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Überraschende Studie

Dieses Gemüse erhöht offenbar das Risiko für Fettleibigkeit

Fettleibigkeit ist ein wichtiger Risikofaktor für weitere chronische Erkrankungen
Fettleibigkeit ist ein wichtiger Risikofaktor für weitere chronische Erkrankungen Foto: Getty Images

4. Juni 2024, 20:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Chilischoten bringen Schärfe ins Essen. Außerdem wird ihnen nachgesagt, dass sie beim Abnehmen helfen sollen. Ein Forschungsteam untersuchte kürzlich, ob der Verzehr von Chilischoten die Entstehung von Fettleibigkeit begünstigt – und kam zu einem überraschenden Ergebnis. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke stellt Ihnen die Studienergebnisse vor und verrät, ob Sie Chili lieber von Ihrem Speiseplan streichen sollten.

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In Deutschland sind etwa zwei Drittel der Männer und rund die Hälfte aller Frauen übergewichtig. Ihr Body-Mass-Index (BMI) liegt bei einem Wert von 25 oder höher. Bei einem Viertel der Erwachsenen liegt er sogar bei 30 oder höher, womit sie an Fettleibigkeit (Adipositas) leiden.1 Dementsprechend groß ist das Interesse an Abnehmtipps, von welchen sinnvolle und weniger sinnvolle kursieren. Einer davon: Scharfes Essen solle den Stoffwechsel ankurbeln und dabei helfen, die Pfunde purzeln zu lassen. Eine Querschnittsstudie mit amerikanischen Bürgerinnen und Bürgern hat kürzlich den Einfluss von Chilischoten auf den BMI und das Risiko von Fettleibigkeit untersucht – doch das Ergebnis war unerwartet.

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Daten von über 6000 Teilnehmenden wurden analysiert

Ein chinesisches Forschungsteam der Universität für elektronische Wissenschaften und Technologie in Chengdu untersuchte im Rahmen einer Querschnittsstudie die Daten von 6138 US-Bürgern. Diese stammten aus dem „National Health and Nutrition Examination Survey“, welcher demografische, gesundheitliche und ernährungsbezogene Informationen von Amerikanern verschiedener Altersgruppen und Ethnien enthält. Die Teilnehmenden waren Erwachsene ab 20 Jahren.2

Um zu ermitteln, wie oft die Probanden Chili im Laufe des letzten Jahres aßen, füllten diese einen sogenannten Verzehrhäufigkeitsfragebogen aus. Diese gängige Methode erlaubt es, die übliche Aufnahme von Lebensmitteln zu erfassen sowie Informationen über die gesamte Ernährung zu erhalten. Allerdings wird nur die Häufigkeit, nicht aber die Verzehrmenge, erhoben. Anhand ihrer Angaben wurden die Probanden in drei Gruppen eingeteilt:

  • kein Verzehr von Chili (kein Mal im Monat)
  • gelegentlicher Verzehr von Chili (nicht mehr als einmal pro Woche)
  • häufiger Verzehr von Chili (mindestens einmal pro Woche)

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Offenbar erhöht der Verzehr von Chilischoten das Risiko für Fettleibigkeit

Die Gruppe, welche gelegentlich Chili verzehrte, war mit 74 Prozent der Teilnehmenden am größten. Dahingegen aßen 17 Prozent nie Chili und neun Prozent verzehrten häufig scharfe Schoten. Hinsichtlich bestimmten Lebensgewohnheiten und anderen potenziell mit Fettleibigkeit verbundenen Risikofaktoren gaben die Teilnehmer an, ob sie rauchten (45 Prozent), Alkohol tranken (70 Prozent), an Bluthochdruck (36 Prozent) oder Diabetes erkrankt waren. Doch wie unterschieden sich die Gruppen voneinander?

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Als die Forscher die Daten unter Einbezug von den oben genannten Variablen sowie anderen Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und Bildungsstatus analysierten, zeigte sich, dass eine erhöhte Verzehrhäufigkeit von Chilischoten mit höheren BMI-Werten und einer höheren Prävalenz von Fettleibigkeit (Gesamtzahl der Krankheitsfälle) verbunden war. Im Vergleich wiesen Probanden, die häufig Chilischoten aßen, einen um durchschnittlich 0,71 Einheiten höheren BMI-Wert auf als Probanden, die nie Chili verzehrten. Die Prävalenz von Fettleibigkeit war in der Gruppe mit gelegentlichem Verzehr im Vergleich zu den Nicht-Konsumenten um 37 Prozent, bei denen mit dem höchsten Verzehr um 55 Prozent erhöht.

Bei Frauen und Älteren ist der Effekt ausgeprägter

Eine Subgruppenanalyse ergab, dass die Variablen Geschlecht und Alter den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Chilikonsums und der Prävalenz für Fettleibigkeit signifikant veränderten. So war der Effekt bei Frauen und Personen ab 60 Jahren ausgeprägter als bei Männern sowie Personen unter 60 Jahren. Der Effekt auf den BMI war nur bei Frauen ausgeprägter.

Wie sind die Ergebnisse der Studie einzuordnen?

Die Studienautoren erklären, dass ihre Ergebnisse sich mit früheren Studien aus dem asiatischen Raum decken, welche ebenfalls einen positiven Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und dem regelmäßigen Verzehr von scharfem Essen feststellten.3 Die vorliegende Studie ist ihres Wissens nach allerdings die erste groß angelegte Studie, welche diesen Effekt in der amerikanischen Bevölkerung nachwies. Wenngleich es eine Stärke der Studie ist, dass sie die verlässlichen Daten eines repräsentativen Surveys verwendete, ist einzuräumen, dass eine Querschnittsstudie keine Kausalitäten beweisen kann. Zudem wurde lediglich die Verzehrhäufigkeit erhoben, Angaben zu den verzehrten Mengen, Chilisorten und ihrem Schärfegrad sind unbekannt.

Vergangene Studien, die speziell den Effekt des für die Schärfe verantwortlichen Capsaicin untersuchten, zeigten, dass dieses in der Lage ist den Kalorienverbrauch zu erhöhen und den Appetit zu regulieren.4,5 Allerdings kann ein übermäßiger Chilischotenverzehr auch zu einem verminderten Sättigungsgefühl kommen.6

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Sollte ich in Zukunft lieber auf Chilischoten verzichten?

Kurz gesagt: Das ist nicht notwendig. Wichtig zu bedenken ist, dass Chilischoten häufig Teil von fettreichen Speisen sind, was für eine Gewichtszunahme verantwortlich sein kann. Zudem wird hierzulande weitaus seltener Chili verzehrt als im asiatischen Raum. Und der appetithemmende Effekt tritt laut einer Studie aus 2011 insbesondere bei unregelmäßigem Verzehr ein.7 Auch Diplom-Ökotrophologe Prof. Nicolai Worm erklärte in einem früheren FITBOOK-Beitrag, dass das Capsaicin aus den Chilis den Kalorienverbrauch anhebt, ohne dass dafür schweißtreibende Muskelarbeit nötig wäre.

Es lässt sich also festhalten, dass Chilis allein wohl kein Abnehm-Booster sind, ein eingeschränkter Verzehr aber auch kein Risiko für Fettleibigkeit darstellt.

Themen #Naturtreu Gesund abnehmen Übergewicht

Quellen

  1. Robert Koch-Institut (RKI). Übergewicht und Adipositas in Deutschland. (aufgerufen am 04.06.2024) ↩︎
  2. Liu, M., Zhu, Y., Wang, F. (2024) Does chili pepper consumption affect BMI and obesity risk? A cross-sectional analysis. Frontiers in Nutrition. ↩︎
  3. Yang, K., Li, Y., Mao,, Z. et al. (2018). Relationship between spicy flavor, spicy food intake frequency, and general obesity in a rural adult Chinese population: the RuralDiab study. Nutrition, Metabolism and Cardiovascular Diseases. ↩︎
  4. Yoneshiro, T., Saito, M. (2014). Activation and recruitment of brown adipose tissue as anti-obesity regimens in humans. Ann als of Medicine. ↩︎
  5. Whiting, S., Derbyshire, E. J., Tiwari, B. (2014). Could capsaicinoids help to support weight management? A systematic review and meta-analysis of energy intake data. Appetite. ↩︎
  6. Shi, Z., Riley, M., Taylor, A. et al. (2017). Chilli consumption and the incidence of overweight and obesity in a Chinese adult population. International Journal of Obesity. ↩︎
  7. Mattes R. D., Judy M. D. (2011). Reasonable quantities of red pepper may help curb appetite. Physiology & Behavior. ↩︎
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