
15. Februar 2024, 20:35 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Jedes Jahr findet ab Aschermittwoch die christliche Fastenzeit statt, die bis Ostersonntag anhält. Viele nehmen sich daher bestimmte Lebensmittel und Gewohnheiten vor, von denen sie währenddessen absehen. Doch worauf wird während der Fastenzeit am meisten verzichtet?
Der Aschermittwoch kennzeichnet nicht nur das Ende von Karneval bzw. Fastnacht sowie die Vorbereitungszeit auf Ostern, sondern läutet auch mit dem Zeichnen des Aschenkreuzes auf die Stirn im Gottesdienst die siebenwöchige Fastenzeit der Christen ein. 46 Tage lang – bis Ostersonntag – lebt man in Besinnung. Die Sonntage sind davon ausgenommen, so ergeben sich insgesamt 40 Tage, an denen gefastet wird. Worauf genau innerhalb dieser Zeit verzichtet wird, ist bei vielen mittlerweile unterschiedlich. Eine Studie fasst nun aber die häufigsten Verzichte in Deutschland zusammen, aus denen sich ein klarer Trend herauskristallisiert.
Übersicht
Der Ursprung des Fastens
Die 40 Tage entsprechen der Bibel zufolge der Anzahl der Tage, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste fastend verbracht hatte. Dementsprechend führte man im frühen Mittelalter die Tradition mit dem Fasten ein: Der Genuss von Alkohol, Fleisch und jeglichen tierischen Produkten war verboten.1 Außerdem nahm man nur einmal am Tag eine Mahlzeit zu sich. Mitte des 16. Jahrhunderts fing man allerdings an, es nicht mehr so streng mit den Regeln zu nehmen. So verzichtete man damals lediglich auf Fleisch.
Heutzutage gibt es nur noch wenige exakte Vorgaben, an die man sich halten sollte. Jedoch ruft die katholische Kirche dazu auf, wenigstens am Aschermittwoch sowie den Freitagen kein Fleisch zu essen. Ebenso ist am Aschermittwoch sowie Karfreitag nur eine Mahlzeit am Tag vorgesehen. An den restlichen Tagen bleibt es aber jedem selbst überlassen, worauf er während der Fastenzeit verzichten und sich somit besinnen möchte. So nehmen viele die 40 Tage als Anlass für einen Handy-, Süßigkeiten oder etwa Fernseh-Detox.
Umfrage: Wie fasten die Deutschen?
Die drittgrößte deutsche Krankenkasse DAK gab bei Forsa eine Umfrage in Auftrag, die herausstellen sollte, was der Hauptverzicht in der Fastenzeit ist.2 In diesem Rahmen befragte man 1005 Personen ab 18 Jahren online zwischen dem sechsten und neunten Februar 2024. Die Studie fand zum zwölften Mal in Folge statt.
Einstellung zum Fasten
Um einschätzen zu können, wie oft die Teilnehmer bereits gefastet haben, erfragte man, ob jemals schon über mehrere Wochen hinweg auf ein Genussmittel oder eine Gewohnheit verzichtet wurde. 49 Prozent – und somit fast die Hälfte – gaben an, des Öfteren schon gefastet zu haben, während 18 Prozent bisher nur einmal derartiges durchgezogen haben. Zu den Fastenden zählten vor allem Personen höheren Bildungsgrades. Dagegen bekannte sich die klare Minderheit dazu, noch nie gefastet zu haben. Besonders für ältere Menschen kam es nicht infrage, auf bestimmte Lebensmittel oder Gewohnheiten zu verzichten.
Doch wie sinnvoll erachten die Deutschen das Fasten? 26 Prozent erkennen den Verzicht als positiv für die Gesundheit an. 41 Prozent schreiben dem Fasten zwar nicht explizit gesundheitlichen Vorteile, dafür aber trotzdem eine große Sinnhaftigkeit zu – insgesamt 67 Prozent befürworten demnach den Verzicht. Außerdem fiel bei der Auswertung auf: Die größte Zustimmung ist auf die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen zurückzuführen.
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Darauf verzichtet man am häufigsten
Diejenigen, die fasten oder es zumindest in Betracht ziehen, machten einige Angaben zu ihren Vorstellungen bzw. Vorgaben der Fastenzeit. Die Tendenz der vergangenen Jahre zog sich dabei auch durch die aktuelle Studie:
- 77 Prozent der Teilnehmer gaben an, auf Alkohol,
- 72 Prozent auf Süßigkeiten zu verzichten,
- 54 Prozent folgten der mittelalterlichen Tradition, indem sie sich während der Fastenzeit vom Fleischessen lossagten. Besonders Frauen tendierten dazu, sich auf das Weglassen von Süßigkeiten und Fleisch zu fokussieren.
Aber auch abseits der Ernährung wurde sich einiges vorgenommen. So gaben die Hälfte der Teilnehmer an, das Rauchen zu unterbinden. Viele nahmen sich vor, während dieser Zeit nicht mehr fernzusehen (42 Prozent) oder etwa den Gebrauch von Geräten wie Handys, Computer oder Spielkonsolen zu reduzieren bzw. komplett zu pausieren (26 Prozent). Auch der Verzicht auf ein Auto war bei einigen ein Thema (24 Prozent).
So faste ich
„Für mich steht die Besinnung in der Fastenzeit im Vordergrund, weshalb ich jedes Jahr versuche, auf Luxus zu verzichten und sparsamer sowie gesünder zu leben. Natürlich stehen bei mir auch die klassischen Verzichte wie das Weglassen von Alkohol und Süßigkeiten auf dem Plan. Ich versuche aber auch, auf jegliche Lebensmittel zu verzichten, die erst eine weite Reise nach Deutschland hinlegen müssen, um in unsere Supermärkte zu gelangen, da das für mich auch unter den Punkt Luxus fällt. Dazu zähle ich bspw. Avocados und Ananas. Ebenso lebe ich insgesamt sparsamer und kaufe mir keine Dinge, die ich nicht unbedingt benötige, sondern beschränke mich auf die lebensnotwendigen Sachen. Besonders in Hinblick auf die Besinnung gönne ich mir mehr Zeit für mich selbst.“– Janine Riedle, Redakteurin bei FITBOOK
Unterschied zwischen jungen und älteren Menschen
Bei der Altersgruppe der unter 30-Jährigen machte sich ein Trend bemerkbar: In Hinblick auf den Bundesschnitt entschieden sich 62 Prozent der jüngsten Altersgruppe der Studie dazu, auf Fleisch in der Fastenzeit zu verzichten. In Bezug auf das Rauchen, dem Fernsehen und der Internetnutzung übertrafen die 18- bis 29-Jährigen ebenfalls den Durchschnitt.
Im Vergleich dazu: Nur 48 Prozent der über 60-Jährigen gaben an, Fleisch aus dem Ernährungsplan während der Fastenzeit zu streichen – 20 Prozent weniger als in der jüngeren Altersgruppe. Ähnlich verhält es sich mit der Fastenbereitschaft beim Rauchen und Fernsehen.
Digitaler Detox gerät wieder in den Fokus
Im Jahr 2023 stimmten bei der gleichen Studie gerade einmal 19 Prozent dafür, dass sie sich vom Gebrauch digitaler Geräte distanzieren bzw. diesen komplett unterbinden wollen. Das sind 7 Prozent weniger als in diesem Jahr: Mehr als ein Viertel der Teilnehmer wollen sich eine digitale Auszeit gönnen. Gründe hierfür sind bspw. der Wunsch nach weniger Stress oder etwa mehr Zeit für sich.
Einordnung der Umfrageergebnisse
Die Studie zeigt eindeutig, worauf man in Deutschland während der Fastenzeit am meisten verzichtet. Allerdings werden die Kombinationen daraus nicht ganz ersichtlich: Viele verzichten auf mehrere Genussmittel, Konsumgüter und Gewohnheiten. Außerdem erschließt sich nicht, ob die Teilnehmer auch für andere Dinge abstimmen konnten – bspw. ermutigte die Kirche auch, das sogenannte Klimafasten vorzunehmen. So solle man zum Wohle des Klimaschutzes seinen Alltag überdenken und diesen klimafreundlicher gestalten.

Umfrage Worauf die meisten Deutschen beim Fasten verzichten würden

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