9. August 2021, 17:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In vielen Küchen ist es zu finden – Sonnenblumenöl. Die Experten von „Ökotest“ haben jetzt 21 Produkte getestet. Die schlechte Nachricht: Die Öle haben ein Problem mit Mineralöl. Auch eine beliebte Marke wurde nur „mangelhaft“ bewertet.
Unter den 21 Sonnenblumenölen, die von „Ökotest“ unter die Lupe genommen wurden, befand sich auch die bekannte Marke Thomy von Nestlé. Während die Tester Geschmack und Geruch des Produkts als „sehr gut“ bewerteten, zeigten sie sich bei den Inhaltsstoffen weniger zufrieden. Neben Thomy fielen auch weitere Sonnenblumenöle im Labor durch.
Übersicht
“Ökotest“ findet Mineralöl im Thomy-Sonnenblumenöl
Im Test zeigte sich, dass das Sonnenblumenöl von Thomy mit Mineralöl verunreinigt ist.1 Die Gehalte wurden sogar als „stark erhöht“ bezeichnet. Ein Urteil, das „Ökotest“ bei den insgesamt 21 betrachteten Produkten nur noch ein weiteres Mal fällen musste. Aufgrund der enthaltenen Mineralölbestandteile schnitt das Sonnenblumenöl von Thomy im Test nur „mangelhaft“ ab. Das gesamte Ergebnis finden Sie in der aktuellen Ausgabe (8/2021) der Zeitschrift.
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Warum ist Mineralöl problematisch?
Bei den gefundenen Mineralölbestandteilen handelt es sich genauer gesagt um gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH). Sie sind problematisch, weil sie sich im menschlichen Körper anreichern. Mögliche Folgen davon sind noch nicht ausreichend geklärt, es gibt aber Hinweise, dass sie zum Beispiel die Leber schädigen.2
„Ökotest“-Kritik: Wichtiger Hinweis auf Etikett fehlt
Was zwar nicht Bestandteil der Bewertung war, den Testern aber dennoch negativ aufgefallen ist: ein Mangel bei der Deklaration des Thomy-Sonnenblumenöls. Das Etikett weise nicht daraufhin, dass es sich bei dem Produkt um ein raffiniertes Sonnenblumenöl handelt – und sei deshalb nicht verbraucherfreundlich.
Weitere Sonnenblumenöle fallen bei „Ökotest“ durch
Das Sonnenblumenöl von Thomy ist aber nicht das einzige, das von „Ökotest“ beanstandet wurde. Das von „Ökotest“ beauftragte Labor fand in fast allen 21 Sonnenblumenölen, die es unter die Lupe nahm, Bestandteile von Mineralöl. Und selbst beim Testsieger fand man Spuren davon. Aufgrund erhöhter Belastung bewertete „Ökotest“ fünf getestete Sonnenblumenöle wie das von Thomy als „mangelhaft“ oder sogar „ungenügend“.3
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Aber nicht nur die Verunreinigung durch Mineralöl macht den Experten Sorgen. Zweimal konnten sogar sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) wie die krebserregende Substanz Benzo(a)pyren nachgewiesen werden. „PAK können über die Nahrung, die Atemwege und die Haut aufgenommen werden. In Lebensmittel gelangen diese Stoffe unter anderem über Rauch und Abgase. Der Eintrag könnte zum Beispiel schon vor dem Pressen beim Trocknen der Sonnenblumenkerne passiert sein“, schreiben die Experten in der aktuellen Ausgabe von „Ökotest“.
Darüber hinaus wurde in einem Bio-Produkt das von Schimmelpilz gebildete Alternariolmonomethylether (AME) nachgewiesen. Dieses Toxin ist gesundheitsgefährdend, weil es das Erbgut schädigen können soll.4
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Sonnenblumenöl begünstigt Plaquebildung in den Arterien
Haben Sonnenblumenöle angesichts der schlechten Bewertung durch „Ökotest“ denn grundsätzlich auch Eigenschaften, mit denen sie punkten? Tatsächlich sind sie reich an Vitamin E. Dieses schützt unsere Zellen und ist wichtig für Immunsystem, Blutgerinnung und Entzündungsreaktionen. Dennoch sind Sonnenblumenöle laut „Ökotest“ aus ernährungsphysiologischer Sicht kein Muss für den Küchenschrank. Auch gesundheitlich sind weder die raffinierten noch die nativen Optionen dringend zu empfehlen. Das liegt unter anderem an der Fettsäurezusammensetzung. „Sonnenblumenöl enthält einen hohen Anteil an zweifach ungesättigter Linolsäure, die im Körper oxidiert werden kann und dann als Plaques in den Arterien abgelagert wird“, erklärt Speiseölexperte Bertrand Matthäus vom Max-Rubner-Institut.
Sollte man ganz auf Sonnenblumenöl verzichten?
Alles in allem empfehlen die Experten von „Ökotest“, besser auf Sonnenblumenöl in der Küche zu verzichten und auf andere Öle umzusteigen. Wer aber den Geschmack des Sonnenblumenöls liebt und es deshalb nicht komplett von der Einkaufsliste streichen möchte, sollte überlegen, die Nutzung zu reduzieren – und es im Wechsel mit Raps- und Olivenöl zu verwenden.
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Quellen
- 1. Wenzel A., Hinsch B. Thomy-Sonnenblumenöl im Test nur „mangelhaft“. Ökotest. (Ausgabe 8/2021)
- 2. Mineral oil hydrocarbons. European Food Safety Authority. (aufgerufen am 09.08.2021)
- 3. Hinsch B., Rix M., Witte A.-C. Sonnenblumenöl-Test: Fast alle Öle mit Mineralöl belastet. Ökotest. (Ausgabe 8/2021)
- 4. Fehr M., Pahlke G., Fritz J. et al. Alternariol acts as a topoisomerase poison, preferentially affecting the IIalpha isoform. Mol Nutr Food Res.(2009, aufgerufen am 09.08.2021)