13. März 2023, 11:48 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das Alzheimer-Risiko lässt sich womöglich mit der richtigen Ernährung verringern. Forscher aus den USA entdeckten bei älteren, bereits verstorbenen Personen, die sich auf ganz bestimmte Weise ernährt hatten, überraschend wenig Alzheimer-Marker im Gehirn.
Die Frage, wie genau Alzheimer entsteht, welche Faktoren die Krankheit begünstigen oder welche Ernährung ganz konkret das Alzheimer-Risiko senken kann, bleibt in ihrer Gänze vermutlich noch lange unbeantwortet. Und doch kommt die Forschung dem Rätsel gerade in den letzten Jahren immer mehr auf die Spur. Forscher der Rush University in Chicago machten jetzt eine aufschlussreiche Entdeckung, nachdem sie die Gehirne von älteren, verstorbenen Frauen und Männern genauer untersuchten. So einte jene Menschen, die die wenigsten Anzeichen für Alzheimer im Gewebe aufwiesen, nicht nur die gemeinsame Vorliebe für eine bestimmte Gemüsesorte – sie hatten sich zu Lebzeiten auch an eine von zwei gesunden Ernährungsformen gehalten.
Übersicht
Mehr als jeder Zweite hatte Anzeichen von Alzheimer im Gehirn
Für die Studie wurden bereits in den 90ern insgesamt 581 Personen mit einem Durchschnittsalter von 84 Jahren gebeten, jährlich detaillierte Fragebögen über ihre Ernährung auszufüllen. Die Teilnehmer erhielten einen Punkt für jedes konsumierte Lebensmittel, das wissenschaftlich belegt gesund fürs Gehirn ist. Einen Punkt Abzug gab es für jedes ungesunde Lebensmittel. Die Teilnehmer starben im Durchschnitt sieben Jahre nach der ersten Ernährungsbewertung. Erschreckend: Unmittelbar vor dem Tod wurde bei 39 Prozent der Teilnehmer Demenz diagnostiziert. 66 Prozent erfüllten die Kriterien für die Alzheimer-Krankheit. So heißt es in der Studie, die im Fachblatt „Neurology“ veröffentlicht wurde.1
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Krank machende Plaques im Gehirngewebe von Fast-Food-Fans
Die Untersuchung zeigte, dass Menschen, die größere Mengen Gebäck, Süßigkeiten und frittierte Speisen und Fast Food – also stark verarbeitete Produkte – aßen, überdurchschnittlich viele Ablagerungen der krank machenden Eiweißstoffe, sogenannte Plaques und Tangles (verklumpte Nervenfaserknäuel), in ihrem Gehirngewebe aufwiesen. Sogenannte Amyloid-Plaques und neurofibrilläre Knäuel gelten als wesentliche Veränderung des Hirngewebes bei der Alzheimer-Erkrankung. Diese Beobachtung stützt die lang gehegte Vermutung, dass die falschen Lebensmittel bzw. schlechte Ernährungsgewohnheiten auf Dauer dem Gehirn schaden.
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Diese 2 Ernährungsformen senken laut Studien das Alzheimer-Risiko
Die MIND-Diät besteht aus 15 gesunden Komponenten und wurde eigens entwickelt, um das Gehirn bis ins hohe Alter fit zu halten. Dazu zählen grünes Blattgemüse wie Grünkohl und Spinat, andere Gemüsesorten, Nüsse, Beeren, Bohnen, Vollkornprodukte, Fisch, Geflügel, Olivenöl und kleine Mengen Wein. Es wurden aber auch fünf ungesunde Komponenten der Ernährung identifiziert, die man nur begrenzt essen sollte. Darunter Butter und Margarine (weniger als 1 Teelöffel pro Tag), Käse, Gebäck und Süßigkeiten sowie frittiertes Essen oder Fast Food (weniger als eine Portion pro Woche). Ähnlich zusammengesetzt wie die MIND-Diät ist die mediterrane Ernährung (Mittelmeer-Diät). Allerdings spielen bei dieser Ernährungsform z. B. Beeren eine untergeordnete Rolle. Die Forscher entdeckten, dass Menschen, die sich an diese recht einfachen Ernährungsregeln ihr Leben lang hielten, nicht nur ein jüngeres, sondern auch ein wesentliches gesünderes Gehirn hatten.
„Als wir die Gehirne auf Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit untersuchten, stellten wir fest, dass diejenigen, die die gesunden Diäten genauer befolgten, weniger Plaques und Tangles hatten“, erklärt Studienleiterin Dr. Puja Agarwal in einer Universitätsmitteilung.2 Und nicht nur das. MIND und Mittelmeer-Diät senken womöglich nicht nur Alzheimer-Risiko. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass solche gesunden Ernährungsweisen auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren.3 Eine Ernährungsumstellung lohnt sich in jedem Alter.
Alzheimer-Risiko senken: Was bewirkt eine Portion grünes Blattgemüse täglich?
Bei der Betrachtung einzelner Nahrungsbestandteile entdeckten die Forscher weiter, dass die schützende Wirkung vor allem von grünem Blattgemüse ausgeht. Genauer: Wer jeden Tag eine Portion Spinat, Grünkohl, Mangold oder Ähnliches aß, wies eine Gehirnstruktur auf, die 19 Jahre jünger war als das tatsächliche Alter. „Dass der Verzehr von grünem Blattgemüse mit weniger Alzheimer-Anzeichen verbunden ist, ist faszinierend“, merkt Dr. Agarwal weiter an. Für die Wissenschaftlerin ist die Erkenntnis eine kleine Sensation. Denn wenn sich lediglich mit einer täglichen Portion grünem Blattgemüse das Alzheimer-Risiko tatsächlich deutlich reduzieren ließe, wäre das für jeden Menschen machbar. „Obwohl unsere Forschung noch nicht beweisen kann, dass eine gesunde Ernährung zu weniger Ablagerungen von Amyloid-Plaque im Gehirn führt, wissen wir, dass es einen Zusammenhang gibt.“ Welcher genau, das hofft sie durch weitere Forschung ans Licht zu bringen.
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Quellen
- 1. Agarwal, P., Leurgans, S.E., Agrawal, S. et al. (2023). Association of Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay and Mediterranean Diets With Alzheimer Disease Pathology. Neurology.
- 2. Rush University. Healthier Diet Can Slow Brain Aging .(aufgerufen am 10. März 2023)
- 3. Estruch R., Ros E., Salas-Salvadó J. et al. (2018). Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet Supplemented with Extra-Virgin Olive Oil or Nuts. The New England Journal of Medicine.