihre gepresste Form zu trinken. Zur Abwechslung ist hin und wieder ein Glas Saft in Ordnung. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung darf das zweimal pro Woche sein.