8. Oktober 2019, 22:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Jan Stratmann (25) und Andre Sierek (26) stellen in „Die Höhle der Löwen“ ihr Start-up „BitterLiebe“ vor. Die beiden produzieren verschiedene Produkte aus Naturkräutern (ihr Aushängeschild sind Tropfen), die mit Bitterstoffen das Wohlbefinden steigern sollen. Wie, warum und was ein Experte dazu sagt – FITBOOK erklärt die Innovation genauer.
Bitter ist nicht jedermanns Sache. Während eine bittere Note bei manchen Lebensmitteln sogar auf Verderb hindeuten kann, gehören sie bei anderen von Natur aus dazu, beispielsweise Endivien und Chicorée. Bitter sei aber längst nicht mehr so bitter, wie es früher der Fall gewesen ist. Das erklären Andre Sierek und Jan Stratmann in der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ (dienstags ab 20.15 Uhr bei Vox) sowie auf der „BitterLiebe“-Website. Die Bitterstoffe seien „herausgezüchtet“ worden, und das ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ungünstig, wie die Gründer erklären, da Bitterstoffe dem Körper einiges Gutes tun sollen. Dieser Negativ-Entwicklung wollen sie mit ihrer Erfindung begegnen können.
Das steckt in „BitterLiebe“
„BitterLiebe“ steht für Pulver, Tropfen und Tee, die dank der enthaltenen 15 Naturkräuter das „allgemeine Wohlbefinden“ steigern sollen. Schon der altgriechische Arzt Hippokrates († 370 v. Chr.) habe diesen Ansatz vertreten, wissen die Gründer, und ihre Produkte sind quasi die moderne Übersetzung. Ihr Zweck: dem Konsumenten nach dem Essen „ein besseres Bauchgefühl“ spenden. Je bitterer sie zunächst schmecken, desto mehr soll man die Rückerziehung zur Geschmacksrichtung nötig haben – so die Überzeugung der beiden Gründer.
Naturkräuter als Lifestyle-Produkt
In der Sendung müssen die Löwen um Nils Glagau, Judith Williams und Co. entscheiden: Wollen sie „BitterLiebe“ dabei unterstützen, zum Lifestyle-Produkt zu werden? So lautet das ambitionierte Ziel der Jungs, die zu diesem Zweck um 200.000 Euro gegen 12,5 Prozent der Firmenanteile bitten. Dagmar Wöhrl und Nils Glagau bieten 200.000 Euro, wollen aber dafür 30 Prozent an „BitterLiebe“. Ralf Dümmel ist ebenfalls interessiert – sein Angebot 200.000 Euro für 20 Prozent. Den Zuschlag bekommt jedoch Judith Williams, die sich für 200.000 Euro letztlich 20 Prozent des Start-ups sichert.
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Experte über Bitterstoffe
Wir haben den Ernährungswissenschaftler Uwe Knop um seine Einschätzung gebeten, und ihn auch gefragt, was Bitterstoffe überhaupt sind und im Körper bewirken. „Bitterstoffe gehören zu den sekundären Pflanzenstoffe, genauso wie auch Scharfstoffe aus Chili und Pfeffer“, erklärt er uns. „Sie regen unsere Verdauung an und lassen quasi ‚die Säfte im Körper fließen‘.“ Das geschieht, indem Bitterstoffe die Magen- und Gallensaftsekretion stimulieren und somit bei Verdauungsstörungen helfen.
Knop bestätigt, dass das Verständnis von bitter heute ein anderes ist, als es etwa im Mittelalter war. Die Bitterstoffe sollen tatsächlich zu großen Teilen wegkultiviert worden sein. „Beste Beispiele dafür sind Salate wie Radicchio oder Chicorée, die leider kaum noch bitter schmecken. Und auch weiße, richtig schön bittere Grapefruits kennt man nur noch aus Erzählungen älterer Generationen.“
Aber auch wenn sie nur noch moderat bitter schmecken: Knop kann Endivien, Artischocken, Grapefruits und Löwenzahn weiterhin empfehlen – vorausgesetzt, man mag sie. „Wichtig ist natürlich, dass man bitteres Obst, Gemüse und Kräuter verträgt, sprich dass der Magen-Darm-Trakt nicht rebelliert.“
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Können die Tropfen etwas bringen?
Dass „BitterLiebe“-Artikel wirklich etwas können, würde Knop gegenwärtig eher bezweifeln. „Industriell extrahierte Bitter-Elixiere, -Tropfen oder -Pulver können nur dann einen nachweisbaren Effekt auf die Gesundheit haben, wenn sie als Arzneimittel zugelassen sind. Wenn nicht, sind es in der Regel Nahrungsergänzungsmittel, und die dürfen von Gesetzes wegen überhaupt keine erkennbare Wirkung ausüben.“
„BitterLiebe“-Produkte gibt es bereits im Online-Shop zu kaufen (die 50-Milliliter-Flasche Tropfen und eine 100-Gramm-Packung Pulver kommen auf 14,95 Euro, 100 Gramm Tee auf 13,95 Euro – zuzüglich Versandkosten). Ob man sich das leisten sollte, hängt laut dem Ernährungsexperten absolut vom Geschmack ab. „Wem es nicht mundet, der braucht diese Bitterpräparate nicht“, so seine Einschätzung.