22. Juni 2023, 15:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die einen haben noch nie davon gehört, andere schwören schon lange drauf: Cistustee. FITBOOK verrät, wo der vermeintliche Heiltee herkommt, wie man ihn trinkt – und welche gesundheitsfördernden Eigenschaften ihm nachgesagt werden.
Im Mittelmeerraum wird Cistus bereits seit mehr als 2000 Jahren verwendet. In Ländern wie Griechenland oder der Türkei schätzt ihn auch noch heute als Alltagstee. Hierzulande fand man Cistustee (auch Zistrosentee genannt) bislang nur in Reformhäusern oder ausgewählten Teeläden. Doch diese müssen ihn nun aus ihrem Sortiment nehmen. Der Grund: Cistustee gilt nicht offiziell als Lebensmittel. Nur Apotheken dürfen ihn noch als Heiltee verkaufen. Doch was enthält Cistustee eigentlich und wie soll er wirken?
Übersicht
Heiltee, aber kein Lebensmittel
Anders als Teesorten wie schwarzer Tee, Pfefferminztee oder Kamillentee, die man auch im Supermarkt kaufen kann, fand man Cistustee wie eingangs erwähnt nur in ausgewählten Reform- und Teehäusern oder online. Doch auch dort sollen sie verschwinden. Der Grund ist eigentlich nicht neu, wie BR24 unter Berufung auf die Verbraucherzentrale Bayern, berichtet. So sei bereits seit 2014 klar, dass Cistustee (genauer die enthaltene Zistrose) laut der Novel-Food-Verordnung der EU als „neuartiges Lebensmittel“ gilt. Zu diesen zählen Lebensmittel, die der EU vor 1997 nicht bekannt waren. „Neuartige Lebensmittel“ werden in der EU demnach nicht als Lebensmittel klassifiziert und dürfen auch nicht als solche – zum Essen oder Trinken – frei verkäuflich sein. Ein Verbot, das durchaus umstritten ist. „Also, das ist so ein bisschen ein Diskussionspunkt, und die Diskussion ist sicherlich auch noch nicht abgeschlossen“, wird Silke Noll von der Verbraucherzentrale Bayern diesbezüglich zitiert.
Doch warum gab es Cistustee dann bislang dennoch zu kaufen? Offenbar kontrollierten die Aufsichtsbehörden nicht streng genug. Das ändert sich nun, was dazu führt, dass der Tee nach und nach aus dem Sortiment vieler Händler verschwindet. Nur in der Apotheke kann man ihn weiter bekommen, weil er dort in seiner Funktion als Heiltee – also nicht als Lebensmittel – verkauft wird. Apotheken dürfen außerdem Nahrungsergänzungsmittel aus der Zistosenart Cistus incanus verkaufen.
Herstellung und Geschmack
Cistustee bzw. Zistrosentee wird aus den Blättern der im Mittelmeerraum beheimateten Zistrose (Cistus incanus) hergestellt. Mit echten Rosen hat sie aber nichts zu tun. Der Tee, das Harz, das die Pflanze aus verschiedenen Drüsen absondert, sorgt für ihre leicht klebrige Haptik. Als Tee zubereitet schmeckt Cistus herb, aber dennoch aromatisch. Jedermanns Sache ist er trotzdem nicht. Die meisten empfinden Cistustee zumindest als speziell. Wenn man ihn zu lange ziehen lässt, kann der Geschmack auch als zu bitter empfunden werden. In diesem Fall empfiehlt es sich, Cistus mit anderen aromatischen Teesorten wie Pfefferminze oder Kamille zu kombinieren. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an seinen typischen Geschmack und lernt ihn durchaus zu schätzen. Aber letztlich trinkt man den Cistustee im Sinne eines Heiltees – also wegen seiner vermeintlich gesundheitsfördernden Wirkung.
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Bei welchen Beschwerden soll Cistustee helfen?
Vor allem bei Magen-Darm-Beschwerden (insbesondere Durchfall), Erkältungen und Hauterkrankungen soll der Tee wirksam sein. Zu Letzteren zählen äußerliche, wie etwa Neurodermitis, und Entzündungen oder Erkrankungen im Mundraum. Cistustee oder entsprechende Präparate des Zistrosenkrauts sollen in höherer Konzentration beispielsweise Aphthen (= schmerzhafte Bläschen auf der Mundschleimhaut), Parodontitis und Karies lindern. Auch nachgesagt wird ein hemmender Effekt auf die Hautalterung und Schutz gegenüber Virusinfektionen.
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Welche Wirkstoffe stecken in Cistus?
Laut „Arzneipflanzenlexikon“ enthält Cistus verschiedene Pflanzenstoffe wie Phenolcarbonsäuren, Flavonoide und Sesquiterpene. Zudem zeichnet sich das Harz der Zistrose durch einen hohen Gehalt an Polyphenolen aus. Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe mit hoher antioxidativer Wirkung. Das bedeutet, dass sie vor freien Radikalen schützen und Entzündungen hemmen können, die durch Stress und verschiedene Umwelteinflüsse hervorgerufen werden. Aus diesem Grund soll Cistustee Krankheiten vorbeugen und/oder gegebenenfalls lindern, die mit oxidativem Stress in Verbindung stehen.
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Ist die Wirkung wissenschaftlich bestätigt?
Verschiedene Studien sollen den Effekt belegen. Unter anderem haben Wissenschaftler der Universität Catania (Sizilien) in einer Untersuchung mit Ratten herausgefunden, dass Cistustee die Magenschleimhaut schützen kann.1 Auch wurde in einer In-vitro-Studie der Cadi-Ayyad-Universität in Marrakesch eine starke antibakterielle und fungizide Wirkung verschiedener Cistus-Blattextrakte festgestellt.2
Erkenntnisse, die eine antivirale Aktivität bestätigen sollen (und entsprechend im Kampf gegen eine Verbreitung von HIV und Ebola sehr nützlich sein könnten!), hat 2016 ein Forscherteam vom Helmholtz Zentrum München im Naturwissenschafts-Fachblatt „Nature“ öffentlich gemacht hat. In der Studie hatten die Wissenschaftler unterschiedliche Formen von HI- und Ebola-Viren mit Cistusextrakten konfrontiert und festgestellt, dass dadurch deren Hüllproteine – und somit ihr Andocken an eine Wirtszelle – blockiert wurde. Selbst über mehrwöchige Labortests hinweg sollen die Erreger keine Resistenzen gegen den Wirkstoff entwickelt haben.3
Laut „Arzneipflanzenlexikon“ ist die antivirale Wirksamkeit „bei Pharmakologen und Medizinern allerdings sehr umstritten“. Man diskutiere sie seit einigen Jahren hinsichtlich einer möglichen Vorbeugung saisonaler Grippe-Arten, die Forschungslage sei aber noch zu lückenhaft.
Wie wird Cistustee zubereitet?
Die Empfehlung lautet, zwei bis drei Esslöffel mit einem Liter kochendem Wasser aufzugießen. Die Ziehzeit variiert zwischen zwei und fünf Minuten, je nach Geschmack, also, ob man es intensiver oder milder mag. Viele verfeinern ihn auch mit Honig und/oder Zitrone.
Übrigens: Wenn Cistustee Ihnen einfach nicht schmecken will, Sie aber trotzdem von seinen gesundheitlichen Vorzügen profitieren wollen, können Sie auch zu Cistuskapseln greifen (gibt es in Drogeriemärkten).
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So sollte man Cistustee dosieren
Überdosieren kann man Cistustee eigentlich nicht, da keine Nebenwirkungen bekannt sind. Laut „Arzneimittellexikon“ empfiehlt sich zur Immunstärkung eine Tagesdosis von drei bis sechs Gramm, verteilt auf etwa drei bis vier Tassen.
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Quellen
- 1. Attaguile, G., Caruso, A., Pennisi, G. & Savoca, F. (1995). Gastroprotective effect of aqueous extract of Cistus incanus L. in rats. Pharmacological Research.
- 2. Bouamama, H., Villard, J., Benharref, A. & Jana, M. (1999). Antibacterial and antifungal activities of Cistus incanus and C. monspeliensis leaf extracts. Comparative Study.
- 3. Rebensburg, S., Helfer, M., Schneider, M. et al. (2016). Potent in vitro antiviral activity of Cistus incanus extract against HIV and Filoviruses targets viral envelope proteins. Nature.