23. Februar 2021, 19:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Gesellig in der Küche beiwohnen, wenn dort gerade gekocht wird, hat laut einer Studie einen womöglich heiklen Nebeneffekt: Offenbar isst man mehr, wenn man beim Kochen zusieht. Und auch der Kochende selbst ist demnach verleitet, seinen tatsächlichen Hunger zu überschreiten.
Koch-Sendungen zu verfolgen oder in die Küche zu lunzen, wenn etwas Leckeres gezaubert wird – das macht bekanntlich Appetit. Und gerade deshalb sollte, wer auf seine Linie achtet, das besser vermeiden. Denn: Laut einer Studie aus dem britischen Guildford essen Menschen mehr, wenn sie anderen beim Kochen zuschauen.
Übersicht
Beim Kochen zuschauen verleitet dazu, mehr zu essen als nötig
Forschende der University of Surrey wollen festgestellt haben, dass das „Zusehen bei der Zubereitung von Speisen zu einem erhöhten Hungergefühl“ führen könne, und man in der Konsequenz mehr esse. Das erklärt Studienleiterin Jane Ogden, die an der Uni als Gesundheitspsychologin tätig ist, in einer Pressemitteilung ihrer Fakultät.
Auch Kochende zum Essen verleitet
Doch nicht nur Zuschauende riskieren, über ihren Hunger hinaus zu essen. Auch Kochende selbst nehmen offenbar mehr zu sich, wenn sie ein Gericht selbst zubereitet haben, als wenn ihnen eines serviert worden wäre.
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Ablauf der Untersuchung
Die Forschenden stützen ihre Erkenntnisse auf eine Untersuchung mit 80 Probandinnen. Diese wurden in vier Gruppen aufgeteilt. Gruppe eins sollte einen Wrap mit Käsefüllung zubereiten. Dafür hatten sie zehn Minuten Zeit. Gruppe zwei schaute ein Video, in dem die Zubereitung eines Käsewraps gezeigt wurde. Die Teilnehmerinnen der dritten Gruppe wurden mit einer Malaufgabe abgelenkt und hatte somit nichts mit Lebensmitteln in jeglicher Form zu tun. Gruppe vier fungierte als einfache Kontrollgruppe.
Angaben zum Appetit und tatsächliches Essverhalten
Die Frauen bekamen nun Formulare mit verschiedenen Aussagen (z. B. „ich könnte jetzt essen“, „ich möchte nicht essen“, „ich denke über Essen nach“) ausgehändigt. Und danach: einen Käsewrap, den sie nun essen durften.
Die Forscher beobachteten, wie viel sie jeweils aßen. Ebenso spielte in die Bewertung hinein, wie sie sich zuvor schriftlich zu ihrem Appetit geäußert hatten.
Mehr Konsum und Appetit, wenn man kochen oder beim Kochen zuschauen sollte
Es zeigte sich: Diejenigen Frauen, die Essen zubereitet hatten bzw. in der Gruppe waren, die beim Kochen zuschauen sollte, aßen deutlich mehr von ihrem Wrap. Ebenso sprachen ihre Angaben auf den Formularen für einen größeren Appetit als die der Frauen, die in der Mal- oder in der Kontrollgruppe gewesen waren.
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Welche Konsequenzen die Forscher empfehlen
Die Forscher wollen nicht per se vom Kochen (und dabei Zuschauen) abraten. So sei es kaum problematisch, wenn gesunde Speisen zubereiten würden. Im Gegenteil: Sie wollen z. B. Eltern dazu auffordern, für ihre Kinder – gern auch gemeinsam – vernünftiges Essen zuzubereiten.
Bei Lebensmitteln ohne Nährstoffe hingegen, die zudem womöglich kalorienreich sind, drohe durch das Kochen bzw. dabei Zuschauen eine Gewichtszunahme.
Ergebnisse nicht überbewerten
Wohl jeder von uns hat sich selbst schon dabei erwischt, zwischen den Mahlzeiten an den Kühlschrank zu gehen, wenn man gerade etwas Appetitliches im TV gesehen hat.
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Dennoch sollte man die Ergebnisse nicht überbewerten. Die Studie wurde mit einer überschaubaren Zahl an Teilnehmern durchgeführt, auch waren nur Frauen Gegenstand der Untersuchung. Die Ergebnisse sind somit kaum repräsentativ. Ebenso ist nicht ausgeschlossen, dass unter den Probandinnen der Gruppen drei und vier laktose- oder glutenintolerante Frauen waren, die den Käsewrap somit aus gesundheitlichen Gründen nicht essen wollten oder konnten. Weiterhin ist uns über etwaige Essstörungen oder generelle Verhaltensbesonderheiten der Studienteilnehmerinnen nichts bekannt.
Es wäre somit sicherlich übertrieben, einen weiten Bogen um kochende Menschen zu machen oder panisch wegzuschalten, wenn eine Kochsendung anfängt. Ganz egal, ob gerade ein Salat zubereitet wird – oder auch mal etwas weniger „Figurfreundliches“.