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Ernährungsexpertin bewertet sie sehr kritisch

Was steckt hinter der Blutgruppendiät und ist sie zum Abnehmen geeignet?

Blutprobe
Die Blutgruppendiät wurde von einem Naturmediziner erfunden und in den 1990ern populär gemacht Foto: Getty Images

24. Juni 2024, 11:15 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Vermutlich haben viele ihre Stirn gerunzelt, als sie den Begriff „Blutgruppendiät“ das erste Mal gehört haben. Eins kann man der Diät allerdings zugute heißen. Man kann anhand ihres Namens schnell erahnen, worum es geht: Lebensmittel in Abhängigkeit der Blutgruppe auszuwählen, um erfolgreich abzunehmen. Das soll ein effektiver Weg, abzunehmen. Doch was ist dran? FITBOOK-Ernährungsexpertin Beke Enderstein hat die Blutgruppendiät unter die Lupe genommen. Sie erklärt, ob die Diät ernährungswissenschaftlichen Fakten standhalten kann und wirklich zum Fettabbau geeignet ist.

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Als die Blutgruppendiät am „Diätenhimmel“ aufgetaucht ist, hat die eine oder andere Person womöglich das erste Mal recherchiert, welcher Blutgruppe sie angehört. Eins steht fest: In der Medizin ist die Blutgruppe ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, jemandem Blut zu spenden, um ihm im Notfall das Leben zu retten. Dass das Kürzel „0, A, B oder AB“ allerdings auch als Basis für die Erstellung eines Diätplans dienen kann, ist erst bekannt, seit die Diät in den 90er-Jahren populär wurde.

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Was ist die Blutgruppendiät?

Die Blutgruppen-Diät ist ein alternativmedizinisches Diätprinzip, das vorgibt, was auf dem Teller landen sollte – und was besser nicht. Die Ernährungstipps basieren auf dem Blutgruppensystem „ABO“. Dabei bestimmt die körpereigene Blutgruppe die optimale Zusammenstellung des Speiseplans. Neben biochemischen Grundlagen nutzt diese Diätform auch evolutionsgeschichtliche Basics: Im Duo sollen beide Eigenschaften darüber entscheiden, welche Lebensmittel gut verträglich sind.

Das Diätziel im Zeichen des Blutes: Wer die Ernährungsregeln berücksichtigt, profitiert angeblich von einem Plus an Wohlbefinden und Gesundheit. Da zusätzlich das Abnehmen optimiert werden soll, wundert es nicht, dass sich viele Übergewichtige auf dieses Ernährungskonzept eingeschossen haben.

Auch interessant: Blutgruppe verrät offenbar die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Wer hat die Blutgruppendiät erfunden?

Die Blutgruppendiät wurde von dem US-amerikanischen Naturheilmediziner Dr. med. D’Adamo entwickelt. In den USA erschien das passende Buch 1996 und wurde ein Jahr später auch bei uns mit dem Titel „4 Blutgruppen“ zum Besteller unter den Diät-Ratgebern.

Ernährungswissenschaftler, Mediziner und Co. zeigen sich allerdings seit Beginn des Hypes kritisch gegenüber den Ernährungsempfehlungen, die sich an der Blutgruppe orientieren.

Was verspricht die Blutgruppendiät?

Laut Dr. med. D’Adamo stehen unsere Ernährung und unser Lebensstil in direkter Verbindung mit unserer Blutgruppe. Seine Erklärung: Da sich die vier Blutgruppen zu unterschiedlichen Zeiten entwickelt haben sollen, ergeben sich evolutionsgeschichtliche Verträglichkeiten. 

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Diät im Einklang mit der Evolution: Wer die Lebensmittel, die während der Entstehung der jeweiligen Blutgruppe verfügbar waren, bevorzugt, soll seine Verdauungsfunktion unterstützen können. Ein weiteres Highlight: Die Ernährungsregel sollen dabei helfen, erfolgreich abzunehmen. Darüber hinaus ist Dr. med. D’Adamo davon überzeugt, dass die empfohlenen Nahrungsquellen einen präventiven Faktor gegenüber Krankheiten darstellen. Angeblich soll der Blutgruppen-Diätplan sogar eine heilende bzw. therapeutische Wirkung entfalten.

Das Prinzip der Blutgruppendiät

Je nachdem, welcher Blutgruppe man angehört, verträgt man bestimmte Lebensmittel gemäß dieser Lehre entweder gut, schlecht oder nur in geringen Mengen.

Biochemische Grundlagen: Eine Sonderrolle bei den Ernährungsempfehlungen spielen Lektine. Diese Glykoproteine – ein Mix aus Protein und Kohlenhydraten – aus dem Essen sollen laut Theorie der Blutgruppendiät einzelnen Blutgruppenmerkmalen des Körpers ähneln. Gleichzeitig sollen sie vorgeben, welche Lebensmitteln vertragen werden oder eine individuelle Unverträglichkeit hervorrufen.

Hülsenfrüchte als Übeltäter

Wer Lektine aus Hülsenfrüchten über das Essen aufnimmt, die nicht mit seiner Blutgruppe harmonieren, riskiert angeblich eine Verklumpung der Antigene im Blut. Die unerwünschte Folge laut D’Adamo: Übergewicht, Adipositas und chronische Erkrankungen.

Gesundheit, Normalgewicht und ein großes Maß an Wohlbefinden sollen sich hingegen einstellen, wenn die „falschen“ Lektine vom Speiseplan verbannt oder zumindest reduziert werden.

Diätplan der vier Blutgruppen

Die jeweiligen Diättipps gehen auf die angebliche Geburtsstunde der Blutgruppe zurück. Während die Ära mit der „fleischliebenden“ Blutgruppe 0 beginnt, wird die sehr seltene Blutgruppe AB mit dem modernen Menschen als Mischköstler assoziiert.

Ernährungsempfehlungen für die vier Blutgruppen

  • Blutgruppe 0: Personen mit dieser Blutgruppe gehören laut D’Adamo zum „dominanten Jäger-Höhlenbewohner-Typ” und benötigen vor allem Fleisch. Diese erste evolutionsgeschichtliche Blutgruppe bezieht sich auf die Epoche, in der sich die Menschen hauptsächlich von erlegten Tieren und gesammelten Früchten ernährt haben.
  • Blutgruppe A: Wer dieser Blutgruppe angehört, die entstanden sein soll, als Menschen zunehmend sesshaft wurden, zählt zur Kategorie „Landwirte“, die sich vor allem von Pflanzenkost ernährten.
  • Blutgruppe B: Personen mit der Blutgruppe B gehören laut D’Adamos Theorie zu den „Milchprodukte essenden Allesfressern”. Diese Blutgruppe soll sich entwickelt haben, als Menschen insbesondere einen Mix aus Gemüse, Milchprodukten und Eiern gegessen haben. Diesbezüglich zieht der Autor den Vergleich zu den Nomadenvölkern in Asien.
  • Blutgruppe AB: Diese seltene Blutgruppe soll laut Dr. med. D’Adamo das Licht der Welt erst in jüngerer Zeit erblickt haben, als der Mensch verschiedene pflanzliche und tierische Lebensmittel kombiniert hat. Er stuft diese Kategorie als einen Mix der Blutgruppen A und B ein. Somit spiegelt dieser Personenkreis klassische Mischköstler der modernen Zeit wieder.

Ernährungsregeln für die Blutgruppe 0

Der Verdauungstrakt der „Jäger” und ihre natürlichen Abwehrkräfte sollen besonders robust sein. Während Getreide – allen voran Weizenprodukte – für diese Gruppe aufgrund des enthaltenen Glutens nicht geeignet sind, kann Fleisch als Basis mit verschiedenen Gemüse- und Obsttorten kombiniert werden. Ebenfalls tabu sind Hülsenfrüchte aufgrund der enthaltenen Lektine, die zu gesundheitlichen Problemen führen sollen. Gleiches gilt für alle Milchprodukte – mit der überraschenden Ausnahme von Butter und Bauernkäse.

Ernährungsregeln für die Blutgruppe A

Dieser auch als „sanfte Vegetarier” bezeichnete Personenkreis darf sich über ein tolerantes Immunsystem freuen. Allerdings ist das Verdauungssystem empfindlich, sodass vegetarische Lebensmittel eine besondere Rolle spielen. So zumindest die Einschätzung von Dr. med. D’Adamo, der kleine Mengen an Fisch als verträglich einschätzt. Zudem soll der Verzehr von Weizen und Kuhmilchprodukten schädlich sein, wobei kleine Mengen an fermentierten Milchprodukten wie Joghurt unproblematisch sein sollen. Die von D’Adamo oft verteufelten Hülsenfrüchte vertragen „Landwirte” angeblich vergleichsweise gut.

Ernährungsregeln für die Blutgruppe B

Die Omnivore unter den Blutgruppenverfechtern dürfen sich über die Einschätzung „ausgeglichen und anpassungsfähig” freuen. Dank gutem Immunsystem und robustem Magen-Darm-Trakt ist es in Anlehnung an D’Adamo möglich, zahlreiche verschiedenen Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Fleisch und Milchprodukte zu essen. Allenfalls Weizen, Roggen und Geflügel sind – genau wie die meisten Hülsenfrüchte übrigens auch – zu meiden.

Auch interessant: Weizenbrot versus Roggenbrot – was drinsteckt und welches gesünder ist

Ernährungsregeln für die Blutgruppe AB

Als Mischköstler gehört die seltene Blutgruppe AB zu den Gewinnern unter den Personen, die an die Thesen von Dr. D’Adamo glauben. Sie vertragen fast alle Lebensmittel gut und haben die Wahl aus verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln, Milchprodukten, Eiern und Fleisch.

Vor- und Nachteile der Blutgruppendiät

Da sich die Thesen der Blutgruppendiät auf keine wissenschaftlichen Fakten beziehen, sind echte Vorteile der Blutgruppendiät nicht wirklich vorhanden. Auch das Prinzip enthält nicht in Ansätzen nachvollziehbare Ernährungsregeln. Nachteile hat dieses Diätkonzept allerdings schon zu bieten.

Nachteile der Blutgruppendiät nach D´Adamo

  • Rechtfertigung, viele tierische Lebensmittel zu essen (nicht gesund oder nachhaltig)
  • Theorie nicht wissenschaftlich belegbar
  • eigene Vorlieben gehen unter (kein „intuitives Essen“)
  • skurrile Ernährungstipps
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Ernährungswissenschaftliche Kritik

Obwohl sich die Blutgruppendiät zu einem Verkaufsschlager unter abnehmwilligen Personen entwickelt hat, ist die Einschätzung von Ernährungswissenschaftlern ernüchternd. Und auch Mediziner kritisieren die abenteuerlichen Theorien von D’Adamo. 

„Mein Fazit: Blutgruppendiät beruft sich auf unseriöse Theorien“

„Obwohl der Erfinder der Blutgruppendiät D’Adamo als Naturmediziner einen wissenschaftlichen Background besitzt, fehlen wissenschaftliche Belege für seine Aussagen. Hinzu kommt, dass die Theorien sehr abenteuerlich klingen und nicht mal den Anschein einer medizinischen Grundlage eröffnen. Dass ein Zuviel an tierischen Produkten – allen voran an rotem Fleisch und fetten Milchprodukten – das Risiko für zahlreiche Krankheiten erhöht, steht fest. Genau wie die Tatsache, dass ein pflanzlich betonter Speiseplan zahlreiche Schutzstoffe wie Antioxidantien, Mikronährstoffe und Co. liefert. Vielleicht wird der ein oder andere mit einem nach der Blutgruppen-Theorie aufgestellten Diätplan tatsächlich abnehmen. Der Abnehmerfolg geht allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf die zugrundeliegenden Theorien zurück.“

Themen #AmazonNutrition Diäten
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