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Tipps von der Expertin

Die richtige Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis

Eine spezielle Ernährung kann bei Hashimoto helfen
Wer an Hashimoto-Thyreoiditis leidet, ist sein Leben lang auf die Einnahme von Hormonen angewiesen. Mit der richtigen Ernährung können die typischen Beschwerden gelindert werden. Foto: Getty Images / magicmine

13. November 2023, 12:12 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

Die richtige Ernährung steigert das Wohlbefinden bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto deutlich. Zusätzlich zur Hormontherapie, die ein Leben lang fortgeführt werden muss, setzt die Ernährungsmedizin vor allem auf eine antientzündliche Diät. FITBOOK-Autorin Beke Enderstein ist selbst betroffen und teilt hier ihre besten Ernährungstipps.

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Da es bisher nur wenige einheitliche Ernährungsempfehlungen gibt, sind viele Betroffene irritiert. Hinzu kommt, dass sich Alternativmediziner und Schulmediziner nicht einig sind. Aus meiner Erfahrung als selbst Betroffene stelle ich meine ernährungswissenschaftlichen Diättipps vor, ohne die Alternativmedizin außer Acht zu lassen. Mit der richtigen Ernährung lässt sich Hashimoto-Thyreoiditis zwar nicht heilen, aber die Symptome lindern.

Was ist Hashimoto-Thyreoiditis?

Bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Schilddrüsenunterfunktion, die durch eine chronische Entzündung gekennzeichnet ist. Die Therapie zielt in erster Linie darauf ab, die nicht ausreichend gebildeten Schilddrüsenhormone per täglicher Medikation zu ersetzen.

Durch die Einnahme von L-Thyroxin können sich typische Beschwerden wie chronische Müdigkeit, Infektanfälligkeit oder Übergewicht bessern. Leider ändert diese hormonelle Substitution allerdings nichts an der chronischen Entzündung der Schilddrüse: Der Körper stuft die Schilddrüse weiterhin als körperfremder Feind ein und befeuert diese aufgrund der Fehlinterpretation.

Die unerwünschte Folge: Es beginnt ein Teufelskreis, da die Schilddrüse ein Leben lang vom Immunsystem angegriffen wird. Während sich jemand bei einem grippalen Infekt nur vorübergehend aufgrund der körperlichen Abwehr schlapp fühlt, haben viele Hashimoto-Patienten ein Leben lang mit Energielosigkeit zu kämpfen. Um das Wohlbefinden zu steigern, spielt ein gesunder Lebensstil neben der Medikation die Hauptrolle.

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Meine Ernährungstherapie bei Hashimoto

Seitdem ich vor ca. zehn Jahren die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis bekam, habe ich mich sehr viel mit einer sinnvollen Ernährungstherapie beschäftigt. Während die Alternativmedizin viele Tipps bereithält (z. B. kein Gluten, keine Milch, kein Soja), ist die klassische Schulmedizin deutlich zurückhaltender. Das liegt darin, dass es zum Beispiel keine wissenschaftliche Belege dafür gibt, dass eine glutenfreie Ernährung bei Hashimoto die Beschwerden lindert.

Aus all den Informationen, habe ich mir die Ernährungsempfehlungen für mich herausgesucht, die ich als Ernährungswissenschaftlerin nachvollziehen kann. Dennoch integriere ich auch naturmedizinische Diättipps in meinen Alltag: Schließlich scheinen viele Betroffene tatsächlich davon zu profitieren, wenn sie sich glutenfrei ernähren oder zumindest auf Weizen verzichten.

Fest steht: Da die Autoimmunerkrankung auf eine chronische Entzündung zurückgeht, kann man an diesem Punkt ansetzen. Während entzündungsfördernde Lebensmittel wie Fleisch oder Zucker vom Speiseplan gestrichen oder deutlich reduziert werden, können die entzündlichen Prozesse über antioxidatives, entzündungshemmendes Essen in Schach gehalten werden.

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Entzündungshemmende Ernährung bei Hashimoto Thyreoiditis

Die Ernährung bei Hashimoto zielt insbesondere auf frische, pflanzenbetonte Speisen mit einer Extraportion an sekundären Pflanzenstoffen, Omega-3-Fettsäuren und antioxidativ wirksamen Vitaminen plus Spurenelementen ab.

Antioxidantien

Ein bunter Mix aus grünem Gemüse, Beeren, Möhren und Blattsalaten liefert eine Extraportion Antioxidantien und entzündungshemmende Inhaltsstoffe. Dabei lautet die Devise: Je intensiver Obst und Gemüse gefärbt ist – beispielsweise Blaubeeren, Spinat, Tomatenmark, Brokkoli oder Himbeeren –, desto mehr sollte davon auf dem Teller landen. Denn die farbgebenden sekundären Farbstoffe sind hochgradig zellschützend. Auch Kurkuma im Mix mit Pfeffer, Ingwer, Matcha, Kakao und Zimt können die Aufnahme an Antioxidantien unterstützen. Bei Obst sind zuckerarme Sorten wie säuerliche Äpfel oder Erdbeeren als Alternative zu Weintrauben, Banane, Mango oder Süßkirschen zu bevorzugen. Nicht zuletzt funktionieren auch Vitamine – beispielsweise das Zellschutz-Trio ACE – als natürliche Antioxidantien.

Omega-3-Fettsäuren

Die mehrfach ungesättigte Fettsäure Alpha-Linolensäure wirkt entzündungshemmend und sollte täglich aufgenommen werden. Sie ist besonders reichlich in fettem Seefisch wie Lachs, Makrele und Hering enthalten. Doch auch Vegetarier wie ich können die gesunde Fettsäure über pflanzliche Lebensmittel aufnehmen. Dafür sollte Sonnenblumenöl (ungünstige Fettsäurezusammensetzung!) unbedingt durch Rapsöl (gelegentlich auch durch Olivenöl) ersetzt werden. Für die kalte Küche sind Leinöl oder Walnussöl die richtige Wahl. Avocado, Oliven, Walnüsse, Chiasamen und weitere Nüsse, Kerne und Samen sind ebenfalls empfehlenswert. Ein weiteres Plus: Das enthaltene Vitamin E wirkt antioxidativ.

Ausreichend Vitamin D

Das fettlösliche Vitamin D spielt eine wichtige Rolle, wenn es um die natürlichen Abwehrkräfte geht. Neben einer Regulation des Immunsystems und einer Stimulation der Schilddrüse wirkt das Vitamin antientzündlich. Bei einigen Hashimoto-Patienten wurde beobachtet, dass sie unter einer Fehlfunktion der Vitamin-D-Rezeptoren leiden. Während gesunden Personen empfohlen wird, während der dunkleren Jahreszeit Vitamin D zu supplementieren, kann es bei einer Hashimoto Thyreoiditis sinnvoll sein, Vitamin D das ganze Jahr über ein Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen. Ich supplementiere Vitamin D entsprechend ganzjährig.

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Eine Extraportion Selen

In Paranüssen, Pilzen, Spargel, Kohl, Hülsenfrüchten, Weizengras und Zwiebeln ist reichlich Selen enthalten. Da Selen antioxidativ und intensiv entzündungshemmend wirkt, supplementiere ich das Spurenelement, wie es immer häufiger empfohlen wird. Dadurch kommt es zu einer günstigen Beeinflussung der Autoimmunprozesse. Paranüsse enthalten am meisten Selen, sollten aufgrund des radioaktiven Potenzials allerdings nur in sehr geringer Menge – ein bis zwei Nüsse pro Tag – gegessen werden.

Entzündungsfördernde Lebensmittel: Besser meiden!

Um die entzündlichen Prozesse nicht zusätzlich anzufeuern, sollten folgende Lebensmittel besser gemieden werden:

Fleisch

Vor allem Schweinefleisch aber auch sonstige Fleischsorten enthalten die entzündungsfördernde Arachidonsäure.

Zucker

Zuckerreiche Lebensmittel, Säfte, Eistee und Softdrinks liefern eine Extraportion Zucker und leere Kalorien. Da es bei Hashimoto trotz hormoneller Substitution zu einem erhöhten Körpergewicht kommen kann, ist eine zuckerreiche Ernährung doppelt ungünstig: Es wird vermehrt viszerales Bauchfett gebildet, welches Entzündungen aktiviert und das Wohlbefinden einschränkt.

Weißmehlprodukte

Da helle Brötchen, Pasta und Co. viel Stärke enthalten, ergeben sich die gleichen ungünstigen Stoffwechselveränderungen wie beim Zuckerverzehr. Der Grund: Stärke besteht aus Zuckermolekülen, die nach dem Essen freigesetzt werden und entzündungsfördernd wirken.

Alkohol

Da auch alkoholische Getränke Entzündungsprozesse fördern, wird empfohlen, weitestgehend auf Alkohol zu verzichten. Zusätzlich wird der Körper beim Alkoholabbau unter Stress gesetzt. Im Mix mit anderen Stressoren wie Rauchen und sonstiger Schadstoffbelastung sowie beruflichem oder privatem Stress können sich die Symptome einer Autoimmunerkrankung verschlimmern. Wer sich insgesamt gesund ernährt und auf Tabakkonsum verzichtet, kann sich hingegen gelegentlich ein Glas Bio-Rotwein gönnen – inklusive einer Extraportion Antioxidantien aufgrund des roten Farbstoffs.

Gute Lebensmittel für das Immunsystem bei Hashimoto

Neben den antientzündlichen Lebensmitteln, die ich täglich esse, verzichte ich weitestgehend auf die oben beschriebenen entzündungsfördernden Nahrungsmittel. Weitere Tipps, die die Ernährung betreffen, können das Wohlbefinden bei Hashimoto zusätzlich fördern und typische Systeme wie eine erhöhte Infektanfälligkeit und Schlafstörungen reduzieren. Es geht vor allem um Ernährungsempfehlungen, die das Immunsystem unterstützen: Durch die ständige Alarmbereitschaft, die von der entzündeten Schilddrüse ausgeht, leiden die natürlichen Abwehrkräfte.

Essen für starke Abwehrkräfte:

Ballaststoffe

Eine ballaststoffreiche Ernährung unterstützt die Darmgesundheit. Da der Darm das wichtigste Zentrum des Immunsystems ist, können sich Ballaststoffe aus Gemüse, Salat, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Pseudogetreide günstig auf die Darmflora und in Folge auf die Immunabwehr auswirken. Ein weiteres Plus: Die typische Gewichtszunahme kann durch den Sättigungseffekt abgemildert werden.

Probiotika

Probiotische Lebensmittel wie Naturjoghurt, Kefir, Miso und zahlreiche Sorten an fermentiertem (milchsauer vergorenem) Gemüse unterstützen eine gesunde Darmflora – und entsprechend die natürlichen Abwehrkräfte. Frisches, unerhitztes Sauerkraut hat den Vorteil, dass es gleichzeitig Ballaststoffe und Probiotika liefert.

Präbiotika

Als Ballaststoffe helfen Inulin und Oligofructose, dass sich die Probiotika vermehren können. Daher profitiert das Immunsystem von dem Verzehr an Lebensmitteln wie Artischocken, Knoblauch, Zwiebeln, Chicorée, Schwarzwurzeln und Topinambur. Tipp: Ich bereite mir selbst Bio-Joghurt mit probiotischen Kulturen und Inulinpulver zu und esse täglich eine kleine Portion.

Vitamin C & Eisen

Sowohl das antioxidative Vitamin C als auch Eisen werden für ein gut funktionierendes Immunsystem benötigt. Eisen ist zudem unverzichtbar für die zahlreichen biochemischen Prozesse innerhalb der Schilddrüse. Insbesondere bei vegetarischer und veganer Ernährung, sollten eisenreiche Speisen wie Feldsalat und Co. stets mit Vitamin C als Resorptionsbeschleuniger kombiniert werden.

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Sonstige Ernährungstipps bei chronischer Schilddrüsenentzündung

Da die Beschwerden individuell unterschiedlich sind und für die Ernährungstherapie bei Hashimoto-Thyreoiditis noch wissenschaftliche Richtlinien fehlen, gelten meine unten stehenden Empfehlungen als Orientierung. Letztendlich muss jeder für sich selbst herausfinden, welches Essen ihm guttut.

Individueller Speiseplan

Lebensmittel, die in Verdacht stehen, die Hashimoto-Symptome zu verschlimmern, können vom Speiseplan gestrichen werden – vorausgesetzt, sie gehören sowieso nicht zu den Lieblingsspeisen. Werden ungünstige Nahrungsmittel, also solche, die häufig zu Beschwerden führen, wiederum gut vertragen, ist ein Verzicht in der Regel nicht nötig. Da sich Toleranzen mit der Zeit verändern können, empfehle ich, Lieblingsgerichte immer mal wieder auszutesten.

Das richtige Bauchgefühl

Da die Symptome auch zeitverzögert auftreten können, sollten Personen mit Allergien und Autoimmunerkrankungen unbedingt ein Gespür dafür entwickeln, welche Lebensmittel Beschwerden wie Müdigkeit, Wassereinlagerungen und Co. verschlimmern.

Figurfreundlich essen

Um trotz Hashimoto nicht zu viel zuzunehmen, gelten zunächst die gleichen Ernährungsempfehlungen einer fett- und zuckerreduzierten Kost mit viel Salat, Blattgemüse und Wasser. Während ein proteinreicher Speiseplan à la Low Carb mit vielen Ballaststoffen intensiv sättigt, können Bitterstoffe wie Löwenzahn, Grapefruit, Chicorée oder Radicchio den Appetit reduzieren. Ich persönlich empfehle zusätzlich Intervallfasten, um den Fettabbau zu erleichtern.

Histaminreiche Lebensmittel meiden

Bei Allergien und Autoimmunerkrankungen kann es hilfreich sein, die Aufnahme des Botenstoffes Histamin zu meiden. Eine histaminfreie Ernährung ist nicht möglich, allerdings sollten gereifte Lebensmittel wie Käse, Wein oder fermentierte Produkte gemieden werden. Um dennoch Probiotika aufzunehmen, können Alternativen zu milchsauer-vergorenem Gemüse wie Joghurt besser geeignet sein. Insgesamt sind bei einer Histaminintoleranz frische, nicht gereifte Lebensmittel eine gute Wahl.

Sojaprodukte

Viele Naturmediziner raten von Sojaprodukten bei Hashimoto ab, da Soja die Schilddrüsenhormone blockieren soll. Ich habe allerdings noch keinen negativen Effekt auf mein Wohlbefinden feststellen können. Als Vegetarierin ist Tofu für mich eine wertvolle Proteinquelle mit einer Extraportion an essentiellen Aminosäuren. Auch hier gilt: Toleranzen individuell austesten! Allerdings kann es bei häufigem Verzehr von Soja passieren, dass man mehr Schilddrüsenhormone einnehmen muss.

Jodarm essen

Um Interaktionen mit der entzündeten Schilddrüse zu vermeiden, verzichte ich auf Jodsalz. Das entspricht auch der ernährungsmedizinischen Empfehlung bei Hashimoto. Zusätzlich gelten jodreicher Fisch wie Schellfisch, Seelachs und Krabben sowie Algenprodukte als ungünstig. Gewisse Mengen an Jod benötigt der Körper, allerdings werden mittlerweile zahlreiche Produkte wie Brot mit Jod angereichert, sodass ein Mangel nicht zu befürchten ist.

Frische Küche statt Fastfood

Um den Stoffwechsel nicht unnötig mit bedenklichen Substanzen wie künstlichen Zusatzstoffen zu belassen, sind frisch zubereitete Speisen die bessere Wahl. Dabei sollten naturbelassene, saisonale und regionale Bio-Zutaten die Hauptrolle spielen.

Weizenfrei / glutenfrei essen

Auch Weizen bzw. Gluten steht in Verdacht, das Wohlbefinden bei Hashimoto herabzusetzen. Zusätzlich scheint Zöliakie bei der chronischen Schilddrüsenunterfunktion vermehrt aufzutreten. Die Alternativmedizin aber auch einige Schulmediziner empfehlen daher, komplett auf Gluten bei Hashimoto zu verzichten. Andere halten es wiederum nur für sinnvoll, wenn eine Glutenunverträglichkeit diagnostiziert wurde.

Mir persönlich fällt auf, dass ich nach dem Verzehr von Weißmehlprodukten auf Weizenbasis am nächsten Tag öfter mit geschwollen Augen aufwache. Dennoch esse ich auch mal gerne eine Pizza oder Pasta, bevorzuge aber bei Brot oder selbstgemachten Nudeln Dinkel. Da ich das ebenfalls glutenhaltige Getreide Dinkel besser vertrage, sehe ich bisher keinen Sinn, komplett glutenfrei zu essen. Wer nach dem Verzehr von Getreide hingegen grundsätzlich Nebenwirkungen verspürt, sollte sich auf eine Unverträglichkeit testen lassen.

Zink

Eine ausreichende Aufnahme von Zink soll bei Hashimoto-Thyreoiditis helfen, die Infektanfälligkeit herabzusetzen und den Gesundheitszustand zu verbessern. Viele Ärzte empfehlen daher, Zink zu supplementieren. Ich setzte vor allem auf natürliche Zink-Quellen wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und gelegentlich Milchprodukte. Dadurch nehme ich on top reichlich Magnesium und B-Vitamine auf, die ebenfalls bei Hashimoto sinnvoll sind. Gelegentlich ergänze ich meinen Zink-Bedarf – wie der Name ja bereits erkennen lässt – mit einem zinkhaltigen Nahrungsergänzungsmittel.

Themen Autoimmunerkrankungen Schilddrüse: Über- und Unterfunktion
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