20. August 2024, 20:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kartoffeln oder Reis – das ist hier die Frage. Zumindest für Diabetiker. Denn eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass die Knolle offenbar entscheidende Vorteile für ihre Herzgesundheit und Gewicht hat. Wie die Studie ablief und ob es sich lohnt, die „gute alte Kartoffel“ häufiger in die Ernährung einzubauen, erklärt Ihnen FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke.
Während der Pro-Kopf-Verzehr von Frischkartoffeln seit den 50ern sinkt, steigt der von Reis.1,2 Doch es könnte sich ein Comeback von Salz- und Ofenkartoffeln lohnen – vielleicht nicht kulinarisch, aber gesundheitlich. Denn eine neue Studie der Universität Nevada untersuchte, ob Menschen, die an Diabetes Typ 2 erkrankt sind, besser Kartoffeln oder Reis essen sollten, um ihre Herzgesundheit zu verbessern – die Ergebnisse konnten das schlechte Image der gelben Knolle aufpolieren.
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Übersicht
24 Diabetiker stellen für die Studie ihre Ernährung um
Ziel der Studie war es, die Effekte des Verzehrs von Kartoffeln auf die Herzgesundheit bei übergewichtigen Personen mit Diabetes Typ 2 zu untersuchen, um so praktikable und wirksame Ernährungsempfehlungen ableiten zu können.3
An der Studie nahmen 24 Typ-2-Diabetiker im Alter von 45 bis 80 Jahren teil, welche einen Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 35 aufwiesen. Sprich, die Personen hatten Übergewicht bzw. waren an Adipositas Grad 1 erkrankt. Einschlusskriterium war, dass die Probanden zuvor seltener als zweimal wöchentlich Kartoffeln aßen.
Die Studie lief in einem randomisierten Crossover-Design ab. Das bedeutet, die Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip in eine Kartoffel- oder Reisgruppe eingeteilt. Für zwölf Wochen aßen sie anschließend täglich 100 Gramm Kartoffeln (gekocht, mit Schale) oder 75 Gramm gekochten weißen Reis als Beilage oder Zwischenmahlzeit. Nach Abschluss dieser Ernährungsintervention erfolgte eine zweiwöchige Pause („Wash out-Phase“), nach welcher die Gruppen ihre Speisepläne für weitere zwölf Wochen tauschten: Wer zuvor Kartoffeln aß, bekam nun Reis – und umgekehrt.
Übrigens: Die Teilnehmenden durften die Kartoffeln mit Kräutern, Gewürzen oder einem halben Esslöffel Butter schmackhafter machen. Allerdings wurde ihnen davon abgeraten, die Kartoffeln zu frittieren.
Auch interessant: Warum werden Kartoffeln durchs Kochen ungiftig und sogar gesund?
Welche Parameter wurden untersucht?
Insgesamt gab es fünf Untersuchungstermine im Laufe der Studie: zu Beginn und jeweils nach sechs bzw. zwölf Wochen im Interventionszeitraum.
Die Energie- und Nährstoffversorgung der Teilnehmer wurde mittels dreitägiger Ernährungsprotokolle ermittelt. Weiterhin wurden Blutdruck und Gefäßfunktion gemessen, es erfolgte eine Blutabnahme sowie eine Messung der Körperzusammensetzung mittels einer bioelektrischen Impedanzanalyse (BIA). Die Teilnehmenden füllten ebenso einen Fragebogen zur körperlichen Aktivität aus.
Forscherin glaubt, Kartoffeln haben ein schlechtes Image
Studienautorin Neda Akhavan erklärt in einer Pressemitteilung der Universität: „Ich erforsche gern Nahrungsmittel, die in der Ernährungswelt stark stigmatisiert sind. Die meisten Menschen assoziieren Kartoffeln mit etwas, das überwiegend frittiert ist oder viel Fett enthält, und wir wollten beleuchten, wie Kartoffeln – wenn sie richtig zubereitet werden – sowohl funktional als auch gesund sein können.“4
Erste Ergebnisse zeigen eine positive Wirkung auf die Herzgesundheit
Bisher wurden keine detaillierten Ergebnisse auf dem Server, auf dem die Studie online ging, veröffentlicht. In der Pressemitteilung der Universität wird jedoch von der Kartoffel als „Superfood für Diabetiker“ gesprochen – zumindest, wenn sie richtig zubereitet wird. So zeigte sich bei den Teilnehmenden, die Kartoffeln aßen, ein leichter Rückgang des Nüchternblutzuckerspiegels, des Taillenumfangs sowie der Ruheherzfrequenz und eine Verbesserung der Körperzusammensetzung.
Akhavan erläutert: „Die Ergebnisse unserer Studie belegen, dass weiße Kartoffeln auf gesunde Weise in die Ernährung von Personen mit Typ-2-Diabetes integriert werden können, wenn sie andere Nahrungsmittel mit einer hohen glykämischen Last, wie Langkornreis, ersetzen. Weiterhin gab es keine schädlichen Auswirkungen auf die gemessenen Gesundheitsergebnisse, und es zeigten sich einige kardiometabolische Gesundheitsvorteile, die unseren Erwartungen entsprachen. Daher sollten Diabetiker Kartoffeln nicht meiden.“
Offenbar sind Kalium und Ballaststoffe entscheidend
Laut Akhavan sei es von Vorteil, Kartoffeln im Ofen zu backen oder zu braten, anstatt sie zu kochen. Und sie zudem mit Schale zu verzehren. Denn so bleibe mehr Kalium, ein wichtiger Mineralstoff, in der Knolle enthalten. Dieser nimmt Einfluss auf den Blutdruck. Ebenso enthalten Kartoffeln resistente Stärke. Dabei handelt es sich um Ballaststoffe, die sich positiv auf den Blutzuckerspiegel, die Blutfette sowie das Sättigungsgefühl auswirken.
Einordnung der Studie
Wie bereits erwähnt, sind die Ergebnisse dieser Studie bisher nicht in einer von Fachleuten begutachteten Zeitschrift veröffentlicht worden. Wie diese im Detail aussehen, z. B. wie stark ausgeprägt der Einfluss auf den Blutzuckerspiegel tatsächlich ist, bleibt also abzuwarten.
Wichtig anzumerken ist weiterhin, dass die Studie von der Alliance for Potato Research and Education finanziert wurde. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, die sich laut ihrer Website „der Förderung des wissenschaftlichen Verständnisses der Rolle von Kartoffeln bei der Förderung der Gesundheit aller Menschen“ widmet und sowohl durch Industrie als auch Landwirte finanziert wird.5
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Ausblick
Studienautorin Akhavan möchte die Studie in den kommenden Monaten ausweiten. Dabei solle eine größere und vielfältigere Teilnehmerpopulation rekrutiert und Kartoffeln im Rahmen einer mediterranen Diät untersucht werden.