25. Februar 2020, 3:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Lebensmittel oder Getränke, die als zuckerfrei oder -arm angepriesen werden, sind meist mit chemisch hergestellten Süßstoffen versetzt. Ein recht bekannter davon ist Aspartam – und nicht ganz unumstritten. So soll in Untersuchungen ein erhöhtes Krebsrisiko durch Aspartamkonsum nachgewiesen worden sein. FITBOOK erklärt, was man wissen sollte.
Aspartam ist ein synthetisches, vor allem aus Aminosäuren zusammengesetztes Süßungsmittel. Es hat vier Kalorien pro Gramm, theoretisch also relativ viel – praktisch aber doch nicht. Denn: Die Süßkraft von Aspartam ist um etwa 200 mal größer als die von Zucker. Es genügen daher geringste Mengen, um einen süßen Geschmack zu erzeugen.
Etwa seit den 1980er Jahren ist Aspartam in Deutschland als Lebensmittelzusatzstoff (gekennzeichnet als Nummer E951) zugelassen. Besonders häufig findet man ihn in kalorienarmen Getränken beziehungsweise den Light-Varianten gewöhnlicher Limonaden. Vielleicht assoziieren auch Sie vor allem Cola Light mit Aspartam? Für figurbewusste war sie mit ihrer Einführung 1983 die willkommene Alternative zu normaler Cola, welche à 330 Milliliter mit 29,7 Gramm Zucker (135 Kalorien) zu Buche schlägt.
Aspartam hat bei Versuchstieren Krebs ausgelöst
Dann stellten Forscher aus Bologna in einer Studie mit Mäusen fest, dass sie durch die Aufnahme von Aspartam an Krebs erkrankten. Bis heute gibt es deshalb viele Konsumenten, die Speisen, Getränke und auch Kaugummis vermeiden, wenn darin Aspartam vorhanden ist. Nichtsdestoweniger kommt Aspartam (neben anderen Süßungsmitteln wie Acesulfam und Saccharin) in zahllosen Lebensmitteln, Snacks und zum Einsatz. Ein Problem?
Experten versichern Unbedenklichkeit
Nein, versichert Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. Bei den italienischen Tierversuchen seien extreme Mengen von Aspartam verwendet worden, die in keinster Weise im Verhältnis mit einem normalen menschlichen Ess- und Trinkverhalten stünden. Seine überzeugte Aussage: „Wenn ein Stoff hierzulande als Lebensmittelzusatz zugelassen ist, ist davon auszugehen, dass er grundsätzlich unbedenklich ist. Sonst würden ihn die deutschen Behörden nicht zulassen.“ Die Grenzwerte seien in der Regel so streng, dass „definitiv keine Gefahr“ droht.
Ȇberdosierung weitestgehend ausgeschlossen
Ebenso laut Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) können Konsumenten unbesorgt sein. In einem früheren FITBOOK-Interview zum Thema Süßstoff erklärte sie, dass es für jeden von ihnen eine Tageshöchstdosis gebe: den „acceptable daily intake“-, kurz ADI-Wert. „Die im Handel zugelassenen, süßstoffhaltigen Lebensmittel und Produkte unterschreiten diesen ADI-Wert in der Regel deutlich, sofern die üblichen Portionsgrößen verzehrt werden und kein exzessiver Konsum vorliegt“, so die Expertin.
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Bei der „Bewertung von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen“ beruft sich auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf den ADI-Wert sowie auf das NOAEL (No-Observed-Adverse-Effect-Level). Dabei handelt es sich um die Aufnahmemenge, bis zu der in Tierversuchen keine unerwünschten Reaktionen auftraten. Jener NOAEL wird mit einem bestimmten Sicherheitsfaktor multipliziert, um die Ergebnisse auf den Menschen übertragen zu können. Laut BfR beträgt der NOAEL oft ein Hundertstel des ADI-Werts. „Diese Menge kann täglich lebenslang aufgenommen werden, ohne dass unerwünschte Wirkungen zu erwarten sind“, heißt es da.
Gegenanzeigen für Aspartam
Eine kleine Ausnahme gebe es dann aber doch: Menschen mit der seltenen Stoffwechsel-Erbkrankheit Phenylketonurie. Sie sollten Aspartam gänzlich umgehen, warnt Knop, da es im Verdacht stehe, bei ihnen Nerven- und Hirnschäden verursachen zu können. Er rät übrigens auch generell gesunden Menschen, die Substituierung von Zucker durch „Zuckervorgaukler“, wie er sie nennt, zumindest zu hinterfragen. Seine Einschätzung: Sie verwirren den Körper.
Wer etwas Süßes esse, signalisiere seinem Körper somit, dass etwas Zuckerreiches komme. Das sei aber nicht der Fall. Möglich also, dass die Aufnahme von Süßstoff den Appetit und folglich zum Weiteressen oder Naschen anregt. „Süßstoffe sind in Studien zumeist mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht verbunden“, berichtet der Wissenschaftler. Aus dieser Korrelation sei jedoch nicht automatisch eine Kausalität abzuleiten.
FITBOOK jedoch hat bereits von einer Studie mit Ratten berichtet, bei der Aspartam (ebenso der Süßstoff Acesulfam) bei den Tieren auffällig oft Fettleibigkeit und Diabetes ausgelöst hatte. Die zuständigen Forscher vermuteten Veränderungen im Fett- und Energiestoffwechsel. Mediziner Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam gab damals aber entwarnend zu bedenken, dass diese Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf den Menschen übertragbar sind. Generell sei die Aussagekraft ohne weiterführende Untersuchungen anzuzweifeln.
WHO stuft Süßstoff ein Aspartam möglicherweise krebserregend! So viel Cola Light kann man bedenkenlos trinken
Große Langzeitstudie Light-Getränke erhöhen das Risiko für bestimmte Krebsarten deutlich
Nachgefragt Machen Süßstoffe dick statt dünn?
Fazit
Für gesunde Menschen geht von Aspartam kein Gesundheitsrisiko aus, darüber sind sich Wissenschaftler einig. Was bleibt, ist die „Frage nach Sinn und Unsinn von Süßstoffen“ – findet zumindest Ernährungswissenschaftler Knop. Wer Kalorien einsparen möchte, ohne auf scheinbare Süße zu verzichten, dürfte seinen persönlichen Sinn gefunden haben. Möglich bloß, dass die immer wieder aufkommenden Krankmach-Diskussionen einen ungewünschten Beigeschmack bescheren.