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12. Februar 2025, 13:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Biss in einen frisch-knackigen Apfel ist für den einen ein Vergnügen, für den anderen der Beginn von tränenden Augen, Juckreiz und Schwellungen im Mund-Rachen-Bereich. Doch es gibt gute Neuigkeiten für Apfelallergiker: Nach fünf Jahren Forschung zieht noch dieses Jahr eine allergikerfreundliche Sorte in die Supermärkte ein.
Schätzungsweise leben in Deutschland zwei Millionen Menschen mit einer Apfelallergie – Tendenz steigend. Hinzu kommt, dass diese Personen häufig auch empfindlich auf Hasel, Birke und Erle reagieren. Man spricht von einer Kreuzallergie.1 Doch das Projekt eines Zusammenschlusses von Wissenschaftlern der Hochschule Osnabrück, der Technischen Universität München (TUM), der Charité-Universitätsmedizin sowie der Züchtungsinitiative Niederelbe trägt nun im wahrsten Sinne Früchte: Noch in diesem Jahr wird ein Apfel im Supermarkt erhältlich sein, der freundlich für Allergiker ist.
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Übersicht
Die meisten Menschen reagieren auf „Mal d1“
Als Faustregel für den Alltag gilt: Alte Apfelsorten sind in der Regel allergikerfreundlicher als neue. Denn diese enthalten höhere Mengen von Polyphenolen, die absichtlich in neueren Sorten herausgezüchtet wurden. Denn die Züchter wollten so den säuerlichen Geschmack und schnelles Braunfärben nach dem Anschneiden reduzieren – mit unerfreulichen Nebenwirkungen für Allergiker. Die Phenole könnten die fiesen Apfelallergene inaktivieren, wenn sie in ausreichenden Mengen enthalten wären.
In Deutschland weisen Apfelallergiker spezifische Antikörper gegen das Hauptallergen in Äpfeln, das Mal d1, auf. Sie reagieren beim Essen mit dem sogenannten „Oralen Allergie-Syndrom“ (OAS), welches sich durch Jucken von Lippen und Zunge, Schwellungen der Mundschleimhaut und Verengungen im Halsbereich äußert. Das Forschungsteam entwickelte jedoch zwei Apfelsorten mit einem geringen Gehalt des Mal d1 – eine wird noch dieses Jahr im Handel erhältlich sein. Da dieses Hauptallergen sehr ähnlich zum Allergen Bet v1 in Birkenpollen ist, kommt es zu Kreuzallergien.2
Start mit über 700 Sorten
Für das Projekt standen dem Team über 700 Apfelsorten aus dem Programm der Züchtungsinitiative Niederelbe zur Verfügung. Durch kontrollierte Bestäubung konnten die Wissenschaftler besonders verträgliche Sorten entwickeln. Kontrolliert meint hier, dass sichergestellt wurde, dass keine fremden Pollen in die Blüten gelangen. Sobald die Äpfel reif waren, wurden sie auf ihren Allergengehalt, genauer den Gehalt des Mal d1, getestet.3
Berliner Charité ließ Allergiker die erfolgversprechendsten Sorten essen
Jene Neukreationen, die durch einen geringen Allergengehalt punkten konnten, durften weiterziehen an die Charité in Berlin. Dort wurden sie auf ihre Verträglichkeit überprüft. Hierfür aßen Apfelallergiker unter medizinischer Aufsicht frische Proben der neu gezüchteten Sorten und sollten anschließend typische Symptome wie Juckreiz oder Kribbeln im Mund nach ihrer Intensität bewerten. Im ersten Durchlauf wurden 19 Sorten getestet, dann 22 andere. 17 davon wurden ein zweites Mal als Kostprobe gereicht. Die Wissenschaftler stellten fest, dass einige Sorten sogar als besser verträglich bewertet wurden als die bekannte allergikerfreundliche Sorte „Santana“.
Am Ende des Projekts stehen zwei auserkorene Sorten, die zwar nicht vollständig allergenfrei, aber sehr gut verträglich für Betroffene sind.
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Im Herbst ist es soweit
Die beiden Sorten – eine frühe und eine späte – sind dieses Jahr marktreif. So können sich Allergiker bereits diesen Herbst über eine gut verträgliche Apfelsorte im Supermarkt freuen, die zweite wird im Januar 2026 erscheinen. Die Herbstsorte sei etwas süßer, die Januarversion etwas säuerlicher. Der Anbau findet im alten Land Hamburg statt. Damit Verbraucher erkennen, zu welchen Äpfeln sie greifen müssen, werden die Früchte mit dem Qualitätssiegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) gekennzeichnet sein.
Übrigens: Noch tragen beide Sorten keinen Handelsnamen – wie würden Sie eine neue Apfelkreation nennen?
Test: Könnte ich eine Apfelallergie haben?
Das Bayrische Obstzentrum gibt Verbrauchern einen kurzen Fragenkatalog an die Hand, welcher Hinweise geben kann, ob man an einer Apfelallergie leidet. Es weist allerdings auch darauf hin, dass für eine klare Diagnose nur eine medizinische Untersuchung infrage kommt.4
Falls Sie die meisten der folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten können, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Mal-d-1-Apfelallergie vor. Am besten sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Allergologen.
- Kommen die Symptome der Allergie in erster Linie im Mund-Rachen-Raum vor?
- Treten ein oder mehrere folgende Symptome auf:
- Rötung und/oder Anschwellen der Schleimhaut im Mund und Rachen
- Juckreiz und/oder pelziges Gefühl an diesen Stellen
- Erhöhtes Bedürfnis, sich zu räuspern
- Wird die Allergie nicht ausgelöst, wenn sie erhitzte Produkte wie Apfelsaft, Bratäpfel oder Apfelkuchen trinken bzw. essen?
- Leiden Sie an einer Allergie gegen Birkenpollen (und/oder Haselnuss bzw. Erle)?
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Liste allergikerfreundlicher Apfelsorten
Der BUND in Lemgo führt seit Jahren laufend in Zusammenarbeit mit Allergikern eine Übersicht zu (nicht) verträglichen Apfelsorten.5
Verzichten sollten Allergiker besser auf:
- Pink Lady
- Braeburn
- Elstar
- Fuji
- Gala
- Granny Smith
- Golden Delicious
- Grahams Jubiläumsapfel
- Roter Delicious
- Jonagold
Zu den allergikerfreundlichen Sorten zählen unter anderem:
- Carola
- Goldparmäne
- Jessenapfel
- Mutterapfel
- Pilot
- Pinova
- Roter Boskop
- Usterapfel
- Wellant
Die vollständige und fortlaufend aktualisierte Liste finden Sie hier zum Download.